Kapitel 25

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Lange schon hatte Zayn die Teller abgeräumt und sie mit neuen Getränken versorgt, als die Beiden ihre Stühle nebeneinander nah an die gläserne Brüstung gestellt hatten, um den Ausblick über das Treiben der Stadt zu beobachten und in Gesprächen zu versinken.

Viel Neues hatte Maxim ihr aus seinem Leben berichtet. So zum Beispiel, dass er sich nun einige Monate der Auszeit gönnen würde, um zur Ruhe zu kommen, bevor er sich seinen neuen Aufgaben im Dienst der Bundespolizei widmen würde.

Ebenso darüber, dass er sich nach einer Zeit, in der Flug auf Flug folgte, nun darauf freute endlich wieder kontinuierlich mit dem Training beginnen zu können und das er seinem Kameraden beiwohnte, der am Ende des Monats bei einer Meisterschaft im Schwergewicht als Favorit antreten würde. Selbst ein kurzes Video seines Freundes im Trainingskampf zeigte er ihr und ließ sie interessiert näher an ihn heran rücken.

Gebannt lauschte sie seinen schwärmerischen Erzählungen, über die Unbarmherzigkeit, mit denen ihr Trainer ihnen alles abverlangen würde und wie er gedachte, seinem Muskelkater entgegenzuwirken, während sie es war, die nach seiner Hand griff, ihre Finger mit seinen verschränkte und den Daumen streichelnd über seinen Handrücken gleiten ließ.

Sie wollte mehr von ihm spüren und er schien zwar im ersten Moment überrascht über ihre Geste, erwiderte sie aber zärtlich, verlor sich dabei immer wieder in ihrem Anblick.

Alles, was er mit ihr teilte, eröffnete ihr das Bild eines bodenständigen Mannes, der voll und ganz für etwas brennen konnte und seine ganze Leidenschaft in das steckte, was ihm wichtig war. Auch von seinen Eltern erzählte er, deutete an, warum sein Vater und er ein eher schlechtes Verhältnis führten, erklärte ihr, dass das riesige Tattoo auf seinem Oberarm, welches einen Tiger zeigte, der sein Maul vielleicht verschlingend über dem Kopf einer wunderschönen Frau aufriss, für ihn bedeutete, dass er alles tun würde, um die zu schützen die er liebte. Sein Vater hatte ein anderes Bild auf Frauen gezeigt und als er alt genug war und sich im Stande sah, ihm auch körperlich gewachsen zu sein, hatten sie die Fronten auf andere Weise geklärt.

Heute, viele Jahre später war ihr Verhältnis zwar noch immer angespannt, aber seiner Mutter ging es nun deutlich besser und gab ihrem Sohn all die Liebe, die eine Mutter geben konnte, die loyal ihrem Mann gegenüber stand, unabhängig davon, wie er sie behandelt hatte und trotzdem dankbar für das Eingreifen des Sohnes war, um sie zu schützen.

Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn versonnen lächelnd betrachtete, sich dieses beschützende Bild von ihm tiefer in ihr verankerte, ihn ihr näher brachte, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte und doch...

Immer wieder glitt ihr Blick über die Schulter zu Zayn, der aufräumte, die Küche säuberte oder sie mit Getränken versorgte, wenn er nicht auf Knien an seinem Platz darauf wartete, ob sie Wünsche äußern würde. Deutlich spürte sie den Zauber des ersten Moments ihres Aufeinandertreffens, der von Maxim ausging, doch verlor sie sich längst nicht mehr so sehr darin, wie bei ihrem ersten Treffen. Nach einem Moment des angenehmen Schweigens deutete er auf das erwachende Gebäude in ihrem Blickfeld.

„Weißt Du, was sie aus dem alten Bordell machen?" Mit zusammengezogenen Brauen musterte sie ihn, ehe sie schmunzelnd entgegnete: „So, woher weißt Du, dass es einmal ein Bordell war?" Einen Schluck des Bieres nehmend legte sich der einnehmende Blick seiner unergründlichen Augen auf sie, während seine Zungenspitze seine Unterlippe befeuchtete.

„Auch wenn unser Service am Terminal endet, sollte man seinen Passagieren doch Orte nennen können, an denen sie Entspannung, Freude oder eine helfende Hand finden, denkst Du nicht?" Seine Worte klangen seltsam in ihren Ohren und doch vermochte sie weder zu ergründen, was sie daran störte, noch konnte sie die Logik darin widerlegen.

Mistress?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt