Ein letztes Mal warf sie ihren Blick in den von Rosenholz gefassten Spiegel neben dem Bett und prüfte den Sitz der hochgeschlossenen weißen Bluse auf Perfektion. Zum Binder in Schulfarben, die sich auch in der Uniform der Schüler wiederfand, hatte sie diesmal zu den knöchelhohen Stiefeletten einen daran anschließenden schwarzen Faltenrock gewählt. Anders als die Schülerinnen, deren Uniform möglichst knapp gehalten waren, ohne dass sie obszön wirkten und den Schülern, für die es eine Schmach sein sollte sich aus Weste, Hemd und Hose zu befreien, sollte Strafe notwendig sein, blieben die Lehrkräfte stets von Kopf bis Fuß verhüllt. Nicht einmal Hals offenbarte der hohe, gerade Kragen ihrer Bluse. Ob sie ihre Hände offenbaren wollten blieb jedem selbst überlassen. So hatte sie Belfort schon nach dem Essen seine schwarzen, kurzen Lederhandschuhe wieder anlegen sehen und wusste, dass Liz ihre Hände ausnahmslos in Latex hüllte doch sie selbst ließ sich offen, ob sie die verspielten Spitzenhandschuhe, die ihre Uniform abrundeten trug oder in den Bund des Rockes steckte. Ihre Tawse am schmalen, geflochtenen Ledergürtel befestigt richtete sie den strengen Knoten im Nacken, der ihr nun wieder deutlich glänzendes Gold bändigte, bevor sie an Zayn herantrat.
Sorgfältig musterte sie auch ihn, strich behutsam über die streng zurück frisierte Lockenpracht und nahm ihren Hausfreund den gewundenen Wurzelholz Stock zur Hand. „Bereit für den Tag?" fragte sie ein letztes Mal sanft und ergötzte sich an Zayns zum gleichen Teil unsicher wie zuversichtlichem Lächeln. „Das bin ich meine Göttin. Was auch geschieht, ich werde da sein und Du wirst Dich zu keinem Zeitpunkt um mich sorgen müssen, ob Du an meiner Seite weilst oder abgehalten wirst." Noch einmal schloss sie die Augen, nahm die Zuversicht in sich auf, die eigentlich sie ihm hätte geben müssen und wandelte den sanften Gesichtsausdruck in eine strenge Miene. Mit knappen Nicken deutete sie mit der Spitze ihres Stockes zur Tür und Zayn erhob sich aus seiner knienden Position um ihr diese zu öffnen und hinter ihr wieder zu verschließen, bevor er ihr den Schlüssel aushändigte.
Von Neugier gepackt trat sie an das hohe Bogenfenster welches von einem Absatz der althölzernen Treppe einen Blick in den Hof gewährte. Deutlich unsicher sah sie die acht ihr fremden Menschen, die sich für dieses Abenteuer gemeldet hatte. Ganz bewusst hatte sie keinen der Anmeldebögen gelesen, wollte sich nicht mit Vorlieben und Grenzen das Spiel zu eigen machen. Liz würde die Klasse führen und eingreifen, sollte Kira über eine von den Schülern angegebene Grenze gehen. Hätte Kira selbst die Fragebögen studiert, so wäre es ihr wohl schwer gefallen, den Unterricht nicht nur zu begleiten, sondern hätte von Anfang an für angegebene Wünsche gesorgt. Doch das hier sollte nicht ihr Werk werden, sie wollte sich zurückhalten, sich nicht überfordern, lediglich Teil dessen sein.
Als erstes fiel ihr ein relativ junger Mann mit braunen, recht langen und zu einem Zopf gefassten Haaren ins Auge, der sich nicht in einem Gespräch mit einem oder mehreren Mitschülern auf dem Hof befand. Er wirkte, vielleicht durch seine vergleichsweise geringe Größe zu den Anderen, um einiges jünger als er wahrscheinlich war, denn Liz nahm selten Menschen in ihre Obhut, die nicht mindestens das zwanzigste Lebensjahr vollendet hatte.
Als nächstes zogen zwei dunkelhaarige Mädchen, die laut kicherten und scherzten, als gehöre ihnen der Hof in den Bann. Beide wirkten auf den ersten Blick stolz und... ja... überheblich. Eine Braue rutschte in ihre Stirn, als eines der beiden, auch noch recht jungen Mädchen sich zu ihr umwandte und sie tatsächlich Penny in ihr erkannte. Die Augen schließend versuchte sie, das seltsame Gefühl zu verdrängen, das ihr Anblick in ihr auslösen wollte. Sie war ihre letzte Kundin gewesen, der letzte Akt ihres alten Lebens. Ob Liz sie bewusst eingeladen hatte, um ihr die Möglichkeit zu geben, eine Brücke in ihre Vergangenheit zu schlagen?
Ihr Blick huschte weiter, während sie beobachtete wie Liz auf den gepflasterten Vorhof trat und sich die vier Jungen beziehungsweise Männer und die vier Mädchen und Frauen, nach Geschlecht getrennt aufstellten. Die beiden Frauen denen sie noch keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte waren ein wenig älter als sie vielleicht. Die eine trug flammend rotes Haar, welches sie zu zwei Zöpfen geflochten hatte, die ihr etwas sehr Kindliches verliehen und die andere eine blonde Undercut Frisur, die ihr Wesen deutlich unterstrich. Selbst von hier und in Uniform konnte Kira das rebellische, punkige Wesen ausmachen, sah die Tattoos, die sich bis zu ihrem Kinn hinauf zogen und die getunnelten Ohren. Anders als die anderen Mädchen trug sie auch keine Schnür Stiefeletten oder Pumps, sondern schwere Docs, die sich nur zur Hälfte geschnürt hatte. Diese Dame gefiel ihr auf den ersten Blick und als sie zur Seite blickte, wusste sie, dass es auch Zayn so ging.
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Mistress?
General FictionEs gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit. Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...