Kapitel 85

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Evi

Evi saß in ihrer Wohnung und langweilte sich. Alex, der Trottel, zahlte noch immer brav für sie. Wahrscheinlich hatte er sie vergessen, genau wie die Brosamen, die für sie von seiner Kohle abfielen.

Das mit den Vorwürfen gegen ihn war glimpflich für sie ausgegangen. Ein paar Tage Untersuchungshaft, dann wurde sie mit der Auflage, sich nicht aus der Stadt zu entfernen, entlassen. 

Der Prozess war auch schnell über die Bühnen gegangen, ihr Ex hatte keine Anzeige erstattet, so war sie mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.
Hin und wieder las sie etwas über das Lieblingspaar der Stadt in der Presse, da kochte dann wieder die Wut in ihr hoch.
Die Frau an seiner Seite sollte sie sein!

Sie hatte ihm ihre besten Jahre geopfert!
Sie hatte ihm dieses Kind geboren, mit dem die Nutte jetzt überall angab.
Er spielte den Übervater, dabei hatte er das Balg überhaupt nicht gewollt – so wenig wie sie.
Vielleicht sollte sie den Schmierenblättern mal ein wenig von der Wahrheit stecken?
Aber es war wohl besser, wenn sie ihn nicht gegen sich aufbrachte!
Nicht, dass der Geldstrom aufhörte zu fließen!

Sie brauchte mal wieder einen Kerl! Sie hatte schließlich Kohle! Die Millionen hatte sie zwar nicht bekommen, aber die monatlichen Zahlungen bei freier Miete machten sie schon ziemlich unabhängig. Kurzentschlossen fuhr sie in die Stadt, kaufte sich ein schickes Outfit, ging zum Friseur und zur Kosmetikerin. Mit dem Ergebnis war sie ziemlich zufrieden.

Gegen neun ließ sie sich von einem Taxi in die Stadt bringen, aß bei einem Nobelitaliener ein paar Spagetti, genoss die Blicke der Männer auf sich.
Zum Glück konnte sie die Gedanken der Herren, denen sie tiefe Blicke schenkte, nicht lesen.
„Die Alte ist schon ein bisschen sehr aufgetakelt!"
„Ob die einen Spiegel zu Hause hat?
„Mein Gott! Hat die mich angeflirtet? Ich muss gleich kotzen!" hätte sie sonst mitbekommen.

Strotzend vor Selbstbewusstsein machte sie sich auf den Weg in einen Club, in dem sie mit Alex ein paar Mal gewesen war – ganz am Anfang.
Das Etablissement war ziemlich in die Jahre gekommen – wie auch seine Besucher.
Abgerissene Typen klebten an der Bar, lallten sich gegenseitig an, lachten betrunken über schlechte Witze.
Doch Evi sah nur, was sie sehen wollte, hatte den Bezug zur Realität wieder einmal komplett verloren.

Der große Kerl da an der Ecke!
Der wäre doch was für sie!
Sie hob ihr Glas, lächelte ihn betörend an, strich mit der Zunge über ihre Unterlippe.
Das hatte sie schon drauf!
Das hatte in München immer hervorragend geklappt!
Sie war keine Nacht alleine ins Hotelzimmer gegangen, wenn sie Lust gehabt hatte zu jagen.

Nur ganz selten hatte sie sich gefragt, warum sie das machte, da sie doch zu Hause ein wahres Prachtexemplar hatte.
Einen ausgesprochen schönen Mann hatte sie sich da auf Mallorca geangelt!
Noch dazu einen, der wirklich gut im Bett sein konnte.
Aber sein Interesse an ihr ließ immer mehr nach, und sie musste ihre Bestätigung als Frau bekommen.

Sie – die Landpomeranze, die aber ganz hübsch gewesen war.
Der die Jungs im Dorf nachgelaufen waren – auch weil sie ganz und gar nicht prüde gewesen war.
Geheiratet hatten sie zwar andere, eher unscheinbare Mädchen , aber einen von ihnen hatte sie ja sowieso nie gewollt!
Sie war zu Größerem berufen!

Der Typ da drüben war wohl etwas schüchtern. Das hatte sie auch immer wieder einmal erlebt.
Vielleicht war er ja auch verheiratet.
Das machte die Sache noch interessanter.
Sie bat den Barkeeper, ihm einen Drink zu bringen, ließ den Kerl nicht mehr aus den Augen.

Walter bemerkte ihre Blicke und ihren Flirt sehr wohl. Aber noch war er nicht betrunken genug, um die Avancen anzunehmen. Als der neue Drink vor ihm stand, kippte er ihn schnell.

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