Kapitel 50

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Am Abend kamen Olivia und Bill und Alex' Mutter.
Die drei waren etwas verunsichert, sie hatten bisher noch nicht mit den Heimkehrern gesprochen, nur kurz mit Alex, als er sie eingeladen hatte.

Das schlechte Gewissen war ihnen noch immer anzusehen.
Doch Lena klärte gleich die Fronten, sprach alles, was zwischen ihnen stehen konnte, offen an.
Natürlich war sie damals enttäuscht gewesen, natürlich hätte sie sich mehr Unterstützung gewünscht, was sie auch zugab.

„Aber ich habe es ja schon ein paar Mal erklärt. Es war im Nachhinein alles gut so, außer natürlich Alex' Unfall. Ich musste mich ganz und gar auf Alessia einlassen, sie sich auf mich, ich bin erwachsen geworden und konnte zu meinem Versprechen stehen, das ich Alex ganz am Anfang gegeben hatte!"


Alex sah sie stolz an, hatte natürlich auch bemerkt, dass sie die Kleine wieder Alessia nannte. Er verstand, warum sie die Abkürzung gewählt hatte, weil er in ihre Seele sehen konnte. Ohne dass sie darüber je ein Wort verloren, hieß das Mädchen von dieser Stunde an wieder Alessia.

Nach Lenas Worten fielen sich alle um den Hals. Sämtliche Unsicherheiten waren verflogen, sie fanden zu ihrer alten Leichtigkeit und Freundschaft zurück.
„Sie ist ein fantastisches Mädchen!" sagte seine Mutter, als sie mit Alex kurz alleine war.
Er nickte. „Wenn ich eines auf dieser Welt weiß, dann das! Ich hoffe, ich habe sie verdient!"

Als dann Alessia noch einmal aufwachte, war sie natürlich der Star des Abends. Olivia wollte sie unbedingt wickeln. „Damit ich es auch kann, wenn wir mal babysitten!" erklärte sie.

Lena grinste die Freundin an. „Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig mit solchen Angeboten! Könnte sein, dass wir sie annehmen!"
Bill durfte das Baby dann füttern, was sich als schwierig herausstellte. Denn Alessia, die sich durch alle Haarschöpfe gegrapscht hatte, fand sehr schnell eine neue Leidenschaft: Bills Brille!

Er hätte mindestens drei Hände gebraucht, um Kind, Flasche und Brille zu halten. Die vier anderen hielten sich die Bäuche vor Lachen.
„Okay! Livy, ich brauche Kontaktlinsen!" erklärte er stoisch, als die Fassung zum dritten Mal auf dem Boden landete.

Alessia genoss ihren Auftritt von ganzem Herzen. Sie lachte, patschte in die Hände, räumte den Tisch ab, etwas, das seit neuestem zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählte.
Immer wieder überraschte sie die Erwachsenen mit ihrer Schnelligkeit. In der eine Sekunde war sie der Engel, der kein Wässerchen trüben konnte, in der nächsten flog irgendein Teil, das eigentlich gar nicht in ihrer Reichweite gelegen hatte.

Bill war schockverliebt in die kleine Nichte, machte sich aber durchaus Gedanken über ihr Aussehen. Sie glich Lena so voll und ganz in Äußerlichkeiten und Mimik, dass es schon fast etwas gespenstisch war. Doch er behielt seine Überlegungen für sich.

Am nächsten Tag wollte Alex mal wieder an seinem Arbeitsplatz vorbeischauen. Lena fuhr ihn selbstverständlich. Sie hatte sich vorgenommen, das Thema nicht mehr anzusprechen, bis er von sich aus den Wunsch äußerte, sich wieder ans Steuer zu setzen. Er sollte sich nicht immer wieder rechtfertigen müssen, sollte sich nicht schwach und hilflos fühlen.

„Nehmen wir den Kinderwagen mit?" schlug er vor. „Ich will ja in ein paar Abteilungen vorbeischauen, da ist es einfacher, sie zu schieben als zu tragen!"

Sie sah ihn überrascht an. „Ich kann dich aber auch später wieder abholen, wenn du Zeit für dich in der Firma brauchst!"
Jetzt war es an ihm, verwundert zu sein. „Du bist die Frau an meiner Seite, nicht mein Chauffeur!" erwiderte er.

Max freute sich über alle Maßen, seinen Fast-Sohn wieder in die Arme schließen zu können. Seine Augen wurden feucht bei dem Gedanken, er hätte ihn verlieren können.
Er begrüßte auch Lena sehr herzlich und bewunderte das hübsche Kind im Wagen. Er kannte die Geschichte der kleinen Familie, wunderte sich natürlich auch über die Ähnlichkeit zwischen der Frau und dem Kind. Er hatte Evi, diese schreckliche Langzeitfreundin von Alex ein paar Mal auf Firmenfeiern getroffen.

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