Kapitel 16

45 7 4
                                    

Evi

Dafür dachte Evi umso intensiver an die beiden. Sie erreichte Alex nicht mehr, bei keiner Nummer! Sie rief an seinem Arbeitsplatz an. Veronika, die Sekretärin des Chefs verplapperte sich und erzählte, dass Dr. Borchert ein paar Wochen Urlaub hatte.

In Evi tobte es. Haute er einfach ab! Sicher mit der Nutte! Sie fuhr zu Lenas Wohnung, klingelte Sturm bei allen Nachbarn. „Wo ist sie? Wo ist die Bitch?" brüllte sie durchs Treppenhaus.

Die jungen Mitbewohner erschraken beim Anblick der zornigen Frau. Was hatte sie denn mit der netten Lena zu tun?
Sie hielten sich lieber mit Auskünften zurück.
„Wohnt der Bastard hier mit ihr?" brüllte Evi.
„Wer?" Sebastian, ihr Gangnachbar, stellte sich dumm. „Ich habe sie hier noch nie mit einem Mann gesehen!"

„Verlogene Bande! Aber ich kriege sie schon!" tobte sie weiter.
Da bekam Sebi Angst. „Wer sind Sie denn? Sagen Sie mir doch Ihren Namen, dann kann ich Lena etwas ausrichten!"

„Ich bin Evi Meier, die Frau, der sie den Kerl ausgespannt hat, der mich jetzt schwanger sitzen gelassen hat!" schrie sie den jungen Mann an, der zusammenzuckte.
Aha! dachte er. Dieser Alex, der ein paar Nächte bei ihr gewesen war! Aber der hatte einen sehr guten Eindruck gemacht, war sehr besorgt um Lena gewesen. Was die Alte da faselte, konnte er nicht recht glauben!
Und selbst wenn es stimmte, konnte er es Alex auch nicht verdenken!


Evi fuhr zu seiner Mutter. Vielleicht konnte sie die ja mit ihrem Enkelkind auf ihre Seite ziehen. Da musste sie halt ein wenig auf die Tränendrüse drücken.
Ziemlich geknickt stand sie in der Türe, quetschte ein paar Krokodilstränen hervor.

„Ich kann Alex nicht erreichen!" jammerte sie. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht! Ich habe keine Wohnung, keinen Pfennig Geld mehr!"
Doch Sabine konnte sie nicht täuschen. „Du bist jung! Du hattest einen Job!" warf sie der anderen vor.

„Aber ich habe doch gedacht, Alex will, dass ich bei ihm bin, wegen dem Kind und so!"
„Da hättest du ihn besser vorher gefragt! Schon damals, als du einfach nach Regensburg gezogen bist! Erwartest du jetzt, dass er dich ewig durchfüttert? Stell dir vor, er müsste alle Ex-Geliebten aushalten! Da hätte er was zu tun!"

Das saß! Sabine hatte gerne ausgeteilt, hätte das schon vor Jahren machen sollen!
Evi schnappte sichtlich nach Luft. „Aber ich bekomme dein Enkelkind!" startete sie noch einen letzten Versuch.

„Das ist auch das Einzige, was uns beide je verbunden hat!" knallte Sabine ihr hin. „Also, Alex ist in Urlaub! Ja, mit Lena! Und ich hoffe, sie bleiben so lange wie möglich dort, denn es geht ihm zum ersten Mal seit langer Zeit richtig gut! Wie viel brauchst du?" Sie war zwar sicher, dass die Andere Geld auf der Bank hatte. Sie hatte gut verdient in den letzten Jahren, aber voll und ganz auf Alex' Kosten gelebt.

Doch wenn sie die lästige Frau mit ein paar Scheinen loskriegte und vor allem von ihrem Sohn fernhielt, war es ihr das wert.
„Reichen 500?" Alex hatte ihr für solche Fälle ein paar tausend Euro dagelassen, hatte schon so etwas geahnt.

„Ja, danke! Das hilft mir schon weiter!" Evi konnte das gierige Funkeln in ihren Augen kaum verbergen. „Irgendwann wird er ja wiederkommen!"
Sabine holte das Geld und knallte ihr die Scheine vor die Nase.
„Wegen der Wohnung mach dir keine Sorgen. Er regelt das schon! Er wird sein Kind sicher nicht obdachlos machen, das solltest du eigentlich wissen!"

Evi zog ab. In Urlaub war er also, ein paar Wochen, mit der Kleinen! Aber sie hatte wenigstens 500 Euro bekommen! Doch sicher war da noch mehr zu holen!

Ein paar Tage später bekam sie Besuch von Olivia und einem hübschen jungen Mann. Sie freute sich, dass Alex' Schwester Kontakt mit ihr zu halten schien. Doch was die ihr dann erklärte, machte sie wieder sehr wütend.

„Wir begleiten dich zu deiner Frauenärztin! Wir müssen wissen, dass du dem Kind keinen Schaden zufügst!" erklärte Livy.
Evi ging drohend auf sie zu. Bill hielt sie am Arm fest wie ein Schraubstock. „Wage es nicht, auch nur in ihre Nähe zu kommen!" fauchte er. Er hatte schon gewusst, warum er unbedingt zu diesem Termin mitwollte! Niemals hätte er sein Mädchen mit dieser Furie allein gelassen!

„Woher weißt du überhaupt, dass ich da heute hin muss?" fragte sie Evi.
„Ich habe so meine Quellen!" konterte Olivia. Sie brauchte ja nicht zu erzählen, dass eine Angestellte eine Kindergartenfreundin von ihr war. Dass sie beide dieselbe Ärztin hatten, hatte sie auch nicht vergessen. Da war es nicht schwer gewesen, alle Vorsorgetermine des Biestes herauszufinden.

In der Praxis ging Livy wie selbstverständlich mit ins Untersuchungszimmer. „Mein Bruder ist geschäftlich verhindert! Ich vertrete ihn!" erklärte sie süß lächelnd. Wenn mit den Blutwerten etwas nicht in Ordnung sein sollte, würde Angie sie schon informieren!
„Alles sieht gut aus!" beteuerte die Ärztin.
Livy war zufrieden.
Auftrag erfüllt!


StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt