Am nächsten Tag brachte der Pfleger Alex zur Physiotherapie. Seine Muskeln waren durch das lange Koma etwas schwach geworden.
Lena begleitete ihn wie selbstverständlich.
„Nicht, dass es da eine wunderschöne Therapeutin gibt!" zog sie ihn auf.
Sie saß auf dem Bike-Trainer neben ihm, lief auf dem Laufband neben ihm.Danach musste er zur Logopädin. Die brachte ihm bei, dass er zunächst nur die dunklen Vokale sprechen sollte.
„UUUUU! Huhu! OOOOO! Hoho! AAAAA! Hahaha!" sprach sie ihm vor, und er wiederholte brav alle Übungen.Lena musste sich sehr beherrschen, um nicht brüllend loszulachen.
Na! Der Wortschatz im Bett scheint ja wieder möglich zu sein! dachte sie.
Alex las ihre Gedanken sehr genau, brachte das Grinsen kaum aus dem Gesicht.
Es war sicher von Vorteil, wenn er die Laute der Lust nicht auf den Block schreiben musste.Als sie ihn mit dem Rollstuhl zurück zu seinem Zimmer schob, übte er fleißig.
„UUUUU! OOOOO! AAAAA!"
Patienten und Pflegepersonal sahen sie mitleidig an, weil sie sich wohl um einen behinderten jungen Mann kümmern musste.„Halt die Klappe, Borchert!" schimpfte sie.
Er grinste nur vor sich hin.
Als er in seinem Bett lag, zog er sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich. „UUUUU!" stöhnte er, und sie hielt sich den Bauch vor Lachen.Er war abgehoben vor Glück! Er konnte sie wieder zum Lachen bringen, konnte zusammen mit ihr durchs Bett rollen!
„OOOOO!" stieß er hervor, weil er ja seine Übungen machen musste.Zum Mittagessen bekam er eine Cremesuppe, eine wahnsinnige Steigerung zum Jogurt.
„AAAAA!" jubilierte er.
An den nächsten drei Tagen nahm er fleißig an seinen Therapien teil, sie lachten sich durch den ganzen Tag, er bekam zunehmend Essen, das diesen Namen verdiente.Das Personal liebte die Beiden von ganzem Herzen.
Lena telefonierte mit Max, der absolut geschockt war.
„Wann darf er denn nach Hause?"„Ich denke, in zwei oder drei Tagen!" antwortete Lena.
„Ich hole ihn mit dem Flugzeug ab!" schlug er vor.
Alex, der mithörte, winkte ab. „Das lohnt nicht! Die kurze Strecke! Wir schaffen das schon mit einem Linienflug!" schrieb er, und sie gab die Worte weiter.Sie rief auch Slavko an, erklärte, was geschehen war. Der Kroate war überglücklich, dass es dem Freund wieder gut zu gehen schien.
Täglich telefonierte sie mit Daniel, um sich nach Sia zu erkundigen.Alex wäre es zwar lieber gewesen, es wäre eine Daniela gewesen, aber er war dem Freund von ihr, der gerne mehr gewesen wäre, doch sehr dankbar.
„Sie ist ein bisschen verstört!" berichtete der Münchner am ersten Tag, und Lenas Herz drehte sich um.
Aber jetzt im Augenblick war Alex wichtiger.
Er spürte ihre Beunruhigung. „Willst du nach Hause?" schrieb er und hatte panische Angst vor ihrer Antwort.Sie schüttelte nur den Kopf, sprechen war schwierig im Moment.
Er fühlte ihren Kampf, ganz kurz nur kam die alte Eifersucht in ihm hoch.
Du solltest sie nach Hause schicken!
Du solltest sie zu diesem Kind schicken, das sie braucht!
Aber er wäre gestorben, wenn sie wirklich geflogen wäre.
Er wusste, er war bodenlos egoistisch, aber er konnte hier nicht ohne sie bleiben.In den nächsten Tagen gewöhnte sich Sia immer besser an Daniels Mutter, und beide waren unsäglich erleichtert.
Eines Abends wollte Alex sie unbedingt in ihr Zimmer begleiten. Er rollte neben ihr her durch die Gänge, prägte sich den Weg ein, damit er später wieder zurück finden würde.
Als sich die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, zog er sie auf seinen Schoß.
Er küsste sie unendlich zärtlich, unendlich lange, wie er sie immer küsste.
Immer legte er alles in seine Küsse, sein Gefühl, sein Herz, seine Zärtlichkeit.
„Ich will mehr!" flüsterte er leise, das durfte er schon wieder. „Ich will alles!" Er küsste sich an ihrem Hals entlang. Seine Hände umfassten fordernd ihre Brüste. „Ich will dich!"
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...