Evi
Sabine war gleich aufgebrochen, um zu Evi zu fahren.
Ihr war schlecht vor Wut und Aufregung.
Evi hatte Lenas Tasche durchwühlt, sich ihren Namen und ihre Adresse aufgeschrieben. Man wusste ja nie, wozu diese Informationen gut sein konnten!
Dann hatte sie ihr Handy durchsucht, die Chats mit Alex gelesen, war versucht, das Ding an die Wand zu werfen!Doch sie besann sich, notierte lieber alle Infos, die sie finden konnten.
Als sie lächelnd die Türe öffnete, stand Alex Mutter davor.
„Eigentlich sollte ich dir ja eine knallen!" fuhr Sabine sie an.
„Ich bekomme dein Enkelkind!" schoss Evi zurück und lächelte falsch.
Damit nahm sie Sabine erst einmal den Wind aus den Segeln.Ja, dieses Kind!
Das konnte ja was werden.
Sie mahnte sich zur Ruhe. „Ich wollte Lenas Tasche holen!" sagte sie beherrscht.„Kommt Alex noch mal vorbei?" fragte Evi.
„So schnell wohl nicht! Falls es dich interessiert, Lena muss ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, aber sie wird keine Anzeige gegen dich erstatten!" antwortete Sabine.
„Pah! Anzeige! Sie hat mich beleidigt, hat mich Nutte genannt!" wehrte Evi ab.
„Wie ich gehört habe, hast du damit angefangen! Sie hat nur reagiert!" gab Sabine zu bedenken.
„Ja, bei ihr stimmt es ja!" Evi war vollkommen uneinsichtig. Sie war das Opfer.
Sabine sah, dass sie auf verlorenem Boden kämpfte. Sie versuchte deshalb zu retten, was zu retten wäre.„Evi, um des Kindes willen! Schließ Frieden mit Alex und auch mit Lena, weil sie eben zu ihm gehört! Macht alle drei das Beste aus dieser verfahrenen Situation!"
Doch Evi lachte nur bitter. „Diese Frau wird mein Kind nie sehen, geschweige denn anfassen! Und er auch nicht, solange er mit der zusammen ist. Und zahlen wird er trotzdem! Dafür sorge ich schon!"
Kopfschüttelnd fuhr Sabine zum Krankenhaus.Lena war zwar schläfrig, freute sich aber über den Besuch seiner Familie. Gegen neun bat die Stations-Schwester die Besucher zu gehen.
Alex ließ sich nicht vertreiben.
Er saß auf dem Stuhl neben ihrem Bett, streichelte ihre Hand, bewachte ihren Schlaf.Er kam ins Grübeln.
War er gut für sie?
Würden sie all die Schwierigkeiten, die auf sie zukamen, überstehen, als Paar überstehen?
Oder sollte er die Reißleine ziehen?
Jetzt, am Anfang?
Wenn es vielleicht noch nicht so weh tat, sie zu verlieren?
Tat es jetzt weniger weh als in ein paar Wochen oder Monaten?Würde er sie je vergessen können?
Ihren Intellekt, ihre Schlagfertigkeit, ihren Humor, ihre Küsse, ihren Körper?
Würde er es überleben, sie zu verlieren, um sie zu beschützen?
Vor der Verrückten zu beschützen?Würde er es schaffen zuzusehen, wie er sie Stück für Stück verlor, weil die Probleme zu groß wurden?
Er wusste es nicht!
Er hatte keinerlei Erfahrung mit Liebe!
Als Teenager hatte er oft geglaubt, verliebt zu sein.
Aber später?In der Zeit nach dem Tod seines Vaters wollte er vor allem Sex, zur Ablenkung, um seine Bedürfnisse zu stillen.
Da hätte er gar nicht die Kraft für eine Beziehung gehabt.
Ein, zwei Jahre freies Studentenleben waren ihm dann vergönnt gewesen, die er nutzte, um zu leben.
Da hatte eine Bindung an eine Frau auch nicht wirklich Platz gehabt.Gut, wenn ihn in dieser Zeit die Liebe erwischt hätte, hätte er sich nicht dagegen gewehrt.
Aber es hatte kein Mädchen gegeben, das ihn länger interessiert hatte, neben dem er einschlafen und aufwachen wollte, mit dem er Pläne machen wollte.
Und dann kam Evi und blieb wie Kaugummi an ihm kleben.
Warum nur hatte er sich nicht gewehrt?Die Arbeit hatte ihn gefordert, Kohle machen war angesagt, das Privatleben war nicht mehr so wichtig gewesen.
Bis Lena kam!
Was macht dich so sicher, dass sie dich in einer Woche noch interessiert? fragte die ekelhafte Stimme in seinem Kopf.
Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es so ist! antwortete er.

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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...