Warm empfing sie das helle Leder, des an Komfort kaum zu überbietenden Autositzes ihres geliebten Wagens. Lange hatte sie darauf gespart, sich diesen Traum erfüllen zu können, denn auch wenn ihr Berufsfeld ihr eine, weit über dem Durchschnitt liegende Menge Geld bescherte und ihre Kunden oft gut situiert und großzügig mit Trinkgeldern umgingen, war ihr durchaus bewusst, dass sie dieses Betätigungsfeld nicht bis an ihr Lebensende bedienen würde... weder können noch wollen und dass sie eine große Menge an Rücklagen benötigte, die ihr zum einen den Puffer verschafften, sich neu zu orientieren und zum Anderen, die Möglichkeit gaben, Steuerliche Nachzahlungen und weitere anfallende Kosten auch in ferner Zukunft noch bedienen zu können. So war der BMW M8 ein vollkommen schwarzer Sportcoupéausführung, der schon viel Zeit bei einem befreundeten Tuner verbracht hatte und innen wie außen ihr wahr gewordener Traum wurde, ihr heiligster Besitz. Er war einer der wenigen luxuriösen Dinge, die sie sich neben der edler Kleidung und teuren Unterwäsche gönnte, wobei es sich bei zweiteren in großen Teilen um steuerlich absetzbare Arbeitskleidung handelte, die sie, wie die zahlreichen Besuche im Friseurstudio so wie die Pflege und permanente Haarlosigkeit ihres Körpers, bei der Steuererklärung geltend machte. Eigentlich nicht ihr Verdienst sondern der ihres langjährigen Freundes und Steuerberaters Robert, der immer wieder Zuflucht bei ihr fand, wenn es in der on/off Beziehung mit seinem ewigen Traumprinzen mal wieder kriselte.
Sie selber ging keine festen Partnerschaften ein, was schon allein daran lag, dass auch der unterwürfigste Mann, in den seltensten Fällen damit klar kam, das sie ihre Vorlieben zum Beruf gemacht hatte und offen auslebte. Einige Male hatte sie es versucht, hatte in Jonas auch gedacht einen Mann gefunden zu haben, der sich mit der Rolle ihres privaten Sklaven, dem sie ihr Herz und ihre Liebe schenkte zufrieden gab, doch hatten sie Beide nach fast zwei Jahren feststellen müssen, dass die psychischen Qualen, das sie dies auch anderen Männern gab, die Liebe letztendlich überschattet. Dabei überwog der Schmerz so sehr, dass die Tatsache, dass sie nur ihm erlaubte, sie sexuell berühren zu dürfen, eher nebensächlich blieb.
Nachdenklich fädelte sie sich in den Kölner Stadtverkehr, um zu ihrer eher kleinen Wohnung zu gelangen, die nur eine Ecke von ihren geschäftlichen Räumlichkeiten entfernt in einem größeren Wohnkomplex lag. Dieser bot in den oberen Etagen auch luxuriöse Wohnungen, so dass ihr Baby für wenig Aufsehen sorgte, welches sie in der der überwachten Tiefgarage parkte.
Dem Fahrstuhl entsteigend führte ihr Weg an vielen Türen vorbei, die sie in Anonymität abtauchen ließ. Zwar gab es Facility Manager, die ein Auge auf die Eigentümer und Mieter dieses Gebäudekomplexes hatten, doch eine Gemeinschaft oder Versammlungen gab es zu ihrer Erleichterung nicht. Auch klingelte man nicht beim Nachbarn, um sich Eier zu leihen oder dergleichen.
Die beiden Sicherheitsschlösser am Ende des Ganges öffnend, betrat sie die kleine Wohnung und ließ die Schlüssel klirrend in die schlichte blau lasierte Keramikschale fallen, welche im schmalen Flur auf der Weidengeflochtenen Kommode einzig diesen Zweck erfüllte. In völligem Gegensatz zu ihrem Studio empfing ihr kleines Nest sie nicht mit klaren, kühlen Farben, sondern mit einem bunten Durcheinander aus Stilen, die sie in weiten Teilen der Welt eingesammelt hatte, während sie ihrem zweiten Luxus, dem Bereisen fremder, oft ferne Länder und vollkommen anderer Kulturen nachging. So schien es für sie völlig normal, hier in ihrem Rückzugsort, schwere orientalische, oft bunte Glasleuchter über afrikanische Skulpturen von Fruchtbarkeitsgöttinnen oder Maorischen Wandschmuck zu hängen. Dabei wirkte ihre Wohnung nicht überladen, aber bunt, mit verschiedensten Kissen, meist nur einer Farbe, in verschieden Stilen, die den parkettausgelegten Räumen Kuscheligkeit verlieh, die sie sonst im Leben selten suchte.
Natürlich hatte sie es genossen, Jonas nicht nur zu ihren Füßen, sondern auch in ihren Armen zu wissen, doch sie redete sich erfolgreich ein, dass sie diesen Teil ihrer Vergangenheit nicht misste. Und doch glitt ihr Blick neben die Tür, an welcher er sie stets empfing und sich, als freier Mediengestalter im Homeoffice, stets auf ihr Kommen einstellte.

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Mistress?
General FictionEs gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit. Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...