Kapitel 28

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Während der nächsten drei Arbeitstage platzte Alex nahezu vor Kreativität.
„Ich werde dich am Umsatz beteiligen!" scherzte er. „Du bringst mich zu Höchstleistungen!"
„Ich weiß!" antwortete sie süffisant.
Er grinste und fasste nach ihr. „Daaas habe ich jetzt nicht gemeint! Aber recht hast du schon auch!"
Den heißen Kuss noch auf den Lippen spürend fuhr er zur Arbeit.

Lena vertrieb sich die Zeit mit Lernen, Träumen, Sehnsucht haben. Wenn diese gar zu groß wurde, schickte sie ein paar Zeilen an ihn, damit er auch ein bisschen litt.
Manchmal antwortete er sofort, manchmal erst Stunden später.
Alex flog durch die Tage, sein Dauerlächeln sorgte für einige Kommentare bei seinen Leuten, aber alle waren wohlwollend.

Er war schon immer ein guter Chef gewesen, fair und freundlich, aber seit diesem Langzeiturlaub schien er die ganze Welt fortwährend umarmen zu wollen.
Max sprach ihn am Freitag darauf an. „Na, die Kleine tut dir wohl richtig gut! Und wenn du so weiter vor Ideen sprühst, können wir den übernächsten Anbau gleich planen."
Alex grinste nur. Er schwamm auf einer absoluten Glückswelle.

Bei einem Telefonat mit Sabine erfuhr Lena, dass Alex in zwei Wochen 30 würde. Sie hatten sich noch gar nicht über ihre Geburtstage unterhalten!
Bis dahin würden auch Olivia und Bill wieder zurücksein.
„Wir machen eine Überraschungsparty!" beschloss Lena, und Sabine stimmte freudig zu.

Aber am Wochenende stand erst einmal der Umzug an. Alles verlief reibungslos. Die Möbelpacker wunderten sich zwar etwas über den Wohnungstausch. Das hatten sie auch noch nie gehabt. Logistisch war es etwas schwierig, Bills Möbel wurden zuerst abgebaut, zusammen mit den Umzugskartons in einem Wagen zwischengelagert, dann holten sie Alex' Sachen, bauten alles auf.

Am Sonntag räumten dann Alex und Lena ihre Sachen wieder in die Schränke. Die Küchen blieben in den jeweiligen Wohnungen, sie waren fast identisch.

Am Montag warfen Lena Mitarbeiter eines Möbelhauses aus dem Bett. Sie brachten Alex' Überraschung für seine Süße: Eine vollständige Arbeitszimmereinrichtung, die neben seinem Schreibtisch Platz fand. Kurz darauf erschienen auch noch Angestellte der EDV-Abteilung seiner Firma und installierten ihr einen topmodernen Computer und einen Farb-Laser-Drucker. Ein hochleistungsfähiger Laptop lag zusammen mit einem Brief auf dem Schreibtisch, als sie wieder weg waren.

Erst da kam Lena wieder zum Denken. Was für ein verrückter Kerl! Sie freute sich wie wahnsinnig, dachte nicht im geringsten daran, beleidigt zu sein.
Das alles würde ihr das Studium natürlich sehr erleichtern.

Gerührt las sie seine Zeilen.
Liebste Lena,
die Möbel habe ich bestellt, damit du dein eigenes Reicht hast, damit du dich nicht zu sehr als Gast in diesen vier Wänden, die unsere gemeinsame Wohnung sind, fühlst.
Es ist nun dein Arbeitszimmer, dein Arbeitsplatz!
Die Geräte werden bei uns turnusmäßig ausgemustert und neu formatiert, gegen eine Spende für die Kita kann man sie erwerben.
Ich hoffe, nein, ich weiß, dass du diese Geste nicht in den falschen Hals bekommen hast!
Ich liebe dich!
Alex.

Sie wischte sich die Augen trocken und sandte ihm hundert Herzen und ein Wort: „Danke!"

Er hatte gespannt auf eine Reaktion von ihr gewartet und streckte die Faust in die Höhe, als sie dann endlich ankam.
Am Abend machte er früher Schluss, besorgte einen riesigen Strauß rote Rosen und eine passende Vase.
„Habt ihr die auch ausgemustert?" zog sie ihn auf.
„Nein, mein Schatz, aber ich habe noch nie einer Frau rote Rosen geschenkt. Das wollte ich einmal ausprobieren!"

Er füllte Wasser ein und trug die Blumen ins Arbeitszimmer.
Er nahm sie in die Arme. „Danke, dass du alles richtig verstanden hast!" flüsterte er in ihr Ohr.
„Danke, dass du diese Worte gefunden hast, die ich nicht falsch verstehen konnte!" antwortete sie.
Er sah sie ernst an. „Lena! Alles was ich je getan habe oder in Zukunft tun werde, mache ich aus Liebe zu dir. Vielleicht geht mal das eine oder andere daneben, aber meine Intention ist immer, dir eine Freude zu machen!"

„Ja, Alex! Ich weiß es ja! Und in Zukunft wirst du nicht mehr so viel Angst haben vor mir! So ein empfindliches Mimöschen bin ich auch nicht!" erklärte sie lachend.
Er wischte sich theatralisch den Schweiß von der Stirne und küsste sie dankbar.

„Und jetzt gehen wir was essen! Um die Ecke hat ein Italiener aufgemacht!" beschloss er.
Sie kamen zwar erst eine Weile später aus dem Haus, weil er unvorsichtiger Weise ins Bad geplatzt war, als sie gerade aus der Dusche kam.

Er hatte ja schwer seinen Freund da unten in Verdacht, dass der ihn dahin geleitet hatte, weil er schon eine ganze Weile gemotzt hatte!
Aber umso glücklicher kamen sie im Lokal an. Sie wussten vom ersten Augenblick, dass das ihr Stammlokal werden würde. Die Einrichtung war gemütlich, die Stimmung so italienisch, als wären sie in den Süden gebeamt worden, das Personal freundlich und humorvoll.
Als dann auch noch das Essen perfekt war, waren sie sich einig, dass man sie hier öfter sehen würde.
Sie waren beide keine großen Kochkünstler, gingen beide auch gerne unter Menschen.

„Wohnen Sie hier in der Nähe?" fragte der Chef beim Kassieren. Die beiden jungen Leute machten einen so glücklichen Eindruck, solche Gäste hätte er gerne öfter hier.
„Ja, seit kurzem!" erklärte Alex. „Wir sind in die Wohnung von Bill Graham gezogen."
„Ah, dem netten Engländer und seiner reizenden Freundin! Sind die weggezogen?" Das tat ihm leid. Die beiden waren auch sehr willkommene Gäste gewesen.

„Nur ein paar Straßen weiter. Wir haben aus persönlichen Gründen die Wohnungen getauscht!" Mehr wollte Alex nicht darüber sagen. „Olivia ist übrigens meine kleine Schwester!" hängte er noch an.
„Na, dann sehe ich die beiden sicher auch noch öfter!" freute sich der Italiener.


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