Kapitel 83

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Lena war sich nie so sicher gewesen, diesen unglaublichen Mann für immer zu lieben.
Und sie war sich auch genauso sicher, dass er sie für immer lieben würde.
Da kam Alessia angetrippelt.
Stolz zeigte sie das Kunstwerk, das sie aus dem Spiel gezaubert hatte, das der Papa ihr geschenkt hatte.

„Papa, Mama! Kuck! Schön, oder?" fragte sie strahlend.
Die beiden waren baff!
Die Kleine hatte ein Muster gesteckt, das aufwändig, harmonisch und wunderschön war.
Sie herzten und lobten die Kleine, die glücklich juchzte.

„Gehen wir zu Giovanni!" schlug Alex schließlich vor und wischte sich seine feuchten Augen trocken.
„Essen!" jubelte Lena.
„Essen!" jubelte Alessia.

Vor Studienbeginn wollte Lena unbedingt noch mit dem Regensburger Polizeipräsidenten sprechen. Sie hatte sich für den direkten Weg entschieden, wollte Stefan Bauer da nicht mit hineinziehen.

Doch die Dame im Vorzimmer wimmelte sie am Telefon ab. Da könnte ja jeder kommen und ihren schwer beschäftigten Chef belästigen!
Aber sie hatte sich mit der Falschen angelegt. Das konnte Lena natürlich nicht auf sich sitzen lassen!
Und vor allem konnte sie es nicht zulassen, dass eine selbstherrliche Assistentin ihr Vorhaben vereitelte.

Sie zog Alessia hübsch an. „Wo gehen wir hin?" fragte die Kleine, die fast schon perfekt sprach.
„Wir ziehen in den Kampf!" erklärte Lena, während sie die langen Locken der Tochter frisierte.
„Was ist ein Kampf? Warum ziehen wir da hin? Gefällt es dir in unserer Wohnung nicht mehr?"
Lena verdrehte ein wenig die Augen. Alessia war eindeutig zu wortgewandt und intelligent. Sie musste vorsichtiger werden mit dem, was sie sagte.

„Doch, natürlich ziehen wir nicht aus unserer schönen Wohnung aus, Süße! In den Kampf ziehen heißt: Wir müssen jemanden überzeugen, dass wir Recht haben! Wir fahren zu einem wichtigen Mann, der sich freuen wird, uns zu sehen. Aber im Zimmer neben ihm sitzt eine Frau, die uns nicht zu diesem Mann lassen will!"

„So eine Frau wie Birgit?" bohrte das Mädchen weiter.
„Ja! Aber nicht so nett!" erklärte Lena.
Alessia nickte verständig. „Ja! Weil Birgit lässt uns immer zu Papa! Und der ist auch ein ganz wichtiger Mann!"
„Genau! Und deshalb müssen wir die andere Frau überreden, uns zu dem anderen Mann zu lassen! Aber jetzt müssen wir los!" Lena steckte eine der Visitenkarten, die sie letzte Woche nach ihrem Entwurf hatten drucken lassen, ein und machte sich mit Alessia auf den Weg. Kurz hatte sie überlegt, die Kleine zu Olivia oder Sabine zu bringen, sich aber schließlich dagegen entschieden.

Ebenso hatte sie daran gedacht, Alex darüber zu informieren, was sie vorhatte, aber auch diesen Gedanken verworfen. Ihr Mann würde alles gut heißen, was sie machte, davon war sie überzeugt.


CC
Childs Care
Stiftung gegen Kindes-Missbrauch
Dr. Alexander Borchert
Lena Borchert

Sie stellte ihren Wagen in der Parkgarage ab, lief mit Alessia an der Hand zum Polizeipräsidium. Sie klopfte am Vorzimmer, trat nach einem „Herein!" in den Raum.
Sie setzte ihren arrogantesten Gesichtsausdruck auf, knallte der aufgetakelten Blondine die Karte auf den Schreibtisch.

„Ich würde sehr gerne, wirklich sehr gerne, mit Dr. Simonek sprechen!" erklärte sie. „Es wäre außerordentlich nett von Ihnen, wenn Sie mich anmelden würden. Und es ist auch außerordentlich wichtig, dass ich mit Ihrem Chef sprechen kann!" erklärte sie überaus höflich mit zuckersüßer Stimme. Jeder, der sie gut kannte, hätte gespürt, dass sie sich sehr, sehr zusammenreißen musste, um äußerlich so ruhig zu bleiben.

Die stark geschminkte Dame nahm die Karte mit langen Fingernägeln auf, las, sah die Besucherin mit dem hübschen Mädchen an, wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte.
Wahrscheinlich sollte sie den Chef informieren!
Nicht, dass sie einen Anpfiff riskierte!

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