Kapitel 67

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Evi

Evi hob gleich ab, als das Telefon läutete. Sie bekam kaum Anrufe, eigentlich gar keine.
„Frau Meier, ich werde Sie nicht weiter vertreten!" hörte sie die Stimme ihres Anwaltes, auf den sie so große Hoffnungen gesetzt hatte. „Der Vater Ihrer Tochter war heute bei mir, hat mir eine etwas andere Version Ihrer Geschichte erzählt!"

Sie begann zu brüllen. „Und Sie glauben dem Bastard? Hat er Sie mit seiner Kohle zugeschissen? Männer wie er gewinnen immer! Ich hatte geglaubt, Sie wären anders!"
Peter hielt den Hörer etwas weiter von seinem Ohr weg, um sein Trommelfell zu schützen. „Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht so recht glauben. Und ein Vertrauensverhältnis ist unabdingbar zwischen Anwalt und Klienten!" versuchte er zu erklären.
„Fahren Sie zur Hölle!" schrie sie wie von Sinnen und legte auf.

Danach zerlegte sie das halbe Zimmer, schüttete drei Gläser Whiskey in sich hinein. Sie war so sicher gewesen, Alex zurück zu bekommen! Sie hatte so schöne Träume von einer gemeinsamen Zukunft gehabt! Sie hätte auch dieses Kind akzeptiert, notfalls!

Sie legte sich beamend vor Wut auf das neue Sofa, sprang wieder auf, drosch auf das Möbel ein.
Verdammt! Verdammt! Verdammt!
Fuck! Fuck! Fuck!
Sie würde die Bitch umbringen!

Das blonde Engelchen, dem ihre Tochter seltsamer Weise so ähnlich sah!
Sie würde diesem Weib das glückliche Lächeln aus dem Gesicht prügeln!
Dann käme Alex zurück!
Dann würde er sich an alles erinnern, was sie zusammen gehabt hatten!
Liebe, Leidenschaft, Zärtlichkeit!
Mit diesen Erinnerungen an etwas, das es nur in ihrer Fantasie gegeben hatte, schlief sie ein.

Als sie aus ihrem Rausch aufwachte, dachte sie nach, wie sie sich rächen konnte. Sie entwarf ein Szenario nach dem anderen, verwarf es wieder.
Doch plötzlich hatte sie die perfekte Idee eines grausamen Planes.
Ja! Damit würde sie ihn kriegen!

Lena und Alex

Langsam beruhigten sich Lena und Alex wieder. Der Anwalt schickte tatsächlich eine Rechnung, über 80 Cent. „Portokosten" lasen sie und mussten lachen.

Für Alex war das das Signal, dass der Jurist das Mandat niedergelegt hatte. Ein erster Erfolg!
Doch er hatte das Gefühl, dass er mit Evi sprechen musste.
Dass er ihr seinen Standpunkt klar machen musste!
Dass er ihr durchaus auch drohen musste!

Während einer Mittagspause fuhr er kurzentschlossen zu ihr.
Es fiel ihm nicht leicht, bei Gott nicht!
Aber er musste es tun, um seine kleine Familie zu schützen.
Er musste Lena weitere Sorgen ersparen, er musste Sicherheit für Alessia schaffen.

Als Evi ihm öffnete, erschrak er über ihren Anblick. Sie hatte sicher 20 Kilo abgenommen, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte.
Sie sah zehn Jahre älter aus.
Doch am meisten entsetzte ihn der Ausdruck in ihren Augen. Hass – Liebe – Hass wechselte sich rasend schnell ab.
Sie ist wirklich verrückt! schoss es ihm durch den Kopf. Sie ist eine Gefahr für meine beiden Mädchen.
Panik ergriff ihn. Doch er musste zu ihr vordringen. Er musste seine Familie schützen!

Sie fiel ihm um den Hals. „Alex!" jubelte sie. „Ich habe es gewusst, dass du zu mir zurückkommst!"

Er machte sich frei, versuchte, nicht allzu grob zu ihr zu sein.
Er folgte ihr ins Wohnzimmer, ließ sich auf einem Sessel nieder. „Nein, Evi! Ich komme nicht zurück! Ich möchte nur mit dir reden!" sagte er betont ruhig.
Sie lächelte ihn an. „Über uns? Über unsere Zukunft als Familie? Ohne die Bitch?"

Er schloss kurz die Augen, kämpfte um Beherrschung. „Nein! Die Bitch, wie du sie immer noch nennst, ist meine Frau und die wunderbare Mutter meiner Tochter. Ich liebe beide sehr, und ich möchte dich bitten, unseren Frieden nicht zu stören. Wir haben genug durchgemacht in den letzten Monaten!"

StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt