Kapitel 42

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Alex

Alex wurde zunehmend wacher. Er nahm die Station, auf der er wer weiß wie lange gelegen war, immer deutlicher wahr.

Der Arzt informierte ihn über die letzten Wochen.

Den Tubus hatte man ihm schon vor längerer Zeit gezogen, er atmete seitdem selbstständig, was allen große Hoffnung gemacht hatte, dass er aus dem Koma erwachen würde.
Er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, sie hatten seinen Schädel öffnen müssen, um den Druck auf sein Gehirn abzumildern. Ein paar Rippen waren gebrochen, hatten seine Lunge perforiert, aber das war mittlerweile gut verheilt.

Seine beiden Arme waren gebrochen gewesen, er war operiert worden, ohne etwas davon mitzubekommen.
Jede dieser Informationen schockte Alex aufs Neue.
„Wie lange, wie lange bin ich schon hier?" formten seine Lippen.
„Fast sechs Wochen!" erklärte der Chefarzt, der gut Deutsch sprach.

„Sechs Wochen?" flüsterte Alex unhörbar, aber entsetzt. „Haben Sie, haben Sie jemandem zu Hause Bescheid gesagt?"

„Nein, wir wussten nicht, wer Sie waren! Alle Papiere und Ihr Handy sind verbrannt! Wir haben immer wieder in Deutschland nachgefragt, ob eine männliche Person vermisst würde. Erst gestern hat Sie ihr Freund identifiziert!" erklärte Dr. Semilovic.
„Chris!" erinnerte sich Alex. „Wo ist er?"

Der Arzt zeigte auf die Liege neben Alex' Bett. „Er ist umgekippt! Er hat wohl wenig geschlafen auf der Suche nach Ihnen!"
Alex schloss die Augen, um die Tränen zu hindern, diese zu verlassen.
Chris! Zum zweiten Mal hatte er wohl seine Liebe und damit sein Leben gerettet.
„Lena?" fragten seine Lippen wieder.
„So viel ich mitbekommen habe, landet sie heute um 16.30 Uhr." antwortete der Arzt.

Da wurde Alex unruhig. Seine Süße kam! Und er lag hier in diesem Krankenhaushemd und mit dem Katheter! Das ging ja gar nicht!
„Klamotten! Katheder weg!" flüsterte er kaum hörbar.

Schwester Agathe lachte herzhaft. „Jetzt hat er wochenlang geschlafen und sich um nichts geschert, aber kaum ist seine Liebste im Anflug, wird er eitel, der Herr Doktor!"
Alex grinste und erinnerte sich an seinen Dackelblick, der sehr hilfreich sein konnte. Auch die Krankenschwester war nicht immun dagegen.

„Ich schicke Ihnen einen Pfleger, der dieses unmännliche Schläuchlein zieht und suche im Fundus nach sexy Herrenklamotten!" versprach sie lachend.
Alex lächelte sie sie an. Das hatte er schon wieder ganz schön drauf!

Agathe fand eine Jogginghose und einen Hoodie, die einigermaßen gut aussahen und dem Deutschen passen würden.
Alex schlüpfte glücklich in die Klamotten. Die Schwester hatte ihm auch einen Schreibblock und Stifte mitgebracht, damit er nicht versuchte zu sprechen.

„Spiegel?" schrieb Alex gleich.
Agathe lachte. So ein eitler Kerl! „Nein! Einen Spiegel brauchen Sie nicht! Sie sehen umwerfend aus!" versicherte sie.

Er griff in seine Haare, die sehr lang geworden waren. „Schneiden?" schrieb er, versuchte wieder seinen Charme einzusetzen.
Die Schwester hielt sich die Seite vor Lachen. „Von wo fliegen Sie denn Ihren Starfriseur normalerweise ein? Paris oder London?"
„New York!" Er ging auf ihren Humor ein.

Chris, der die Liege mittlerweile verlassen konnte, ohne Sterne zu sehen, mischte sich ein. „Seine Freundin ist verdammt schön!" erklärte er der Schwester. „Jetzt bildet er sich ein, er müsste da mithalten!"

„Affe!" schrieb Alex.
„Selber!" antwortete Chris. Er sah zur Uhr, Lena würde bald ankommen. „Also, alter Junge! Ich mach mich mal vom Acker! Ich suche mir ein Hotel und einen Flug, wir sehen uns dann in good old Germany!"

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