IVAN||✔️

𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿. 37

„Lilly", „Alice", ich ziehe meine beste Freundin in eine herzliche Umarmung. Die lange ersehnte Sehnsucht erfüllt meinen Körper an diesem Tag. „Wow, du hast dich verändert", sagt Lilly, während sie mich von oben bis unten mustert. „Echt?", frage ich. „Ja, du hast mehr Farbe im Gesicht und dein Outfit ist anders." „Das ist mir gar nicht aufgefallen." Ivan hat mich bis zum Café gebracht und mich dort abgesetzt. Er meinte, ich könne bleiben, so lange ich möchte, und sollte ihm nur Bescheid geben, wenn wir fertig sind.

Ich setze mich auf den Platz. „Also, erzähl mir, wie geht es dir?", beginnt Lilly das Gespräch. „Gut. Sollte ich dich eigentlich fragen." „Wie immer eben. Die Arbeit hat sich deutlich verändert, seit du weg bist. Wir finden keine Angestellte, die dich vertreten könnte", sagt sie erschöpft.

Es bricht mir das Herz, Lilly in diesem Zustand zu sehen. „Kündige, Lilly. Such dir einen neuen Job." „Leichter gesagt als getan, Alice. Ich verstehe nicht, warum du gekündigt hast. Ich habe so viele Fragen, dass ich platze. Wie? Warum? Wann? Ich begreife es einfach nicht." Ich atme tief ein. Ich kann ihr kaum erzählen, dass ich entführt wurde. „Ich habe einen neuen Job", sage ich, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht. „Und was für einen? Deine Wohnung steht komplett leer. Alle Möbel sind weg." Nervös kratze ich mich am Kopf. „Lilly, ich... ähm... ich habe jemanden kennengelernt." „Ich wusste es! Wer ist es?" „Sein Name ist Ivan." „Warte – Ivan? Der Ivan, der bei uns im Gefängnis war?" Ich nicke. „Scheiße, Alice! Er ist ein Häftling." „Nein, er ist nicht das, was du denkst. Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, Lilly. Sein Verhalten ist genau das, wonach ich mein Leben lang gesucht habe. Ich weiß nicht, ob es eine Täuschung ist oder etwas anderes. Ist das zu fassen? Ein Mann, den ich erst seit zwei Monaten kenne, gibt mir die Zuneigung, von der ich mein ganzes Leben geträumt habe. Er gibt mir das, was ich nie bekommen habe." „Und das wäre?" „Liebe", sage ich, obwohl ich nicht wirklich weiß, ob es tatsächlich Liebe ist.

Es fühlt sich mittlerweile eher so an, als hätte Ivan eine Obsession mit mir. Lilly lächelt. „Verliebt?" „Nein, so schnell geht das nicht." Es bleibt lange still, während wir unser Getränk genießen. „Also fühlst du dich wohl?" „Ja." Sie nickt lächelnd. „Gut. Das genügt mir. Winston dreht seit Tagen durch. Er redet nur noch von dir." „Ja, ich konnte mit ihm kaum reden." „Du solltest wirklich mit ihm sprechen, Alice. Er ist am Boden zerstört, seit du weg bist. Der Mann liebt dich wirklich." „Ich weiß, er hat es mir gestanden, aber ich weiß nicht, ob ich das gleiche empfinde." „Egal, was du für ihn empfindest, hilf ihm, damit es ihn nicht mehr quält." Ich nicke. „Werde ich." Sie nickt. „Ich habe dich wirklich vermisst, du Dumme." Ich lache. „Ich dich auch." Wir unterhalten uns weiter und holen all die zwei Monate nach, die wir verpasst haben.

Die Zeit vergeht wie im Flug. „Winston ist in der Stadt", sagt Lilly, während sie auf ihr Handy schaut. „Wenn du willst, könntest du jetzt mit ihm sprechen." Genau in diesem Moment klingelt ihr Handy. Es ist Winston, und seine Nummer erscheint. „Soll ich rangehen?" Ich nicke. „Winston? – Ja", sagt sie und reicht mir das Handy.

Ich nehme das Gespräch entgegen und halte es ans Ohr. „Alice?" Die männliche Stimme von Winston ertönt. „Hey Winston." „Verdammtes Alice, wo seid ihr?" „In einem Café." „Scheiße, ich muss dich sehen. Welches Café?" Ich seufze und deute der Kellnerin, dass ich zahlen möchte.

Ich bezahle mit dem Geld, das mir Ivan gegeben hat. Anfangs war ich damit nicht einverstanden, aber er bestand darauf, dass ich es mitnehme. „Wir kommen, Winston. Wo bist du?" „In der Nähe des Freizeitparks." „Warte dort." Ich lege auf und stehe mit Lilly auf.

Wir treten an die frische Luft. Ich bin unsicher, ob es klug oder dumm ist, mich mit Winston zu treffen. Was ich jedoch weiß, ist, dass er mir extrem leid tut. Er verdient es, mich zu sehen, besonders nach allem, was ich ihm angetan habe.