Kapitel 12

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„Musst du eigentlich nicht arbeiten?" fragte Lena Alex, als sie wieder alleine waren.
Er grinste. „Nein, ich habe sehr vorausschauend zwei Wochen Urlaub genommen, weil ich ein Engelchen mit einem dicken blauen Auge und einem anderen wunderschönen treffen würde!"
„Und wolltest du nicht wegfahren?" forschte sie weiter.

Er wich ihrem Blick ein wenig aus, wusste aber, dass ab sofort nur Ehrlichkeit sein durfte zwischen ihnen.
„Ich wollte nach Kroatien. Ich habe in einem Anfall von Wahnsinn im Internet eine Fischerhütte in Istrien ersteigert, die wollte ich mal ansehen. Evi hatte ich etwas von einer Dienstreise vorgelogen!" gestand er.
Lena lächelte.
Ein verrückter Kerl war er also auch noch!
Sie liebte verrückte Kerle!
Liebte sie auch ihn?
Sie wusste es nicht.
Sie kannte die Liebe nicht.
Aber sie vermutete, dass sie sich so ähnlich anfühlen musste, wie das, was da in ihr vorging!

„Könnten wir da nicht beide hinfahren?" Sie erschrak über ihre Worte.
Hatte sie sich gerade bei ihm eingeladen?
Sie sollte nicht so klammern!
Doch der Kuss, den er ihr gab, zerstreute ihre Bedenken. „Das wäre wunderschön! Das wäre ein Traum!" flüsterte er in ihr Ohr.

Oh! Oh! Ihr Körper begann schon wieder ordentlich zu brennen!
Sie zog ihn an sich, ihre Hand fand den Weg unter sein Shirt.
Er stöhnte auf, hielt ihre Hand fest.
„Bitte! Sei gnädig, Süße!" flehte er.
Sie tauchte aus etwas auf, das sich verdammt nach Leidenschaft angefühlt hatte.
„Sorry!" hauchte sie nur.

Er nahm das Thema Urlaub wieder auf. „Ich wollte ein Wohnmobil mieten, also ich habe es eigentlich schon gemietet. Zu der Hütte gehört ein kleines Grundstück am Meer, da kann man stehen bleiben, heißt es in der Beschreibung. Ich weiß aber nicht, ob du das möchtest. Wir können auch in ein Hotel gehen oder in eine Pension!" Mein Gott, er wusste noch immer so wenig von ihr.

Lena war überrascht. Sie hatte ihn jetzt in seinen Urlauben eher in angesagten Clubs auf Party-Inseln gesehen.
Aber sie wusste eben noch immer so wenig von ihm.
Doch alles, was sie bisher erfahren hatte, hatte ihr gefallen.

„Das wäre der Hit! Mit so einem Gefährt auf Reisen gehen! Alles dabei, was man braucht, klein und kuschelig, wie ein Puppenhaus!" Ihre Begeisterung war nicht gespielt, das merkte er genau. Und sie steckte ihn damit an.

„Genau! Und wir könnten auch verlängern!. Ich habe in den letzten Jahren kaum Urlaub genommen und vor kurzem einen sehr fähigen Stellvertreter eingestellt."
Für einige Zeit konnte er Evi und ihre Überraschung vergessen.
Er würde endlich ein paar Wochen vom Leben abbekommen.
Danach konnte er immer noch mit der Wohnungssuche für die Ex beginnen!
Aber sie würden ein paar Wochen für sich haben!
Sie konnten sich kennenlernen, sie konnten ein ganz normales Liebespaar im ersten gemeinsamen Urlaub sein.


Lenas Gedanken hatten eine andere Hemmschwelle für ihre Träume gefunden. „So ein Ding zu mieten ist teuer, oder?" fragte sie etwas gedämpft.
Sie hatte ein Vollstipendium, die Wohnung durfte sie während des Studiums kostenlos nutzen, aber große Sprünge konnte sie nicht machen.

Alex verstand ihre Bedenken.
Vorsichtig suchte er nach Worten, um diese zu zerstreuen.
„Es ist der gleiche Preis, ob einer fährt oder zwei!" sagte er leise.
Lena grinste ihn an.
Er hatte recht.
Sie würde keine Mehrkosten verursachen.
„Und das Einkaufen teilen wir uns, ja?" schlug sie vor.

Alex nahm sie fest in den Arm. „Nein, das werden wir nicht, Süße!"
Seine Augen liefen schon wieder über.
Er sah sie ernst an. „Weißt du, Geld ist zur Zeit mein geringstes Problem! Und ich wäre überglücklich, wenn du mich von den anderen ablenken könntest!" Er stockte.
Mein Gott!
Was hatte er da gesagt?

„Nein! Quatsch! So habe ich das jetzt nicht gemeint!"
Doch sie sah ihn liebevoll an. „Ich habe dich schon verstanden!"
Sie hasste Spielchen, hasste es, jemanden auflaufen zu lassen, jemandem die Worte im Mund umzudrehen.
„Also, dann machen wir das so! Und ich werde nicht rumzicken, ich verspreche es dir! Ich werde mich einfach freuen, an dir und am Leben!" erklärte sie.
Und Alex war sich fast sicher, dass sie gemeint hatte: Ich liebe dich!
Oder zumindest: Ich könnte mir vorstellen, dich zu lieben.

Am nächsten Tag gab Steffen sein Okay für Lenas Entlassung.
Das Veilchen begann langsam gelb zu werden, die Klammern sollten noch zwei Wochen bleiben, aber die konnte ein Arzt in Kroatien auch entfernen.
„Macht halt langsam mit dem wilden Sex!" zog er Alex auf, der den Arzt in die Seite knuffte.
Doch Lena sah das lockerer. „Heißt was exakt?" fragte sie.
Steffen lachte. „Die kleine Staatsanwältin in spe will es genau wissen! Na, ich würde mal sagen, zwei enthaltsame Nächte noch, und dann nicht öfter als dreimal!"
„Na, das ist doch eine Ansage!" konterte sie, und Alex freute sich, dass ihr Humor zurückgekommen war.


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