Marc musste seine Drohung nicht in die Tat umsetzen, denn tatsächlich brachte mir der Hoffnungsschimmer etwas, das ich seit vielen Tagen nicht mehr gespürt hatte. Er gab mir die Kraft, mich aus meinem Sumpf des Selbstmitleids zu befreien und mich zum ersten Mal wieder hungrig in die Küche zu begeben. Auch heute hatte Marc mich versorgt, schon belegte Brötchen vom Bäcker mitgebracht und ich dankte dem Hübschling von Herzen dafür, als ich herzhaft in eines hinein biss. „Hat Maxim schon etwas gesagt, wie wir nach der Landung vorgehen werden?" Mich nachdenklich musternd ließ Marc sich mir gegenüber nieder und nippte an seinem Kaffee. Ich hoffte inständig, meine Göttin würde mir vergeben können, dass ich dieses Getränk aus ihren Tassen anbot.
„Er möchte, dass Du ihn auch dort zum Lager und zu eurem Elternhaus bringst, auch wenn Deine Mutter keinen Anlass dazu gibt, zu vermuten, sie würde jemanden irgendwo gefangen halten. Augenscheinlich geht sie lediglich ihren Geschäften nach, pendelt zwischen den verschiedenen Großstädten, in denen sich die Hotels deiner Eltern befinden." betreten senkte er den Blick, die königsblau lasierte und handgetöpferte Tasse mit beiden Händen fest umschließend.
„Bitte Zayn, ich weiß Du kannst nicht anders, als Dich an diesen Gedanken zu klammern, dass wir sie in Berlin finden werden. Bitte... lass... lass nicht zu, dass... es besteht die Möglichkeit das..." knurrend rieb er sich mit einer Hand durchs Gesicht und sah mich dann unvermittelt an. „Ich sehe, wie viel Hoffnung Du in Berlin steckst. Ich möchte, dass Du weißt, dass, auch wenn wir sie nicht finden sollten, Lady Liz und ich werden immer für Dich da sein. Ich weiß wir sind uns eigentlich noch fremd aber..." mit einem scharfen Zischen schnitt ich ihm das Wort ab. „Lass das! Tut nicht so, als wäre sie tot, bevor wir einen Beweis dafür haben. Ich... ich weiß einfach... das... dass sie noch lebt... mein... Mutter würde sie nicht einfach umbringen, nur weil ich nicht die Frau heirate, die sie für mich wählt!"
Behutsam stellte Marc die Tasse ab und wagte nicht den Blick zu heben, während er auf seine Hände starrte. „Wir haben keinen Beweis dafür, dass Deine Mutter damit etwas zu tun hat. Maxim hat alles an ihr durchleuchten lassen. Wir wissen nicht, wer sie hat und ob sie lebt. Die einzigen Menschen, die ihr etwas anhaben wollen könnten, sind die Menschen, mit denen ihr Vater sich angelegt hat. Bitte Zayn..." wieder unterbrach ich ihn, erhob mich vom Tisch und begann ihn abzuräumen.
„Wie würdest Du an meiner Stelle fühlen?" fragte ich emotionslos. „Würdest Du nicht auch alle Hoffnung in diesen winzigen Schimmer setzen? Ich weiß nicht, ob Du ohne Deine Lady glücklich sein kannst und ich weiß wie irrational ich bin, aber meine Göttin hat mir etwas gegeben, was ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Bei ihr habe ich mich zum ersten Mal vollkommen gefühlt und ich werde einen Teufel tun, mich nicht an die Hoffnung zu klammern, dass ich sie bald schon wieder bei mir haben kann."
Den Lappen in die Spüle donnernd, mit dem ich gerade noch den hellen Holztisch abgewischt hatte, versuchte ich die Tränen niederzuringen, als ich eine behutsame, fast zögerliche Berührung an meiner Schulter spürte.
„Komm her Sweety, es ist o.k. Bitte, schäm Dich nicht... nicht vor mir." Sanft zog er mich in seine erstaunlich starken Arme und hielt mich, Geborgenheit schenkend an sich gedrückt. „Wir werden sie finden, wenn nicht in Berlin, dann anderswo."
Auch wenn ich vielleicht emotional erscheinen mag, weil ich mich meiner Göttin offenbarte, von einem mir beinahe fremden und doch so vertrauten Mann in die Arme genommen zu werden, war etwas, dass sich unglaublich befremdlich und doch irgendwie gut anfühlte. Trotzdem versteifte ich mich, wehrte mich aber auch nicht gegen die streichelnde Hand auf meinem Rücken oder die Tatsache, dass er mich weiter an sich drückte.
„Ich will mir nicht einmal vorstellen müssen, was Du gerade durchmachst. Ich hab es gesehen, ich hab EUCH gesehen und ich weiß, ihr wird es im Moment nicht anders gehen als Dir. Ich will Dir Deine Hoffnung auch nicht nehmen, ich selber hoffe, dass die Informationen meiner Lady uns weiterbringen. Du sollst nur wissen, dass Du nicht alleine bist. Auch meine Lady klammert sich an diese Hoffnung, will aber, dass Du weißt, egal was passiert, du wirst bei ihr immer Willkommen sein. Du bist der größte Schatz ihres Engels und damit fühlt sie sich für Dich genauso verantwortlich wie für sie. Wir werden zusammen dafür kämpfen, Deine Göttin zurückzubekommen, egal was es kostet." Einen Kuss auf meine Stirn hauchend flüsterte er: „Sogar mit dem griesgrämigen, heißen Russen zusammenarbeiten. Komm, schöner Mann, lass uns los, David wartet sicher schon im Wagen auf uns, damit wir meine Lady aus dem Hotel abholen können. Hast Du alles was Du brauchst gepackt?" Mich an der Schulter an sich gedrückt haltend führte er mich aus der Küche und ich nickte knapp, als ich mich zu lösen versuchte. Das Gefühl, von ihm gehalten zu sein, war wirklich merkwürdig, doch als ich es schaffte, mich daraus zu befreien, hinterließ es eine unwillkommene Leere. Die Schultern straffend, trat ich ins Schlafzimmer, holte meine Tasche und überzeugte mich davon, alle Geräte ausgeschaltet zu haben. Inständig hoffte ich, dass wenn ich zurückkehrte, ich dies mit meiner Göttin im Arm tun würde.

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Mistress?
General FictionEs gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit. Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...