Kapitel 52

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Kroatien

Alex streckte sich, sprang aus dem Wagen, dehnte seine langen Beine.
Alessia brabbelte vor sich hin, schien aber friedlich bleiben zu wollen. Er hob sie heraus, ein Windstoß kam auf und blies ihr direkt ins Gesicht. „OOOOO! UUUU!" rief sie und fasste in die Luft, als wollte sie die Bö fangen.

Alex hatte wieder einmal Tränen in den Augen, weil sie so zuckersüß war. Er drehte sich mit ihr vor Freude am Leben im Kreis und Lena machte ein Foto von den beiden.

Dann küsste er die Liebe seines Lebens. Alessia schien nichts dagegen zu haben, spitzte die Lippen, als wollte sie mitküssen. Alex musste vor Lachen aufhören, Lena abzuschmusen.

„Mhmhmhm!" machte die Kleine, und die Erwachsenen ließen sich auf einen Terrassenstuhl fallen. Sie konnten nicht mehr! Das Mädchen brachte sie um.
Plötzlich wurde Alex sehr ernst und sah Lena an.

„Mein Gott! Was hätte sie für ein Leben, wenn du nicht eine so tolle Frau wärst! Bist du dir darüber eigentlich klar? Wenn du dich quergestellt hättest? Ich meine, wir kannten uns eine Nacht! Dann hast du schon beschlossen, den Weg mit mir durch diesen Schlamassel zu gehen! Wie viele Mädchen mit 22 machen das wohl?" Er zog sie auf seinen Schoß, Alessia zwischen ihnen.

„Mir wird das grade so richtig bewusst! Wenn du nein gesagt hättest, als es schwierig wurde, wäre die Maus ins Heim gekommen oder zu einer fremden Pflegefamilie!" Er küsste sie auf die Haare. „Und als ich abgehauen bin, hast du zu ihr gehalten! Bist du bei ihr geblieben! Du hättest sie ja einfach bei meiner Mutter oder Schwester abgeben können! Aber was hast du getan? Du hast dir das Sorgerecht ergaunert!"

Er hatte das bisher noch gar nicht so klar durchblickt und schon gar nicht ausgesprochen. Er hatte im Moment das Gefühl, vor Liebe zu ihr zu platzen.
Er musste die Rührung in Griff bekommen. „Packen wir aus!" sagte er leise und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Alessia hatte ganz still gehalten, hatte ihn nicht aus den Augen gelassen, als verstünde sie, dass es um sie und ihr Glück ging.
Alex strich der Kleinen mit dem Finger über die dicke Backe. „Ja, Töchterchen! Wir haben der Mama viel zu verdanken, wir beide!"

„OOOOO!" antwortete die Kleine ernst.

Als sie alles ins Häuschen geschafft hatten und gerade das Reisebettchen aufbauten, hielt draußen ein klappriger Pickup.
Slavko hatte ein deutsches Auto gesehen, musste nachsehen, ob es Freunde oder Feinde waren.
„Hallo, Deutsche?" brüllte er so laut, dass Alessia zusammenzuckte. Da stand er auch schon im Zimmer.

Er riss erst Alex in seine Arme, dann Lena. „Hallo Freund! Alles gut?" stieß er hervor.
„Ja, alles bestens. Und danke für deine Hilfe!" antwortete Alex. Ohne Slavko hätte es Chris viel schwerer gehabt, ihn zu finden.
Der Kroate wischte den Dank mit einer Handbewegung weg. „Engelchen? Alles gut mit Idiot?"
Sie lächelte ihren Lieblingsidioten an. „Besser als gut, ja!"

Da meldete sich Alessia, die im Kinderwagen geparkt worden war.
Eine fremde Stimme?
Ein Opfer?

Slavko riss den Kopf herum. „Ein Baby? Woher? Haste geklaut?"
„Das ist eine lange Geschichte!" versuchte Alex im Augenblick abzuwiegeln.
Slavko ließ sich in einen Sessel fallen. „Hab Zeit!" brummte er.
Lena hob die Kleine auf ihre Arme.

„Is deins!" stellte der Freund mit einem Blick auf Lena und das Kind fest. „Wann gemacht?"
Alex setzte sich dazu, erzählte die etwas verworrene Geschichte von ihnen dreien.
Slavkos Augen wurden immer größer. „Ist Kind von Ex? Und du bist Mama? Warum schaut aus wie du? Schaut Ex aus wie du?"
Alex schwankte zwischen Augenverdrehen und Lachen. Immer wieder die gleichen Fragen!

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