Kapitel 11

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Alex schleppte sich ins Haus seiner Mutter.
Er hatte nicht die geringste Kraft mehr.
Müde ließ er sich in einen Sessel sinken.
Sabine brach das Herz, als sie ihn so sah.
„Was ist passiert?" fragte sie leise.

Er fing an zu heulen, konnte nicht aufhören, schluchzte, bis er einen Schluckauf bekam.
Sie holte ihm ein Glas Wasser, das er mit einem Schluck leerte.
Danach begann er zu erzählen.
Als er fertig war, nahm sie ihn in die Arme, was ihm noch immer gut tat.

Was sollte der Junge denn noch alles aushalten?
Was würde dieses Weib ihm denn noch alles antun?
Wann endlich konnte er einfach einmal glücklich sein?
So, wie er es verdient hatte, ihr Prachtbursche!

Sie kochte einen starken Kaffee, machte ein paar Brote.
Mechanisch aß und trank er, seine Gedanken waren weit weg.

Da meldete sich sein Handy.
Apathisch las er die Meldung, sprang auf und raste los, ohne ein Wort gesagt zu haben.
Sabine schöpfte Hoffnung, wieder einmal!
Sie schien sich gemeldet zu haben.
Sie schickte Klaus eine dringende Bitte nach oben. „Kannst du nicht dafür sorgen, dass die beiden einmal ein paar ruhige Tage genießen können?"


Alex erwischte vor lauter Aufregung die falsche Richtung auf der Autobahn, musste die nächste Ausfahrt nehmen und drehen. Doch dann bretterte er los, so schnell sein Wagen fuhr. Er übertrat sämtliche Vorschriften, überholte rechts und links, setzte immer wieder die Lichthupe ein, zeigte ein paar Mal den Mittelfinger.

Endlich hatte er den Parkplatz erreicht.
Mit quietschenden Reifen hielt er an und raste zu der Gruppe von Männern, bei denen er die Liebe seines Lebens vermutete.
Sie hatte ihn sowohl gesehen als auch gehört, rannte ihm entgegen.
Er riss sie in seine Arme, küsste sie, drückte sie an sich, ließ die Tränen laufen, die sich mit ihren vermischten.

Die Trucker wandten sich ab, grinsten sich an, schlugen sich ab.
Da waren sie ja heute zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen!

Lena und Alex konnten sich nur schwer voneinander trennen.
Sie hatten beide weiche Knie, klammerten sich aneinander, gaben sich Halt.
Schwer atmend ließ er sie schließlich los, wischte die Augen trocken, seine und ihre, küsste die letzten Tränen von ihren Wangen.

Dann ging er mit ihr an der Hand zu den fremden Männern.
„Wer ist Chris?" fragte er.
Der Angesprochene gab sich zu erkennen.
Alex schlug ihm auf die Schulter. „Danke!" sagte er nur.
„Bitte! Gern geschehen! Ich habe ein Faible für Liebesgeschichten!" kam die trockene Antwort.
Alex lachte. „So siehst du gerade aus!"
Chris grinste. „Der erste Schein trügt oft! Siehe Foto!"

Alex wurde etwas rot. „Du hast es gesehen?"
Der Trucker lachte laut. „Ja, aber ich steh trotzdem nicht auf dich!"
Die Stimmung wurde heiter und gelassen.
Die Männer tauschten Nummern mit Lena aus. „Nur für den Fall, dass du ihm wieder abhaust! Wir finden dich!"

Da Lena noch ein wenig taumelig war, beschlossen sie, ihr Auto stehen zu lassen.
Er rief schnell Olivia an, die sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihm wartete.
Sie bot an, mit Bill den Wagen zu holen.
„Ich lege den Schlüssel aufs linke Hinterrad!" schlug Alex vor.
Mike hörte mit. „Gib ihn mir! Wir müssen eh noch eine Stunde Pause machen!"

Im Auto lehnte Lena sich müde in den Sitz.
„Ich bringe dich erst Mal zurück ins Krankenhaus! Du bist ganz blass!" sagte Alex leise.
„Die werden eine Freude haben! Rein-raus-rein!" Plötzlich begann sie zu kieksen, zu lachen, loszuprusten.
Die ganze Aufregung ließ sie leicht hysterisch werden.
Er sah sie erst verständnislos an, bekam dann die Zweideutigkeit ihrer Worte eindeutig mit.

„Du hast ja eine ganz schön schlechte Phantasie!" zog er sie auf.
„So schlecht ist diese Phantasie gar nicht! Und Phantasie ist es eigentlich auch nicht!" stieß sie nach Luft schnappend hervor.
Alex hatte Seitenstechen vor Lachen.
Sie war ja eine Type!
Im Bett war sie ganz schön locker unterwegs mit Worten, aber außerhalb hatte er sie eher für zurückhaltend gehalten!
Doch er wusste wohl noch einiges nicht von ihr!

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