Kapitel 81

38 7 0
                                    

Lena und Alex

Beim Abendessen bei ihrem Lieblingsitaliener erzählte Alex Lena, Olivia und Bill von seinem Auftritt als unabkömmlicher Firmenboss.
Alle lachten Tränen.
Alessia hopste auf Papas Schoß vor lauter Freude, weil alle so viel Spaß hatten.
Bill konnte sich die Ehrfurcht seiner Mutter so bildlich vorstellen, dass er sich gar nicht mehr einkriegte vor Lachen.
„Ich bin ja nur froh, dass du mit mir damals nicht so eine Show abgezogen hast!" erklärte Lena. „Ich wäre vor Bewunderung vollkommen erstarrt! Und nie wieder aufgewacht!"
„Da ist die Erleichterung ja eher auf meiner Seite!" flüsterte Alex ihr ins Ohr. „Was sollte ich denn mit einer erstarrten Lena anfangen?"

Bill meldete sich nach einem Lachanfall schweratmend zu Wort: „Und Papa? Hat der auch alles so geschluckt?"
Alex löste sich unwillig von seiner Frau. „Nein, ich glaube, nicht so ganz! Er wird schon einiges durchschaut haben!"
Bill grinste noch immer. „Aber er hält bestimmt dicht! Er mag Mamas Snobismus so gar nicht! Noch dazu, weil sie ja anfangs sehr unter den unterkühlten Großeltern zu leiden hatte!"
Livy beschloss, ihre Schwiegermutter in spe etwas zu verteidigen. „Ich glaube, dass sie nur so reagiert, wenn es um dich geht! Du bist eben ihr ein und alles!"
Bill musste ihr schon auch recht geben. „Aber gerade, wenn es um dich und mich geht, sollte sie sich normal benehmen!" stellte er abschließend fest. Das Thema war ja dann hoffentlich ein für alle Mal durch!
„Anderes Thema!" erklärte er. „Wieviel ist für CC zusammengekommen?"
Alex atmete tief ein. Noch immer war er fassungslos über die Summe. „Mit dem Scheck deines Vaters fast 200.000 Euro! Ich werde das verdoppeln, wie ich es versprochen habe!"

Bill sah Olivia an, nicht fragend, denn es war sein Geld, aber Zustimmung erbittend. „Ich mache die halbe Million voll!"
Danach begannen sie, Überlegungen anzustellen, wie sie diese hohe Summe am besten einsetzen konnten.
Doch bald merkten sie, dass ihnen das nötige Fachwissen fehlte. Alex hatte mit Lena die Stiftung ins Leben gerufen, nachdem er nach den traumatischen Erlebnissen von Kroatien zurückgekommen war. Er wusste, dass er am besten vergessen konnte, was er hatte erleben müssen, wenn er die Monster dingfest zu machen half. Lena war von dieser Idee begeistert gewesen. Roman hatte alles Nötige in die Wege geleitet, hatte auch die Vermögensverwaltung übernommen. Eine Bezahlung dafür lehnte er kategorisch ab.
Als Startkapital hatte Alex eine Million Euro einbezahlt, Lenas Vater hatte 200.000 Euro draufgelegt.
So hatten sie also mittlerweile 1,7 Millionen. Damit musste sich doch etwas erreichen lassen.
Sie diskutierten, wie sie die Sache am besten in Angriff nehmen sollten.
„Ich würde hier in der Stadt anfangen und dann weitere Kreise ziehen!" schlug Lena vor. „Wir treffen uns mit dem Polizeipräsidenten, und bieten ihm Unterstützung an. Wir sollten versuchen, das so unbürokratisch wie möglich zu lösen. Wenn wir irgendwo im Innenministerium anfangen, dauert der Dienstweg endlos! Wir müssen direkt an die Front, die wissen am besten, was sie brauchen. Sollen doch die Beamten sich dann mit all den Genehmigungsverfahren auseinandersetzen!"
Alex sah seine Süße bewundernd an. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, hatte es auf den Punkt gebracht. Sie schien sich schon eine Reihe von Gedanken über die richtige Vorgehensweise gemacht zu haben.

Kurz dachte er daran, dass dieses wunderschöne Mädchen vor noch nicht einmal zwei Jahren keine Ahnung gehabt hatte, was ihm bevorstand.
Dass sie sich in einen Mann verliebt hatte, der einen Riesenpacken an Problemen in ihr Leben bringen würde.
Dass sie aber immer, bei jedem seiner Probleme, an seiner Seite geblieben war.
Vertrauensvoll, liebevoll!
Dass sie seine Frau war – in guten und in schlechten Zeiten – wie sie es versprochen hatte!
Seine Augen wurden feucht.
Hatte er sie wirklich verdient?
Das Mädchen, das so schnell hatte erwachsen werden müssen – wegen ihm?
Das Mädchen, das seiner Tochter die beste Mutter geworden war, die er sich vorstellen konnte?
Das Mädchen, dessen Intelligenz ihn immer wieder flashte?
Das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte – seine Frau?

„Ja! So machen wir das!" erklärte er mit belegter Stimme.
Lena strahlte ihn glücklich an. Es tat so unglaublich gut, dass er sie so ernst nahm!
Immer!
Bei allem, das sie sagte oder tat!
Sie war so viel jünger als er, hatte so viel weniger Lebenserfahrung!
Aber nie belächelte er ihre Vorschläge oder Pläne!
Immer respektierte er sie als erwachsene Frau!

„Willst du das übernehmen?" fragte er dann auch. Er wusste, dass sie gut mit Menschen umgehen konnte – vor allem mit Männern!
„Gerne!" antwortete sie stolz. „Ich rufe Stefan an und bitte ihn, einen Kontakt herzustellen. Wenn es sein muss, auch über Hauptkommissar Bachmeier. Ich glaube, der ist nicht so schlimm, wie wir geglaubt haben! Er ist nur frustriert von seinem ewigen Kampf gegen Windmühlen!"

Alex drückte sie an sich. Sie schien schon einen kompletten Plan in ihrem schönen Köpfchen zu haben. „Dann mach das so, wie du es für richtig hältst, Süße!" flüsterte er.
Bill und Olivia hielten sich zurück. Die Stiftung war die Idee der beiden. Das mussten sie so durchziehen, wie sie es für richtig hielten.
„Super!" freute sich Livy. „Wenn du Hilfe brauchst, melde dich einfach!" Damit war alles gesagt. Lena würde das managen, aber sie würden sie natürlich unterstützen, wenn sie das wollte.


StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt