Alex und Lena
Die letzten, die gestohlenen Tage, verflogen im Nu, auch wenn sie jeden einzelnen voll und ganz genossen.
Zwei Tage vor ihrer Abreise feierten sie Abschied bei Mirko, hatten das ganze Lokal reserviert. Doch die Plätze reichten nicht aus für alle, die gekommen waren, um das deutsche Paar noch einmal zu sehen. Es wurden zusätzliche Tische und Bänke aus dem Gemeindehaus geholt, Mirko baute einen Grill auf, um alle versorgen zu können.Nach dem Essen fand sich spontan eine Combo, die zum Tanz aufspielte. Frauen schleppten Kuchen an, den sie fürs Wochenende gebacken hatten, Männer Sliwowitz und andere Brände.
Es war ein feuchtfröhlicher Abschied - wegen des Alkohols und wegen der vielen Tränen, die flossen.
„Wir kommen doch wieder!" versicherte Lena und hoffte, dass sie keine falschen Versprechen abgab.
Sie hoffte, dass sie nächstes Jahr noch zusammen waren, dass sie die Geburt dieses Kindes als Paar durchstanden, dass sie den Alltag meisterten.
Alex fühlte ihre Stimmung. „Du hast Angst, nicht wahr?" fragte er, als sie zu dem Häuschen gingen, in dem acht Wochen lang nichts als Glück gewesen war.
„Ein bisschen, ja!" gab sie zu. „Es wird nicht leicht werden!"„Nein, das wird es sicher nicht!" stimmte er zu. Er blieb stehen, drehte sie zu sich, damit sie ihm in die Augen sah. „Aber leichte Wege sind etwas für Feiglinge!"
Sie schluckte ein paar Tränen hinunter. Er hatte recht! Sie hatten beide ihr Leben lang schon so viele Schicksalsschläge weggesteckt, sie würden auch aus dieser verfahrenen Situation herausfinden. Denn nun hatten sie ja sich!„Ja! Du hast recht! Und feige sind wir beide nicht!" antwortete sie ihm.
Er küsste sie lang, ganz zart und liebevoll. „Und vergiss nicht: Du hast versprochen, mir zu vertrauen! Ganz egal, was kommt!"
Lena nickte nur. Ja, sie würde ihr Versprechen halten!Am letzten Sonntag im September kamen sie in Regensburg an. Er brachte sie in ihre Wohnung, stand dann etwas verunsichert vor ihr.
Was nun?
Wo sollte er hin?
Wo gehörte er hin?
„Räumen wir doch die Sachen mal alle aus!" schlug sie leise vor. „Dann bringst du das Wohnmobil zurück und kommst mit deinem Wagen wieder her!"„In Ordnung!" Er war etwas müde von der langen Fahrt, aber auch etwas überfordert von der ganzen Situation.
Im Grunde war er ja im Augenblick heimatlos!Seine Wohnung blockierte seine verrückte, schwangere Ex-Freundin, Lenas Wohnung war eben Lenas Wohnung, in die sie ihn einladen konnte oder auch nicht!
Blieb eigentlich nur, Quartier im Hause seiner Mutter aufzuschlagen, mit 30 ins Hotel Mama zurückzuziehen!
Fuck! Er malträtierte das Lenkrad des Campers.Als er wieder bei Lena ankam, nahm er vieles von dem, was er gedacht hatte, zurück. Sie hatte seine Sachen sortiert, was getragen war, steckte bereits in der Waschmaschine, die frischen Kleidungsstücke hatte sie mit in ihren Schrank gepresst.
Seine Kosmetiksachen standen im Bad. Am meisten musste er über die Kondomschachtel auf dem Nachttisch lachen.Nach dem Rundgang nahm er sie in die Arme. „Ich wohne also hier?" fragte er leise.
Lena sah ihn erstaunt an. „Ja! Nicht? Oder? Wolltest du zu deiner Mutter? Ich habe gedacht....!" Er küsste ihr schnell die Tränen von den Wangen, die Angst von den Lippen und sich selbst die dummen Gedanken aus dem Kopf!Ihr predigte er immer, sie solle vertrauen, an sie beide glauben, und was machte er?
„Verzeih!" flüsterte er nur. „Wir müssen einfach immer wieder über alles offen sprechen! Und ich muss das halt noch lernen!"
Er setzte sich auf das kleine Sofa, zog sie auf seinen Schoß. „Ich habe mich einen Augenblick lang heimatlos gefühlt, aber ich habe vergessen, dass ich immer da zu Hause sein werde, wo du bist!"Er holte aus der Küche eine Flasche Wasser, schenkte zwei Gläser voll. Lena checkte einstweilen ihr altes Smart-Phone. Die vielen Meldungen von Evi löschte sie ungelesen. Die Einladungen von Kommilitonen zu irgendwelchen Partys würde sie später beantworten. Sie musste sich entschuldigen, erklären, dass sie in Urlaub gewesen war.
Blieben noch drei Textnachrichten von Chris, dem Trucker.
Hallo, Engelchen! Geht es euch beiden gut? Meldet euch doch mal! Ihr seid gute Typen!
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...