Kapitel 19

43 9 0
                                    

Da läutete Alex' Handy. „Mama!" sagte er, als er aufs Display sah. Ausnahmsweise stand er auf und ging ein paar Meter weg vom Tisch. Er wollte nicht, dass Mirko oder andere Gäste mithörten. Wenn seine Mutter um zehn Uhr abends bei ihm anrief, bedeutete das sicher nichts Gutes!

„Hallo, Mum!" meldete er sich und hoffte, der Anruf hätte einen unbedeutenden Grund.
„Hallo, mein Junge! Entschuldige, dass ich dich so spät störe, aber hier ist es im Moment etwas schwierig!" Die Stimme seiner Mutter klang nicht gut.
„Nein, nein, passt schon! Was ist denn los?" Sein Herz raste.

„Evi ist total durchgedreht, als ich ihr erzählt habe, dass du später kommen wirst. Sie hat erst vor Lenas Wohnung rumgebrüllt, bisdie Polizei sie weggebracht hat, dann hat sie in deiner Wohnung randaliert, Sachen zum Fenster hinausgeworfen und so. Die Nachbarn haben geklingelt, sie hat sie mit einem Messer bedroht. Die Polizei hat sie dann mitgenommen. Sie hat gesagt, sie wohnt bei mir, dann haben sie sie bei mir abgeladen. Da hat sie weiter gewütet. Zum Glück sind Livy und Bill gekommen. Er hat sie etwas beruhigen können. Aber sie will mit dir sprechen!"

Alex war sich während des Gespräches ununterbrochen durch seine Haare gefahren. Lena beobachtete ihn, wusste, das war kein gutes Zeichen!
Mirko merkte auch, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, ließ die beiden lieber alleine. Alex setzte sich wieder zu Lena. „Aber wenn ich sie anrufe, hat sie meine Nummer!" sagte er gerade. „Dann haben wir keine Minute mehr Ruhe!"

Lena bat um Gehör. „Du kannst deine Nummer unterdrücken!"
Er gab die Information an seine Mutter weiter. „Gut! Ja! Ich ruf sie an! Ich melde mich dann wieder!"Er erzählte Lena, was er gerade erfahren hatte. Sie änderte die Einstellung auf seinem Handy, und er war wieder einmal froh, sich hin eine intelligente Frau verliebt zu haben.

Dann ging er zum Kai und wählte Evis Nummer. Er hörte sich geduldig ihre Beschimpfungen an.
„Beruhige dich bitte! Wir sind nicht mehr zusammen, und ich kann so lange in Urlaub bleiben, wie ich will!" konterte er. „Du bist finanziell versorgt und hast im Moment noch eine Wohnung! Wenn du durchdrehst, kann ich nichts dafür!"

Er lauschte wieder ihren Tiraden. „Natürlich werden wir uns um das Kind kümmern! Das habe ich dir ja gesagt! Aber nicht um dich, Evi, vor allem nicht, wenn du selbst alles versaust!"
Er hielt das Handy etwas von seinem Ohr weg, damit ihm nicht das Trommelfell platzte.

„Es gibt nur noch ein Wir! Lena und ich, wir sind ein Paar! Finde dich damit ab oder lass es sein! Jetzt reiß dich zusammen, geh in die Wohnung zurück, benimm dich, dann hast du ein Dach über dem Kopf! Mama gibt dir Geld, Olivia geht mit dir zu den Vorsorgeterminen, du könntest eigentlich mehr als zufrieden sein! Wie viele Väter, die reingelegt worden sind, gibt es, die so reagieren wie ich, was meinst du?"

Er stellte beruhigt fest, dass seine Worte angekommen zu sein schienen.
„Gut! Dann lass dich von Bill und Livy in die Wohnung bringen! Bill wird dir helfen aufzuräumen, Livy kann mit den Nachbarn sprechen! Okay?" Dann beendete er das Gespräch, ließ sich ermattet auf seinen Stuhl sinken und berichtete Lena.
„Sollen wir fahren?" fragte sie mitfühlend.

„Nein! Nicht um alles auf der Welt lasse ich mir diesen Urlaub kaputt machen, Süße!" wehrte er ab und klaute sich einen Kuss. „Ich habe ihr klar gemacht, dass wir uns um das Kind kümmern werden, aber nicht um sie!"
Lena hörte zu, verstand allerdings nur das „Wir"!

Sie fuhr zärtlich die Konturen seines männlichen Gesichtes nach. Er hielt ihre Hand fest und küsste ihre Finger. „Wir beide – du und ich! Etwas anderes gibt es nicht mehr in Zukunft!" stellte er fest.

Mirko sah beruhigt, dass bei dem Lieblings-Liebespaar der Stadt alles in Ordnung zu sein schien und brachte sicherheitshalber noch zwei Sliwowitz.
„Bring gleich noch eine Runde!" forderte Lena ihn auf. Sie tranken normalerweise wenig Alkohol, brauchten ihre Sinne klar, um alles zu fühlen, was sie fühlten.

StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt