Unerwartet warm begrüßte sie England, als sie das Terminal verließen, um in eines der wartenden Taxen zu steigen.
Widererwartend einfach verlief das Boarding und selbst Zayns und ihr Equipment wurden in Teilen schon mitgenommen. Einzig ihr Vakuumanzug und das Zubehör würden erst morgen das Studio erreichen, aber sie hatte auch keineswegs vor, sich gleich in die Arbeit zu stürzen. Nur den Flug hatte sie noch in tiefer Konzentration verbracht und am Handy Termine vergeben oder Umbuchungen und Verschiebungen organisiert.
Für sie war es selbstverständlich, dass sie auch diese Taxifahrt beglich, schließlich ging es hier um ihren Job, doch unerwartet hielt Zayn sie zurück und sagte leise. „Vergib mir Mistress, aber dürfte ich bitte?" Die Braue hebend schüttelte sie vehement den Kopf, schlug ihm unsanft auf die Hand und gab dem Fahrer die gewünschte Anzahl an Pfund inklusive Trinkgeld eh sie zischte: „Darüber werden wir noch sprechen."
Wortlos verließ sie den Wagen und trat, ohne ihres Gepäcks auch nur einen Blickes zu würdigen, auf die Hoteltüren zu, die ihr in altmodischer Weise nicht elektronisch, sondern von Hand geöffnet wurden.
Liz hatte einen Hang zum Luxus und darauf bestanden, dass die Unterkunft die sie ihr zu Verfügung stellen wollte, auch ihren eigenen hohen Ansprüchen genügte. Zielsicher trat Kira auf die Rezeption zu und meldete Zayn und sie an, welcher, mit Unterstützung des Personals, ihre Sachen hereinbrachte. Einzig sein und ihr Equipe war er nicht gewillt aus der Hand zu geben, bis sie an ihre Zimmertür gelangten.
Auch ohne große Erziehung stellte er die Sachen neben der Tür ab und kniete sich mit gesenktem Blick nieder. Scheinbar störte ihn dabei auch nicht die Anwesenheit anderer Gäste oder des Portiers, der ihn neugierig dabei beäugte, während Kira die Karte in die Tür steckte, damit sie sich öffnete. „Komm rein!" befahl sie knapp und er wuchtete erst ihr Equipment in den Raum, ehe er auch den Kofferwagen entgegennahm.
Wieder war es Kira, die staunte, als sich ihr die geräumige Suite offenbarte. Den Mantel, welchen sie überflüssigerweise übergezogen hatte, ließ sie achtlos auf die Lehne der schweren, Cognacfarbenen Lehne der altenglischen, ledernen Couch, des sie empfangenden Wohnzimmers fallen.
„Geh Ins Bad, mach Dich frisch und komm in angemessener Weise zurück!" befahl sie knapp, eh sie die Flügeltür zum Schlafzimmer öffnete und ihre Sneaker von den Füßen streifte. Sich auch der Leggins und des Schulterfreien Pullovers entledigend öffnete sie ihren Koffer und begann ihre Sachen in das angrenzende Ankleidezimmer zu bringen. Sie wollte nicht wissen, was Liz für die Nacht hier ausgeben musste, doch ihr war klar, dass es sich trotzdem für sie lohnen würde. Kira hatte sich durchaus einen Namen gemacht, hatte sich nicht in irgendeinem zwielichtigen Hinterhof zurückgezogen sondern ein sehr Laufkundschaft und werbewirksames Ambiente in ihrem Studio geschaffen. Auch die Werbung die im Netz für sie geschaltet wurde hatte sie nicht einfach so dahingerozt, wie es einige ihrer Kolleginnen taten, denen immer noch nicht klar war, wie diese Welt heute funktionierte und wie man auch in weltweiten Pandemiezeiten online nicht nur überlebte, sondern seine Kunden hielt und neue generierte. Nein, sie hatte eine Agentur beauftragt ihr ein Konzept für ihre Netzpräsenz zu entwerfen und auch wenn sie einiges investiert hatte, nicht nur Geld sondern auch endlose Debatten darüber wie ihre Vorstellungen umgesetzt werden konnten, es zahlte sich noch heute hundertfach aus, so offensiv weltweit beworben zu werden. So war sie auch für Liz ein werbewirksamer Magnet, weil sie Stammkunden aus aller Welt anlockte, die die Vorzüge ihres Studios unter Kiras Hand kennen und genießen lernen durften.
Geschäftssinn war etwas, dass ihr ganz und gar nicht in die Wiege gelegt wurde, ganz im Gegenteil, sie war in hoch verschuldeten Verhältnissen aufgewachsen, aber es war etwas, dass sie sich angeeignet hatte, neben der Tatsache das sie weder beratungsresistent war, noch der Meinung ihr sauer verdientes Geld lieber unter der Matratze zu verstecken. Investitionen, nicht nur in sich selbst, hatten sie dahin gebracht wo sie heute war und auch wenn sich sicherlich mit dem mithalten konnte, was Zayn zu besitzen schien, sie sorgte dafür, auch nach ihrer Tätigkeit noch gut versorgt leben zu können. Die Zeiten wo sie allerdings monatelang vier bis fünf Kunden am Tag bediente und von Session zu Session um die Welt hetzte, die hatte sie endgültig hinter sich gelassen.

DU LIEST GERADE
Mistress?
General FictionEs gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit. Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...