Alex
Er sah alle paar Sekunden auf die Uhr. Warum bewegt sich der verdammte Zeiger nicht?
Er nahm seinen Block und fing wieder an zu schreiben.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!Den freien Platz füllte er mit Herzchen.
Der Pfleger kam, um ihn auf die Toilette zu führen. Es schmerzte ein bisschen, aber er war froh, den Katheter los zu sein.
Agathe brachte das Abendessen, einen undefinierbaren Brei.
„Ist sie noch nicht da?" fragte sie verwundert. Es war schon halb sieben, und sie war mehr als gespannt auf die Deutsche.Alex schüttelte den Kopf, hatte feuchte Augen.
Was, wenn sie wirklich nicht kam?
Was, wenn ihr etwas passiert war?
Sein verschreckter Blick traf die Schwester ins Herz. „Ich rufe sie noch einmal an!" Die Nummer hatte sie im Computer bei seiner Akte eingetragen.„Kormann?" brüllte eine Stimme ihr entgegen.
Alex grinste.
Au Backe!
Seine Süße war auf Hundert!„Hallo! Hier ist noch einmal Schwester Agathe. Darf ich fragen, wo Sie derzeit sind?"
„Wo ich bin? Ich stehe vor diesem verdammten Krankenhaus, vor einer verdammte Glastüre und zwei verdammte Bären in Uniform sind kurz davor, mich abzuführen, weil ich eine verdammte Viertelstunde nach Ende der Besuchszeit hier angekommen bin und ich verdammt nochmal verdammt randalieren werde, wenn diese verdammte Türe nicht endlich aufgeht!" Sie schrie so laut, dass Alex jedes Wort verstehen konnte.
Agathe kämpfte gegen einen Lachanfall. Sie zwinkerte dem Doktor zu. „Ich hole Sie gleich ab!" versprach sie, als Lenas Tobsuchtsanfall etwas abgeflaut war.Lena
Erschöpft ließ Lena sich wieder auf den Boden fallen und grinste die bulligen Typen an, die ebenfalls gegen das Lachen ankämpfen mussten.
Fuck you! dachte sie und war sicher, das noch nicht oft gedacht zu haben.Dann ging endlich diese verdammte Türe auf. Sie war versucht, den Security-Mitarbeitern und der Frau hinter der Theke den Mittelfinger zu zeigen, war aber nicht sicher, ob das in Slowenien so gut ankam.
Statt dessen bedankte sie sich artig bei der rundlichen Schwester, die sie freundlich anlächelte.
„Er ist schon sehr unruhig!" erklärte die ihr.
„Bloß gut, dass ich die Ruhe selbst bin!" antwortete Lena selbstironisch. Ihr Herz raste wie verrückt.
Vor Freude, ihn gleich sehen zu können.
Vor Angst, ihm gleich gegenüber zu stehen.
Vor Erschöpfung.
Vor Wut über die Sturheit der Typen unten.
Vor Liebe!
Vor Sehnsucht!
Vor Panik!Als sie durch die schier endlosen Gänge liefen, mit Aufzügen nach oben und an anderer Stelle wieder nach unten fuhren, fragte Lena die Krankenschwester, obwohl sie die Antwort fürchtete.
„Wie..., wie geht es ihm?"
Agathe lächelte beruhigend. „Den Umständen entsprechend sehr gut! Er kann halt nicht sprechen, und das macht ihn ein wenig ungeduldig!"
Lena blieb unvermittelt stehen, Panik ergriff ihr Herz. „Wie? Er kann nicht sprechen?"
Agathe griff beruhigend nach ihrer Hand.
Sie hatte es der Kleinen zwar schon am Telefon erklärt gehabt, aber da waren wohl so viele Informationen auf sie eingeprasselt, dass sie es nicht aufgenommen hatte.„Nein, nicht so wie Sie meinen! Seine Stimmbänder sind eingerostet, wenn man so sagen kann. Er soll auch ohne logopädische Betreuung nicht sprechen! Aber mit seinem Kopf ist alles in Ordnung!" versicherte sie der erschrockenen Deutschen. „Er ist ganz locker drauf mit seinem Block und den Stiften!"
Sie sah Lena genauer an. „Und er kann verdammt gut zeichnen!"
Den letzten Satz verstand Lena zwar nicht so recht, aber das Wichtigste war, dass sein Gehirn keinen Schaden erlitten hatte.
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...