Kapitel 78

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Lena, Alex und Alessia

Lena hatte bei Giovanni einmal die Speiskarte quer bestellt. Es roch köstlich in der ganzen Wohnung.
„Wow! Ich habe vielleicht einen Hunger!" stöhnte Alex, und Lena hörte aus einem Unterton in seiner Stimme heraus, dass sein Hunger sich nicht unbedingt auf die köstlichen italienischen Speisen bezog.

Alessia mampfte alles, was der Papa ihr gab, glücklich in sich hinein.
Sie patschte auch nicht mehr in die Teller, wie sie es eine Zeit lang sehr lustig gefunden hatte. Sie war ein sehr braves, guterzogenes, großes Mädchen!

Alex war rundum glücklich, und Lena war es auch.
Er hatte es geschafft, die schlimmen Dinge zu vergessen, ihre gegenseitige Liebe war stärker gewesen.
Endlich wurde Alessia müde. Alex wickelte sie und war sehr froh, dass er das ohne schlimme Gedanken machen konnte. Im Laufstall sah er die neuen Spielsachen, alle geordnet.
„Sie ist ein Genie!" stellte er verwundert fest.
Dann schlief seine Tochter, und er konnte endlich auch schlafen – mit Lena!

„Ich habe dich so sehr vermisst, Süße! Ohne dich bin ich für den Rest meines Lebens nur noch halb!" stöhnte er, als er endlich ihre wunderbare Haut unter seinen sehr sensiblen Fingern spüren konnte. „Ich will dich sehen! Sonst glaube ich, ich habe deine Schönheit nur geträumt!"
Langsam und andächtig öffnete er Blusenknopf nach Blusenknopf:

Das hatte das kleine Teufelchen sicher absichtlich gemacht!
Eine Bluse – kein Shirt! Und noch dazu die mit den ganz kleinen Knöpfchen.
Aber er hatte ja Zeit!
Und es gab sicher schlimmere Tätigkeiten, als die Schönheit auf seinem Schoß auszuziehen!

Sein Freund im Süden pochte zwar ganz gewaltig, aber auch der war ja einiges gewohnt!
Und Vorfreude war ja bekanntlich die schönste Freude.
Endlich hatte er den letzten Quälgeist durch das Knopfloch gezwängt, endlich konnte er dieses schreckliche Kleidungsstück über ihre Schultern schieben.
Eigentlich hätte ich es ja auch einfach zerreißen können! dachte er. Dann wäre es weg!

Plötzlich stutzte er. Was war das auf ihrem linken Oberarm? Er drehte sie ein wenig, um besser sehen zu können. Dann strahlte er sie an.
„Ein Tattoo?" fragte er leise.
Sie spielte die Erstaunte. „Echt? Wo? Zeig mal!"

Er fuhr die beiden Herzen zärtlich mit seinem Zeigefinger nach. Dann das Unendlichkeitszeichen
Er zog sein Hemd aus, sie sah das Pendant.
„Nein!" rief sie glücklich. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?"
„Sieht aber ganz danach aus!" widersprach er.
Sie lege den Kopf schief. „Und du hast das überlebt?"
„Schwerlich!" gestand er ein. „Aber der Seelenschmerz des Vermissens hat den körperlichen übertroffen."

Sie sah ihn wortlos an. Mannomann! Heute hatte er es aber drauf mit Worten!
Dann prusteten sie beide los. „Das war gut, oder?" Vor der Zeit mit Lena hätte er sich totgelacht über solche Ausdrücke.
„So redet doch kein Mann!" hätte er gesagt.
Aber seit er sie kannte, redete er fast nur noch so.

Das Lachen und losgelöste Schäkern hatte ihn ein wenig heruntergebracht. So konnte er sie ins Schlafzimmer bringen, da war es doch ein wenig bequemer, sie zu lieben, hingebungsvoll zu lieben als auf dem Sofa.
Das taugte zwar für einen Quickie hin und wieder, aber die Gefahr, dass einer von beiden auf den Boden rutschte - vor allem bei den etwas gewagteren Stellungen - war doch immer gegeben.

Da sah er auf seinem Kissen das Päckchen liegen.
„Für mich?" fragte er.
„Nö! Das hab ich für mich da hingelegt!" antwortete sie keck.
Er musste sie schnell küssen. Er liebte die freche, aufgedrehte Lena!
Dann packte er aus, lächelte sie an, als er das Lederarmband sah. Irgendwie hatte er sich nie aufraffen können, so eines zu tragen – in seinem Alter!

Aber da er nun ja ein Tattoo hatte, konnte er ihr natürlich auch diesen Wunsch erfüllen. Stolz legte er das Band an, und er fand es nicht einmal schlecht.

Mit ihr an seiner Seite wurde er sowieso jeden Tag jünger.
„Heiß!" freute sie sich. „Fucking heiß!"
Er musste sie noch einmal küssen, denn er liebte die offene, freie Lena auch sehr.
Da fiel ihm ein, dass er ja auch noch ein Geschenk für sie hatte, außer sich selbst!

Er lief ins Wohnzimmer, kramte in seiner Reisetasche, fand schnell, was er gesucht hatte.
„Fang!" rief er ihr zu.
„Für mich?" fragte sie grinsend.
„Nö! Das habe ich mir gekauft!" Sie musste ihn schnell küssen. Sie liebte den frechen, aufgedrehten Kerl.

Dann packte sie aus, fand das wunderbare Bettelarmband. Sie betrachtete die Anhänger genau, verstand die Bedeutung jedes einzelnen. Mit offenem Mund sah sie ihn begeistert an. „Wo hast du das denn bekommen? Das ist ja der Wahnsinn!"

Er erzählte ihr die Geschichte, legte ihr das klimpernde Ding um.
„Heiß!" stieß er hervor. „Fucking heiß!" Und sie musste ihn noch einmal küssen, denn sie liebte den offenen, lockeren Typen schon auch sehr!
Bald trugen sie nur noch ihre neuen Schmuckstücke und ihre Tattoos – und sie fanden beide, dass sie fucking geil aussahen!

Sie rockten das breite Bett, verwickelten sich wieder einmal in die Laken, befreiten sich lachend, leckten sich den Schweiß von den perfekten Körpern, was sie beide wahnsinnig anturnte, schenkten sich alles, forderten sich heraus, quälten sich liebevoll, genossen, lachten, stöhnten, lachten!

In einer der kurzen Pause dachte Alex ganz kurz an den schrecklichen Kommissar, der aber wohl nur so schrecklich geworden war, weil er so viel Tierisches hatte sehen müssen, das angebliche Menschen getan hatten.

Aber uns habt ihr nicht gebrochen!
Nicht mit all eurer Grausamkeit!
Unsere Liebe war stärker als der Dreck, den ihr mich gezwungen habt anzusehen.

Dankbar dachte er auch an Bill.
Ob er sein Schwesterchen schon gefragt hatte?
Bei einer Genusszigarette auf dem Balkon erzählte er Lena von der Unsicherheit des jungen Engländers.

Sie musste lachen. „Livy ist voll verknallt in den Typen! Sie hat ihn ja schon lange vor dem Ball angebaggert, aber er schien sie nicht wahr zu nehmen! Dabei war er nur zu schüchtern! Hatte gedacht, er hätte nie Chancen bei ihr! Natürlich wird sie seinen Antrag annehmen!"
„Das ist gut! Einen Besseren findet sie nirgendwo!" freute er sich.

„Genau! Den Besten habe ich erwischt, den Zweitbesten bekommt sie!" erklärte sie trocken.
Er wusste, ein Mann sollte so ein Kompliment überspielen, locker darüber weg hören.
Aber wenn sein Sonnenschein, dem auch die vielen dunklen Wolken nichts von seinem Glanz hatten nehmen können, so etwas sagte, freute er sich zusammen mit seinem besten Freund da unten mörderisch.

Er drückte den Glimmstengel aus, nahm einen Schluck vom italienischen Rotwein und schleppte sie wieder zurück ins Bett.
Im Abschleppen war er noch immer gut . Allerdings hatte sich die Anzahl der Frauen auf genau eine reduziert.

Als er am nächsten Morgen mit sehr kleinen, verschlafenen Augen seine Tochter auszog, um sie zu Baden, erschrak er.
Nein! Sie hatte nicht wirklich dem Baby ein Tattoo stechen lassen!
Das war doch sicher gar nicht erlaubt!

Kein Studio, das etwas auf sich hielt, würde so etwas machen.
Doch schnell merkte er, dass es sich um ein Abziehbild handelte.
Er strich mit einem Finger darüber, Alessia kiekste glücklich. Sie langte selbst nach den Herzchen, sah ihn begeistert an. „Mama Papa Erz!" sagte sie todernst. „Mama auch!"

Er schmuste sie ab. „Ja, Süße! Ein Herz für Mama und Papa! Schau! Papa hat auch zwei Herzen!" Er schob den Ärmel seines Shirts hoch. Sie strahlte ihn an. „Alle Erz! Mama, Papa, Sia!"
Er schluckte wieder einmal schwer an seinen Tränen, aber er schaffte es, dass sie in seinen Augen blieben.


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