Alex
Als Alex losfuhr, tobte alles in ihm vor Zorn.
Zorn vor allem auf Evi, die ihm dieses Kind angehängt hatte, die ihm dieses Kind aufgedrängt hatte.
Ihm und Lena!
Hatte sie gewusst, dass sie für eine Krise sorgen würde zwischen ihnen?
Mit Sicherheit!Dann weitete er seinen Zorn auf seine Schwester und Bill aus. Wie konnten sie Lena so im Stich lassen?
Freundschaft? Familie? Zählte das auf einmal gar nichts mehr?
Seine Mutter! Warum waren sie alle so stur? Hatten sie sich abgesprochen? Wollten sie ihn und Lena zwingen, dieses Kind zu lieben?Lena! Warum ließ sie sich so vereinnahmen von dem schreienden Monster?
Alessia! Warum konnte sie nicht ein normales, liebenswertes Baby sein?Seine Wut verteilte sich gleichmäßig auf alle beteiligten Personen.
Nur sich selbst schloss er aus.
Noch!
Als er Slowenien erreicht hatte, ging er bereits sehr offen mit sich ins Gericht.
Was hatte ihn denn da geritten?
Er war abgehauen! Hatte sie mit dem Kind, seinem Kind alleine gelassen! Lena, die Liebe seines Lebens!War er verrückt?
Und was er ihr an den Kopf geworfen hatte!
Das hätte er auch anders formulieren können!
Liebevoll, so wie er es eigentlich gemeint hatte!
Voll Sorge um sie!
Aber, sie hatte es nicht so verstanden, sie hatte es so hart verstanden, wie die Worte aus seinem Mund gekommen waren.Er knallte mit der Faust aufs Lenkrad!
Verdammter Idiot!
Er sollte gleich wieder umkehren! Aber er merkte, dass ihm die Augen zufielen. Die letzten Wochen hatten ihn ausgelaugt.Es war besser, eine Nacht in ihrem Schloss zu schlafen, in dem Häuschen ihres gemeinsamen Glücks. Vielleicht würde er auch ein paar Tage bleiben, zur Ruhe kommen, aber nur, wenn er mit ihr darüber gesprochen hatte.
Wenn er sie um Verzeihung für seine Kurzschlusshandlung gebeten hatte, wenn sie ihm verziehen hatte!Dann würde er zurückfahren, von zu Hause aus arbeiten oder eine Auszeit nehmen, damit Lena in Ruhe studieren konnte.
Er würde das Kind 24 Stunden am Tag durch die Wohnung tragen, es würde sich schon an ihn gewöhnen!
Er würde Verantwortung übernehmen, versuchen, seine Tochter zu lieben.
Und er würde Lena die Liebe schenken, die sie verdient hatte.
Tränen rollten ihm übers Gesicht.Ja!
Es würde alles gut werden!
Sie würden es schaffen!
Sie mussten es schaffen!Er fuhr den nächsten Parkplatz an, holte sein Handy heraus.
Er musste sie gleich anrufen! Er musste ihr sagen, wie sehr er sie liebte!
Er musste hören, dass sie ihn liebte.
Dass sie vergeben konnte!Doch das Telefon war tot, der Akku leerer als leer. Er durchsuchte seine Tasche nach einer Powerbank oder dem Ladegerät.
Fehlanzeige!
In der Hektik seiner Flucht hatte er beides vergessen!Er warf das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr fluchend weiter.
An der Stelle, an der man das Meer zum ersten Mal sehen konnte, hielt er nochmal an.
Er erinnerte sich an den innigen Moment, als er sie hier im Arm gehalten hatte, als sie geflüstert hatte: „Ich war noch nie am Meer!"Mit feuchten Augen fuhr er weiter. Dann erreichte er die ehemalige Fischerhütte, die Slavko zu einem Kleinod umgebaut hatte.
Müde ließ er sich vollkommen angezogen aufs Bett fallen und schlief, mental und körperlich erschöpft, ein.Mitten in der Nacht wurde er wach, griff neben sich, suchte ihren warmen Körper, merkte entsetzt, dass er alleine war.
Er sprang auf, trank ein großes Glas Wasser. Im Küchenschränkchen fand er eine Tüte Cracker, er schob sich eine Handvoll in den Mund, brachte dadurch seinen Magen dazu, mit dem Knurren aufzuhören.
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...