Kapitel 71

207 14 24
                                    

Zärtlich ließ Kira ihre Fingerspitzen durch das noch feuchte Haar des schlafenden Mannes auf ihrer Brust gleiten. Sie wusste, wie viel sie ihm an diesem ersten Tag abverlangt hatte. Der Gedanke daran, was er alles für sie erduldet und geleistet hatte, erfüllte sie mit einem so brennenden Gefühl des Glücks und Stolzes, dass sie ihn am liebsten geweckt und in die Laken gedrückt hätte. Er war einer der drei Schüler gewesen, die sich im Laufe des Tages nicht einen einzigen Strafpunkt eingehandelt hatten und das obwohl er nur am Rande der Ausbildung wandelte und nicht wie Marc Jahre Erfahrung aufweisen konnte. Und auch ihre eigene Prüfung hatte er für sie durchgestanden, hatte weder von selbst Erleichterung gesucht, noch vor anderen Augen, für sich versagt und das obwohl sie ihn weiter und weiter gefordert hatte, indem sie die Vibration seines Eis erhöhte oder ihn trinken ließ. Nicht einmal nach Belohnung hatte er gebettelt, weil er kein Teil der Schüler war, der von ihr oder einer der Lehrkräfte vor den Augen der Anderen gezüchtigt wurde. Er durfte, wie Marc zu Liz Füßen kniete, an ihren Knien und sie spüren lassen, wie hart er auch dann noch für sie focht, während andere schon unter dem Rohrstock Erlösung fanden.

Aber sie hatte auch erkannt, wie hart seine Prüfung für ihn wurde, als sie es war, die Carls Vergehen abstrafte, während dieser vollkommen ausgefüllt im Pranger ausgestellt blieb. Sehr genau hatte sie das unruhige Winden und das Glitzern in den Augen ihres Sklaven gesehen, als Carl seinen Tränen freien Lauf ließ und erstickt gurgelnd mit jedem Schlag an Größe zu verlieren schien, bis nur noch ein zitterndes Häufchen Elend im Pranger zurückblieb. Ja sie hatte gespürt, dass er verstand, was Respekt bedeutete und die Tatsache, dass er danach ihre Nähe suchte zeigte ihr, dass sie auch ohne seine Wünsche zu kennen, das richtige Gespür für ihn hatte. So war sie es, die ihn von den Schandwörtern befreite und seine Striemen versorgte. Er konnte nicht zulassen, dass Zayn ihr half, aber er ertrug seinen Anblick, während sie sich um ihn kümmerte. Die zweite Person, die sie zu versorgen hatte war Penny, die neben den Striemen die sie sich für ihre Vergehen eingehandelt hatte, andere deutliche Spuren trug. Vielleicht hatte Liz sie ihr zugeteilt, weil sie nun ihre und Belforts Wünsche kannte, in die sie beinah eingegriffen hätte. Erst im letzten Moment hatte sie aus einer winzigen Nuance des Flehens erkennen können, dass sie keiner Hilfe bedurfte, sondern sich einer ihrer Wünsche erfüllte. So war Pennys Akte die einzige, die sie neben der Zayns und Marcs kannte, auch wenn Liz ihr nahelegte auch die Vincents zu studieren. Doch was diesen Jungen ausmachte versuchte sie lieber von ihrem Sklaven und der Kollegin selbst zu erfahren, als anhand von Papier.

Sie war verwundert über Pennys Vorliebe und fragte sich, ob das Nichtwissen um einen so essentiellen Wunsch mit ein Grund war, warum sie die Session mit ihr damals abbrechen musste.

Hätte sie ertragen, Zayn diesen Wunsch unter ihren Anweisungen erfüllen zu lassen? Nein, wahrscheinlich nicht, ganz davon abgesehen, dass Zayn diese Spielart wahrscheinlich überhaupt nicht mochte, oder wenn dann die Rolle des Opfers einnahm. Der Gedanke daran wie sie ihn im Spiel hinterrücks überfiel und ihn mit vorgehaltener Waffe dazu zwang sie zufriedenzustellen war allerdings einer, den sie nicht von sich schieben wollte. Würde er versuchen sich ihrer zu erwehren? Würde er es befürworten? Darin Erfüllung finden?

Die Hand des Schlafenden in ihrer warmen Mitte platzierend, genoss sie das Gedankenspiel, doch während sie darunter wegzudämmern begann, war sie es, die eine Klinge am Hals spürte, während ihr Master ihr befahl den Mund für ihn zu öffnen, bevor er sich rücksichtslos nahm was er begehrte. Wie immer trug er kein Gesicht, nicht das Zayns und auch nicht das des dunkeläugigen Spiegelbildes, doch diese Stimme, diese eine Stimme, die sie nicht zuordnen konnte... ihr Klang allein setzte ihren Körper in Flammen und entfachte jede Nacht aufs Neue, dass sie für ihn kam.

Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, als ihr klar wurde, dass die schüchternen, zärtlichen Berührungen an ihrer Mitte kein Teil ihres Traums waren, sondern erfüllende Realität. „Sag mir, was Dich daran so erregt hat, als ich Carl bestraft habe!" befahl sie leise in die Dunkelheit. Nur kurz hielt das Spiel seiner Finger inne, welches sie mit unfassbarer Geschicklichkeit höher trieb.

Mistress?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt