Es gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit.
Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...
Das Dröhnen sämtlicher Kirchturmglocken dieser Welt war die erste Wahrnehmung, die sie erfasste. Unendlich laut hämmerten sie auf ihren Schädel ein, wollten ihr die Trommelfelle zerreißen und ihr den Kopf mit der Macht von Schall allein zerquetschen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Schmerz, welchen das wahrscheinlich unsaubere Betäubungsmittel in ihr hervorrief, einzuordnen vermochte.
Alles einnehmender Durst und das Gefühl von Sand in der rauen Kehle war die zweite Wahrnehmung. Prüfend zog sie an den schmerzenden Armen, versuchte sie in eine angenehmere Position zu bugsieren, doch etwas hielt sie entschieden zurück. Es dauerte einen weiteren endlosen Moment, ehe ihr noch vernebeltes Gehirn den sinnvollen Schluss zog, dass man sie gefesselt haben musste, denn so sehr sie auch zog und sich bemühte, ihr Körper wollte ihr einfach nicht gehorchen.
Noch immer sah sie nicht mehr als Schwärze und auch wenn die Dunkelheit undurchdringlich blieb, trafen sie helle Blitze der Erinnerung wie ein Schlag. Zayn, wie sich ihm die Wagentür auf seltsame Weise näherte... Zayn, dessen Blut im Regen kleiner würfelförmiger Glassplitter auf sie regnete und in dessen Blick vollkommene Fassungslosigkeit lag, während ihre Hand aus seiner Mitte gerissen wurde.
Ein verzweifelter Schrei wollte sich von ihren Lippen lösen, doch wurde er auf erstickende Weise zurückgehalten. So schlagartig, wie Zayn im Wolkendickicht der Airbags verschwand, so raubte ihr die Erinnerung den Atem. Panisch begann sie, gegen die Fesseln zu kämpfen, spürte, wie sie die Seile nur tiefer in die eigenen Handgelenke trieb. Erst jetzt verstand sie, dass sie auf einem Stuhl saß, doch die Verzweiflung, die sie über die Unwissenheit von Zayns Zustand erfasst hatte, schob ihren eigenen Zustand weit in den Hintergrund. Erstickt vom Klebeband über ihren Lippen schrie sie seinen Namen, entlockte der rauen, ausgetrockneten Kehle unmenschliche Schreie der Angst und Verzweiflung, doch niemand kam, um sie ihr zu nehmen.
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Noch bevor ich realisieren konnte, was überhaupt geschehen war, wurde die Wagentür zu meiner Linken aufgerissen. Nur verschwommen sah ich, durch einen roten Schleier, wie die Frau, die mein ganzes Leben war, aus dem Gurt gelöst und aus dem Auto gezerrt wurde. Sie hatte nicht mal den Ansatz einer Chance, sich der zupackenden Hände zu erwehren und ich... Ich schaffte es nicht einmal, mich aus meinem Gurt zu befreien, um ihr beistehen zu können.
Ich habe versagt!
Verzweifelt versuchte ich noch immer die Tür, die sich mir auf so seltsame Weise genähert hatte, zu öffnen, doch das scheiß Ding wollte mir so wenig gehorchen wie meine Hände. Am Rande meines Bewusstseins spürte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte, denn das knallende Dröhnen in meinem Kopf wollte nicht enden und meine zitternden Hände gehorchten mir von Sekunde zu Sekunde weniger.
"ICH MUSS HIER RAUS!"
schrien meine tosenden Gedanken, doch so sehr ich am Gurt zerrte, er öffnete sich einfach nicht. Wie ein Verrückter, strampelte und tobte ich, in dem kleinen Raum, den meine nähergerückte Tür mir in der Fahrgastzelle ließ, versuchte die Menschen, die sich hinter dieser Welt aus Scherben und weißen Wolken verbergen mussten zu warnen, dass mir meine Göttin entrissen wurde, dass sie ihr helfen mussten. Immer langsamer wurden meine Bewegungen, als wäre der Wagen mit einem Siruptanker kollidiert und ich müsste mich aus seiner Ladung freikämpfen.