Kapitel 58

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Kroatien 7

Um Mitternacht schoben sie den Kinderwagen nach Hause. Sie waren etwas beschwipst, aber stock betrunken vor Glück. Alessia war noch gut drauf, sie hatte am Nachmittag lange geschlafen.
„Langsam gewöhnt sie sich an den südlichen Lebensstil!" meinte Lena. „Das wird daheim was werden!"

In einer kleinen Parkbucht ließ Alex den Kinderwagen stehen, hob seine Tochter heraus und tanzte mit seinen Damen einen Walzer auf der Straße. „Daheim?" fragte er. „Was ist das?"
Lena hielt sich den Bauch vor Lachen. „Wie lange sind wir eigentlich schon hier?" fragte sie japsend.

„Keine Ahnung! Keine Ahnung!" sang er im Dreivierteltakt. „Finger weg!" fuhr er die Kleine an, die nach seinen Haaren grapschte.
Ihre Händchen zuckten zurück und legten sich sanft auf seine Wangen. „So ist es lieb! So ist es lieb!" sang er weiter.
Er küsste die beiden Mädchen in seinen Armen ab. „Ich liehiebe euch! Ich liehiebe euch!"
„IIIIIIII!" schloss sich die Kleine an.

„Das ist schön, dass du mich auch liebst!" Atemlos hielt er inne. „Und die Mama?"
„Die liehiebt dihich auch!" versicherte Lena nach Luft schnappend. Sie nahm den leeren Wagen, Alex trug die Kleine die letzten Meter.
Sie legten Alessia, nachdem er sie gewickelt hatte, ins Bettchen.

„Also ich brauche heute noch eine Flasche Wein und eine Schachtel Zigaretten, um runterzukommen!" beschloss er dann. „Setz dich einstweilen raus! Ich bringe alles, Süßelchen!"
Etwas kurzatmig ließ er sich dann auf den Stuhl neben ihr plumpsen.
„Was hast du denn heute erwischt?" fragte sie ihn.

„Eine Überdosis Glück!" Er knutschte sie leidenschaftlich nieder. „Und du gibst Ruhe! Wir sind heute beschwipst, da geht nichts mehr!" erklärte er seinem Freund.
Lena konnte nicht mehr. „Hörst du jetzt endlich auf, du Kasper?"
„Nein!" antwortete er trocken und knutschte weiter. „Weil ich dich jetzt nämlich auffresse, ganz und gar!"

Plötzlich stockte er. „Und dann?" fragte er sich selbst. „Ganz schlechte Idee!"
Er schenkte grinsend zwei Gläser voll, stieß mit ihr an. „Ex und hopp!" kommandierte er und leerte seines auf einen Zug.
Dann zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
Er sah sie mit dem geübten Welpenblick an, den er draufhatte wie kein anderer. „Das Leben ist so wunderbar, Süße! Da darf man doch mal überschnappen, oder schnuckeliges Schnuckelchen?"

Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Das liebte er sehr, weil er dann immer wie zufällig über die zarte Haut ihrer Wange streichen und ebenso zufällig ihren Nacken berühren konnte.
Wobei sie dann immer tief einatmete und die Augen halb schloss.
Was wiederum ihn noch mehr anturnte und seinen Atem schneller werden ließ.
Was dann sie dazu brachte, sich an ihn zu pressen.
Was seinem Freund immer außerordentlich gefiel.

Er zog ihren Kopf sanft zu sich. Kurz bevor er ihre Lippen berührte, flüsterte er innig. „Ich liebe dich so sehr, meine Schöne!"
„Ich liebe dich auch, Mann meines Lebens!" antwortete sie in den Kuss hinein.
Sie sagte es noch immer nicht oft, aber er spürte es am Tag tausend Mal.
„Danke!" erwiderte er wie jedes Mal.

Der Wein und das Nikotin begannen zu wirken, er fuhr ein wenig runter. Er schenkte sich nach, stieß mit der Liebe seines Lebens an.

„Du hast gefragt, wie lange wir schon hier sind? Ich weiß es wirklich nicht!"
Sie begannen die Wochen anhand der Besuche und Unternehmungen abzuzählen, kamen auf fünf.
„Fünf Wochen? Und wann müssen wir wieder zurück?" Sie war vollkommen von den Socken.

„Wenn deine Schule anfängt!" antwortete er seelenruhig.
„Aber ich....!" Da begriff sie. „Echt? Wir können so lange bleiben, wie wir wollen?"
„Sieht im Moment so aus!" Er lächelte sie an. „Ich habe gestern mit Max telefoniert. Er ist zufrieden mit der Situation. Ich arbeite, bringe Kohle rein, treffe Entscheidungen! Mehr tue ich in Regensburg auch nicht. Vielleicht fahren wir mal für eine paar Tage heim, wenn etwas Wichtiges ansteht, aber das sehen wir dann, wenn es so weit ist!"

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