𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿. 72

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Ich sitze mit Lilly auf dem Sofa im Wohnzimmer, zwischen uns ein Meer aus Notizbüchern, Stoffmustern und Hochzeitskatalogen. Die Vorfreude ist spürbar, aber auch die Aufregung. Lilly nimmt eine der Broschüren in die Hand, schüttelt den Kopf und lacht ungläubig.

„Ich kann es einfach nicht glauben, dass du wirklich heiratest," sagt sie und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, dass wir über Hochzeiten gesprochen haben – aber deine? Das ist verrückt!"

Ich lächle, meine Hände ruhen auf einem Bild von einem Hochzeitskleid, das ich mir schon dreimal angesehen habe. „Tja, und du wirst meine Trauzeugin sein. Ich kann mir niemand Besseren vorstellen."

Ihre Augen leuchten auf, aber sie schüttelt den Kopf. „Das ist so surreal. Alice, die Braut... und ich mittendrin. Es fühlt sich wie ein Traum an."

Wir lachen beide, während ich noch ein paar Kleiderbilder durchblättere. In diesem Moment höre ich, wie die Haustür leise aufschwingt. Ivan ist früher als erwartet von seiner Geschäftsreise zurück. Mein Herz klopft ein wenig schneller, und ich schlage die Kataloge hastig zu, bevor er uns im Wohnzimmer entdeckt.

„Oh, na, was geht hier vor?" fragt Ivan und schaut uns mit einem schmunzelnden Blick an.

„Nichts, was du sehen solltest," antworte ich schnell und lächle ihn an, während Lilly nur leise kichert und sich entspannt zurücklehnt.

„Geheimnisse, hm?" Ivan tritt näher, sein Blick neugierig.

„Nur noch für kurze Zeit," fügt Lilly verschmitzt hinzu und zwinkert ihm zu, bevor sie die Kataloge diskret beiseitelegt.

Lillys Handy vibriert plötzlich auf dem Tisch, und sie greift danach. „Oh, ich muss ran. Es ist wichtig," sagt sie entschuldigend und steht auf. „Ich melde mich später bei dir, okay?" Sie schenkt mir noch ein Lächeln, umarmt mich kurz und verlässt dann das Wohnzimmer.

Kaum ist sie weg, setzt sich Ivan neben mich auf das Sofa. Er zieht mich sanft an sich, bis ich mich in seine Arme lehne, meine Wange gegen seine Brust. Seine Wärme umhüllt mich, und für einen Moment fühlt sich alles ruhig und sicher an. Ich lache leise, genieße seine Nähe, während er mich noch fester an sich drückt.

Plötzlich flüstert er in mein Ohr, seine Stimme tief und ernst. „Ich habe etwas entschieden, Alice."

Ich hebe den Kopf leicht, um ihn anzusehen, spüre die Schwere seiner Worte. „Was denn?"

Er zögert einen Moment, bevor er leise sagt: „Ich werde mich an Elliot rächen. Er wird für das, was er getan hat, bezahlen."

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Die Luft um uns wird plötzlich schwerer, und mein Lächeln verschwindet augenblicklich. „Was...?"

Er sieht mich fest an, seine Augen dunkel und entschlossen. „Ich kann nicht einfach zusehen, wie er davonkommt. Das lasse ich nicht zu."

Angst kriecht in mir hoch. „Ivan..." Ich spüre, wie meine Stimme leicht zittert, während ich seine Hand nehme. „Wann wirst du das tun?"

Sein Blick bleibt hart, aber ich merke, dass er sich bemüht, ruhig zu bleiben. „Bald. Es ist nur eine Frage der Zeit."

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, und ich ziehe mich etwas von ihm zurück, halte aber immer noch seine Hand fest. „Bitte, Ivan... tu das nicht. Es ist zu gefährlich."

Er runzelt die Stirn, seine Augen durchbohren mich fast. „Ich muss das tun, Alice. Er verdient es."

„Aber was, wenn dir etwas passiert?" Meine Stimme wird leiser, aber die Angst schwingt in jedem Wort mit. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren."

Ivan zieht mich sanft näher, seine Hände gleiten über meine Wangen, bis er mein Gesicht zwischen seinen warmen Händen hält. Bevor ich etwas sagen kann, beugt er sich vor und küsst mich zärtlich. Für einen Moment verliere ich mich in dem Kuss, schließe die Augen und versuche, all meine Sorgen zu vergessen. Doch als er sich leicht von mir löst, bleibt die Unruhe in meiner Brust.

„Nichts wird passieren, Alice," sagt er sanft und sieht mir tief in die Augen. „Ich verspreche dir, ich werde vorsichtig sein. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."

Er streicht mir beruhigend über den Rücken und drückt mich wieder an seine Brust, als würde seine Umarmung all meine Ängste vertreiben können. „Ich bin doch immer derjenige, der die Dinge im Griff hat, oder?" Er lächelt und zwinkert mir zu, als wolle er die Situation leichter machen. „Ich lasse mich nicht so leicht in Schwierigkeiten bringen mi Amor."

Trotz seiner sanften Worte und der süßen Art, wie er versucht, mich zu beruhigen, bleibt die Unruhe tief in mir. Ich kann den Gedanken nicht abschütteln, dass etwas Schlimmes passieren könnte. „Ivan..." meine Stimme ist leise, fast ein Flüstern, „was, wenn es doch nicht so läuft, wie du denkst? Was, wenn..."

Er legt mir einen Finger auf die Lippen und schüttelt leicht den Kopf. „Du wirst sehen, alles wird gut. Ich lasse dich nicht allein, Alice. Niemals."

Trotz seines Lächelns und der Zärtlichkeit in seinem Blick kann ich die Angst nicht loswerden. Sein Plan fühlt sich falsch an, gefährlich. Doch in seinen Augen sehe ich die Entschlossenheit – und das macht mir nur noch mehr Angst.

Plötzlich spüre ich ein Ziehen in meinem Bauch, das immer stärker wird. Ein unangenehmes Brennen steigt in mir auf, bis mir plötzlich schwindelig wird und mir übel den Hals hinaufkriecht. Ich halte meine Hand auf den Bauch, versuche, ruhig zu atmen, aber es hilft nichts.

„Ivan... mir ist schlecht," flüstere ich, während die Übelkeit mich völlig überrollt.

Bevor ich richtig reagieren kann, springe ich auf und renne zum Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es zum Klo und übergebe mich. Alles dreht sich, während ich auf die kalten Fliesen des Badezimmers starre. Ich spüre, wie Ivan hinter mir auftaucht, seine Hände sanft in meine Haare greifend, damit sie mir nicht ins Gesicht fallen.

„Mi Amor, alles gut," sagt er sanft, seine Stimme besorgt, während er mir den Rücken reibt. „Ich bin hier, Alice."

Als ich mich langsam wieder aufrichte und mich am Waschbecken abstütze, atme ich tief durch, aber mein Magen fühlt sich immer noch flau an. „Ich verstehe das nicht," murmele ich und wische mir mit zitternden Händen über das Gesicht. „Das kam so plötzlich... und ich habe das seit vier Tagen immer wieder."

Ivan schaut mich ernst an, seine Stirn besorgt gerunzelt. „Seit zwei Tagen? Warum hast du mir nichts gesagt?"

„Ich dachte, es geht wieder weg und ich dachte es sei vielleicht wegen dem Druck, den ich seid Tagen wegen den Männern verspürt hatte..." sage ich leise und spüre, wie die Übelkeit langsam nachlässt, aber die Schwäche in meinen Beinen bleibt. „Es ist immer mal wieder da, aber nicht so schlimm wie gerade."

Ivan sieht mich einen Moment lang prüfend an, bevor er einen Entschluss fasst. „Das ist nichts, was du ignorieren solltest. Wir gehen jetzt zum Arzt, Alice."

Ich will protestieren, doch er legt eine Hand auf meine Schulter und sieht mich ernst an. „Keine Widerrede. Du wirst untersucht, damit wir wissen, was los ist."

Widerwillig nicke ich, zu schwach, um zu widersprechen. Ivan hilft mir auf die Beine und bringt mich zum Auto. Noch während wir zum Arzt fahren, versuche ich, die seltsame Übelkeit zu verstehen, aber ich komme auf keinen klaren Gedanken. Irgendetwas stimmt nicht, das weiß ich.

IVAN||✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt