Kapitel 56

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Kroatien 5

Am übernächsten Tag machten sie zu viert eine Rundfahrt durch Istrien, genossen die Zeit zusammen, ließen sich Meeresfrüchte in einer kleinen Bar schmecken, tranken Kaffee in Pula.
Alessia schien ihre Brillenvernichtungsphase hinter sich zu haben, krähte und juchzte aber den ganzen Tag.

Überall zog die glückliche Familie alle Aufmerksamkeit auf sich.
Wildfremde Menschen kamen zu ihnen, sprachen ein paar Worte Kroatisch mit Lena, streichelten die Kleine, die vor lauter OOOO und UUUU und AAAA auch vergaß, Haare auszureißen.

Lena sah Alex an. „Scheinbar hat der Opa sie erzogen!"
Er sah sein kleines Engelchen verliebt an. „Ich habe doch gesagt, das gibt sich alles!" Doch vor lauter Anschmachten ließ er ihre flinken Händchen aus den Augen.
Schon lag der Zuckerstreuer am Boden, der Inhalt vermischte sich mit dem Rest Kaffee, der in seiner Tasse gewesen war und seinem Tortenstück, das er erst zur Hälfte gegessen hatte.

Er sah die Bescherung gottergeben an. „Irgendwann einmal" sagte er.

Da stand auch schon ein Ober mit Kehrwerkzeug und einem Putzeimer neben ihrem Tisch.
„Es tut uns leid!" sagte Lena auf Kroatisch. „Wir machen das sauber!"

Doch der junge Mann lächelte nur und antwortete auf Deutsch. „Nein! Ich mache schon! Habe eine kleine Jungen!" Über das großzügige Trinkgeld freute er sich wenig später sehr.


Am Abend saßen sie noch auf ein Glas Wein auf der Terrasse. „Das waren schöne Tage!" seufzte Roman.
„Du kannst jederzeit noch einmal kommen!" schlug Alex vor. „So weit ist es ja zum Glück nicht!"
Roman sah Lena fragend an. Sie lächelte. „Natürlich! Anruf genügt!"

Dann verabschiedete sich ein Vater von einer 23jährigen Tochter, die er vor einer Woche geschenkt bekommen hatte und einem Schwiegersohn in spe, den er vom ersten Tag an in sein Herz geschlossen hatte.

„Küsst Alessia von mir!" bat er und machte sich schnell auf zu seinem Quartier, weil schon wieder die Tränen liefen.
„Gute Fahrt!" rief Lena ihm nach. „Und auf Wiedersehen!"
Er winkte dankend, ohne sich noch einmal umzudrehen. Denn sonst wäre er Gefahr gelaufen, den Urlaub einfach zu verlängern. Aber er wusste, die beiden brauchten Zeit für die kleine Familie.


Als Alex am nächsten Tag mit Max telefonierte, war der begeistert, einen weiteren Mitarbeiter für die Rechtsabteilung zu bekommen.
Roman regelte seine Angelegenheiten, suchte sich eine Wohnung und trat innerhalb von vierzehn Tagen seinen neuen Job an, wohnte noch in einem Hotel, war aber freier und glücklicher als je in seinem Leben.

Da erreichte Alex ein Anruf von Chris. Er hatte endlich den LKW-Fahrer ausfindig gemacht, der das Leben des Freundes gerettet hatte, hatte auch schon mit ihm telefoniert. Es war ein junger Türke, der in Deutschland geboren und aufgewachsen war.
In einer Woche hatte er eine Tour nach Istrien, er würde sich telefonisch melden, wenn er in ihrer Nähe war.
„Danke! Du bist der Beste!" freute sich Alex von ganzem Herzen.

„Gut! Das weiß ich!" zog der Trucker ihn auf. Dann stockte er, schien noch etwas auf dem Herzen zu haben.
„Raus mit der Sprache!" forderte Alex ihn auf.
„Also, Michaela und ich, wir hätten in zwei Wochen ein paar Tage Urlaub!" rückte Chris heraus.
„Und du willst mich aber jetzt nicht ernsthaft fragen, ob ihr uns besuchen könnt, oder? Das würde mich nämlich ein kleinwenig beleidigen!" antwortete Alex.

„Okay! Also wir kommen in zwei Wochen!" Chris hatte verstanden.
„Gut! Ich buche euch das Zimmer bei Mirko, das Lenas Vater hatte!" Er schrieb sich das genaue Datum auf.
„Passt!" kam von Chris nur.

Lena freute sich sehr über die beiden guten Nachrichten. Sie war gerne mit Alex und der Kleinen alleine hier, aber sie genoss es auch, Freunde zu haben.

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