Kapitel 7

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Lena

Nach einer Stunde wachte sie schweratmend auf.
Sie hatte einen schlimmen Traum gehabt.
Alex lief auf sie zu, doch anstatt sich in ihre Arme zu werfen, umarmte er eine große, wunderschöne Frau, lachte sie an, küsste sie, ging mit ihr fort.

Er drehte seinen Kopf noch einmal zu ihr, schüttelte ihn, als wollte er sagen: „Was hast du dir denn eingebildet, Kleine? Du und ich?" Er lachte laut auf.
Sie sprang aus dem Bett, versuchte sich zu beruhigen.

„Träume sind Schäume!" sagte sie laut zu sich selbst.
Sie machte sich einen starken Kaffee, Essen konnte sie ihrem verknoteten Magen nicht antun.
Sie zog sich an, tigerte durch den kleinen Raum, sah zum Fenster hinaus, sah auf ihr Handy, versuchte zu lesen, schaltete den Fernsehapparat ein und gleich wieder aus.
Sie hatte das Gefühl, es seien Ewigkeiten vergangen, seit sie von ihm weg gegangen war, und doch waren es erst ein paar Stunden.
Na, das konnte ja lustig werden, wenn er sich wirklich erst in ein paar Tagen melden konnte, weil er seine Angelegenheiten mit der anderen Frau regeln musste!

Da brummte ihr Smartphone.

Endlich eine Nachricht von ihm! Voller Hoffnung öffnete sie den Ordner, las den kryptischen Text:

Hallo, Süße! Es gibt ziemliche Probleme,
unerwartete Probleme! Doch trotzdem bitte
ich dich, mir zu vertrauen!


Das klang nicht gut!
Das klang verdammt nicht gut!
Wann würde dann kommen: Wir können uns nicht mehr sehen!?
In diese Richtung schien es doch zu laufen, oder?
Was sollte dann aber diese Bitte um Vertrauen?
„Schlaf bloß nicht mit einem anderen, weil ich es mir vielleicht doch noch überlege? Weil ich dich vielleicht doch mal wieder anrufe, wenn ich nichts anderes fürs Bett finde?"

Sie hatte zu wenig Erfahrung mit solchen Männern!
Mit so gut aussehenden Männern, mit erwachsenen Männern!
Tickten die so?

Bisher hatte immer sie die Affären mit den ungefähr Gleichaltrigen beendet, mal schneller, mal nach längerer Zeit, aber sie hatte immer offen ausgesprochen, was Sache war!
Warum war er nicht auch so offen mit ihr?
Na, dann musste sie eben offen sein!
Er sollte sich nicht einbilden, dass sie heulend im stillen Kämmerlein säße und auf ihn wartete!

Mach dir keinen Kopf!
Es war eine heiße Nacht, lass uns
nicht mehr hineininterpretieren!
Ich fahre eh ein paar Tage
mit meiner Clique weg!
Man sieht sich ja vielleicht wieder einmal!
schrieb sie zurück.

Gut, dass die Tränen nicht mit übertragen wurden, die aufs Display tropften und auch nicht die Schluchzer, die sie schüttelten.

Alex und Lena

Alex erstarrte, als er ihre Antwort las.
Was sollte das jetzt?
Was wollte sie ihm denn jetzt mitteilen?
Dachten junge Mädchen so?
Er hatte zu wenig Erfahrung mit dieser Altersklasse.
Aber so konnte er sich doch nicht getäuscht haben!
Sie hatte doch etwas für ihn empfunden!

Klar! meldete sich die Stimme in seinem Kopf. Lust! Geilheit! Spaß! Vergnügen!

Er schüttelte den Kopf, um den Teufel darin zu vertreiben.

Er las noch einmal, was er ihr geschrieben hatte.
Gut, da ließe sich auch etwas wie Abservieren hinein interpretieren!
Sie kannte ihn ja nicht. Er könnte ja durchaus das Arschloch sein, das sie wohl hinter seiner Botschaft vermutete.

Er konnte ihr die Sache mit dem Kind jetzt im Moment nicht erklären, aber er durfte sie auch nicht verlieren.
Diese Schreiberei war ja auch blöd! Warum sprach man nicht einfach miteinander?
Er antwortete trotzdem:

Nein, du wirst nicht mit deiner Clique
wegfahren! Ich habe mich von Evi getrennt,
wie versprochen, aber es gibt etwas,
das ich nicht hier und nicht jetzt besprechen kann!
Ich werde dich jetzt gleich anrufen, und ich bitte dich,
geh ran! Lass mich nicht mit der Mailbox verhungern!

StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt