Die Ermittlungen
Hauptkommissar Bachmeier war unzufrieden. Er hatte die halbe Nacht die Videoaufzeichnungen vom Verhör dieses Dr. Borcherts angesehen, hatte nicht einen einzigen Schwachpunkt bei dem Verdächtigen erkannt. Der war ruhig und selbstbewusst gewesen.
Wegen des Patzers seines Kollegen hatten sie ihn gehen lassen müssen, die Unbeherrschtheit des Vollzugsbeamten konnte sie alle in Schwierigkeiten bringen!
Mit Raffael war er noch ordentlich aneinandergeraten, der Kollege hatte sich voll auf die Seite des Ehepaares geschlagen.
In der zweiten Vernehmung hatte er schwere Geschütze aufgefahren und den feinen Herrn Doktor gezwungen, das Material anzusehen, das die Zeugin ihnen zu Verfügung gestellt hatte.Doch der Maschinenbauer hatte entweder sehr gut geschauspielert, oder er war wirklich entsetzt über die Bilder, die über den Bildschirm flimmerten.
Er hatte geheult, hatte geschrien, dass er das nicht ansehen könnte, dann hatte er den Vernehmungsraum vollgekotzt!Raffael hatte ihn nach draußen gerufen, hatte ihn, seinen Vorgesetzten, einen Perversen genannt! Sie hätten beinahe geschlägert! Stefan Bauer, der Polizist in Ausbildung, hatte sie gerade noch zurückgehalten.
Sie hatten Dr. Borchert nach Hause geschickt.Er selbst war nach Hause gefahren, um sich umzuziehen.
Raffael war nicht glücklich, als sich noch ein Anwalt Dr. Borcherts bei ihm meldete. Der andere war ja eher pflegeleicht gewesen, hatte im Grunde nichts für seinen Mandanten getan oder gefordert.
Eigentlich sollte sich ja Gernot mit Dr. Seifert auseinandersetzen, der hatte den ganzen Mist schließlich zu verantworten!Aber der hatte sich abgeseilt, um sich umzuziehen, weil der angeblich Verdächtige ihn vollgekotzt hatte.
Raffael schwankte zwischen Loyalität und Wahrheitsliebe.
Er würde die Dinge auf sich zukommen lassen, aus dem Bauch heraus entscheiden, was er dem Anwalt sagen würde.Roman riss sich zusammen, wollte die Unterhaltung sachlich führen. Er wusste aus Erfahrung, dass hochkochende Emotionen nie zweckdienlich waren.
„Was ist heute hier geschehen? Was haben Sie mit dem Mann meiner Tochter gemacht?" fragte er ruhiger, als ihm zumute war.O je! dachte Raffael. Auch noch der Vater der Kratzbürste, der verdammt hübschen Kratzbürste.
„Mein Kollege hat Dr. Borchert die Beweise gezeigt, die er hatte sehen wollen!" Er wählte einen Zwischenweg.
„Die da wären?" bohrte Roman nach.
„Material, das Frau Meier uns zur Verfügung gestellt hat!" antwortete der Kommissar.
„Genauer!" forderte Roman.
„Fotos!"„Fotos? Von Kindesmissbrauch? Und Videos?"
Raffael wand sich. „Möglich! Ich war bei der Vernehmung nicht dabei!"
„Gibt es Aufzeichnungen von dem Verhör?"
„Ich denke schon!"
„Kann ich die sehen?"
Raffael stand schwerfällig auf. Da kam er jetzt nicht mehr raus. Der Anwalt hatte ein Recht darauf, alles zu sehen. Er legte einen Stick ein, drehte den Bildschirm so, dass Dr. Seifert etwas sehen konnte, startete.
Romans Herz verkrampfte sich, als er mitbekam, wie Alex gelitten hatte. Er atmete schwer. Der Junge war ein herzensguter Kerl, der überall half, wo er helfen konnte.
Der Unsummen von Geld spendete, der hochbegabt in seinem Job war, der seine Frau und seine Tochter über alles liebte.
Wie konnte es passieren, dass die Verleumdungen seiner EX eine solche Lawine ausgelöst hatten?Ohne ein Wort zu sagen, stoppte er die Wiedergabe, stand auf und ging. Im Moment fehlten ihm die Worte.
Im Moment hätte er am liebsten wie Alex eine Flasche genommen und sich irgendwo eingesperrt.
Raffael blieb aufgewühlt zurück.
Er musste etwas tun!
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...