𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿. 75

1.7K 30 1
                                    

Es ist spät in der Nacht, und ich stehe in der Küche, um mir ein paar Erdbeeren zu schneiden. Ich bin mittlerweile im fünften Monat schwanger und kämpfe, mich an die wachsende Größe meines Bauches zu gewöhnen. Der zusätzliche Bauchumfang macht es schwierig, mich richtig zu bewegen, und manchmal fühle ich mich wie ein Pinguin, der sich durch die Küche schlängelt. Gerade spüre ich das Baby besonders stark – es scheint hyperaktiv zu sein, als würde es die ganze Nacht durch tanzen. Ich lege meine Hand auf meinen Bauch und flüstere leise: „Beruhige dich ein wenig, Kleiner. Mama versucht, etwas Ruhe zu finden."

Der Kühlschrank gibt ein leises Brummen von sich, während ich die letzten Erdbeeren in eine Schale lege. Ivan ist seit einigen Stunden unterwegs, um Dinge bezüglich Elliot zu klären. Ich mache mir Sorgen, aber ich habe beschlossen, ihm zu vertrauen. Er hat mir versprochen, dass alles in Ordnung ist.

Mit der Schale in der Hand will ich gerade ins Wohnzimmer gehen, um die Serie „Too Hot to Handle" weiterzuschauen, die Ivan und ich zusammen angefangen haben, als mein Handy klingelt. Der Bildschirm zeigt Ivans Namen, und ich bin erleichtert, ihn zu hören. „Hallo Püppchen", sagt eine Stimme, die nicht Ivans ist.

Mein Herz setzt einen Schlag aus. „Elliot?" frage ich, als der Schock wie ein kalter Rausch durch meinen Körper zieht.

„Ja, das bin ich", antwortet Elliot mit einem schadenfrohen Ton. „Ich habe gehört, dass du schwanger bist. Das erfreut mich wirklich sehr. Nur schade, dass dein Kind ohne Vater aufwachsen muss."

Panisch verkrampft sich mein Herz. „Wo ist Ivan?! Was hast du mit ihm gemacht?!"

„Willst du ihn nicht persönlich sehen?", sagt Elliot und legt dabei noch eine Portion Drohung in seine Stimme.

Ohne weiter darüber nachzudenken, renne ich zur Schlüsselschale und schnappe mir die Autoschlüssel. „Wo zur Hölle steckst du, Elliot?! Ich bring dich um!"

Er lacht kalt am anderen Ende der Leitung. „Vielleicht schaffst du es noch, ihn zu retten, Püppchen."

Dann legt er auf.

Adrenalin pumpt durch meine Adern, während ich hastig das Standort-Tracking von Ivans Handy öffne. Ich ziehe meinen Mantel an, greife nach meiner Tasche und stürme zur Garage. Der Wagen springt mit einem knurrenden Geräusch an, und ich fahre so schnell es geht, um den Ort zu erreichen, der auf dem Bildschirm angezeigt wird. Jede Sekunde, die verstreicht, fühlt sich wie eine Ewigkeit an, und ich bete, dass ich noch rechtzeitig ankomme, um Ivan zu retten.

Die Angst um Ivan schmerzt wie ein Messer in meinem Herzen. Die Tränen brennen in meinen Augen, doch ich kämpfe verzweifelt dagegen an. Jede Minute, die verstreicht, steigert meine Panik. Ich habe das Gefühl, dass meine Welt zusammenbricht, und der Gedanke, dass Ivan in Gefahr ist, lässt mich kaum atmen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich vor einem großen Bootshaus in der Nähe des Hafens an. Das Gebäude liegt im Dunkeln, und die Straßen sind verlassen. Mein Herz klopft heftig gegen meine Brust, während ich das Auto stoppe und aussteige. „Ivan!" rufe ich verzweifelt, meine Stimme hallt durch die leeren Straßen.

Ich renne zur Eingangstür des Bootshauses und schiebe sie auf. Die große Halle ist düster und gespenstisch, nur spärlich vom Licht der Straßenlaternen erleuchtet. Die Schatten an den Wänden tanzen unheimlich, und ich kann keine Spur von Ivan entdecken. Mit zitternden Händen und einem wirren Kopf durchstreife ich den Raum und rufe erneut nach ihm.

Plötzlich entdecke ich jemanden, der an einem Stuhl gefesselt ist. Die Person sieht aus wie Ivan, und mein Herz macht einen wilden Sprung. „Ivan!", rufe ich, während ich hastig auf ihn zugehe. Doch als ich näher komme und sein Gesicht sehe, merke ich, dass es nicht Ivan ist, sondern ein fremder Mann.

Mein Herz sinkt, und ich erkenne, dass ich in eine Falle geraten bin. Genau in diesem Moment taucht Elliot aus den Schatten auf. Er steht im Lichtschein, klatscht in die Hände und lacht höhnisch. „Hinter soviel Schönheit steckt soviel Dummheit. Du bist wirklich leicht zu beeinflussen."

Panisch versuche ich, mich umzudrehen und zu fliehen, doch Elliot bewegt sich schnell auf mich zu. „Nicht so schnell", sagt er mit einem schelmischen Grinsen.

Ich bemerke, dass ich allein mit ihm bin – keine seiner Männer sind hier. Die Tatsache, dass nur Elliot hier ist, verwirrt mich zusätzlich. „Wo ist Ivan?!", frage ich verzweifelt, während ich versuche, mich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen.

„Oh, du wirst ihn schon noch sehen", sagt Elliot, seine Stimme kalt und berechnend. „Aber zuerst musst du dich wohl oder übel mit mir auseinandersetzen."

Mein Herz schlägt wild, und ich weiß, dass ich schnell handeln muss. Der Gedanke, dass Ivan möglicherweise in noch größerer Gefahr sein könnte, während ich hier festgehalten werde, treibt mich zu verzweifelten Handlungen. Ich muss einen Weg finden, mich aus dieser Situation zu befreien.

In meiner Panik versuche ich verzweifelt, mich aus dem Griff von Elliot zu befreien. Mit aller Kraft schlage ich nach ihm, und meine Hand findet einen großen Stock, der neben mir liegt. Mit einem kräftigen Schwung treffe ich ihn direkt im Gesicht. Er taumelt zurück, und ich nutze die Gelegenheit, um mich von ihm loszureißen.

„Alice!", höre ich plötzlich Ivans Stimme rufen. Die Verzweiflung in seiner Stimme gibt mir den letzten Schub, den ich brauche. Panisch renne ich auf den Ausgang der Halle zu, meine Schritte hallen laut in der leeren Halle wider. Ich sehe Ivan in der Nähe der Tür stehen und seine Augen weiten sich, als er mich erblickt.

„Ivan!" rufe ich ihm zu, während ich mich beeile, aus der Halle zu verschwinden. Als ich die Halle verlasse, sehe ich Ivan, der voller Erleichterung auf mich zuläuft. Die Angst in seinen Augen ist deutlich, als er mich ansieht. Doch genau in diesem Moment höre ich einen Schuss.

Mein Körper erstarrt vor Schmerz, als sich ein stechender Schmerz in meiner Brust ausbreitet. Ich sehe hinunter und bemerke, wie sich Blut durch mein Kleid zieht. Ein weiterer Schuss hallt durch die Nacht, gefolgt von einem dritten. Drei Löcher bohren sich durch meine Brust, und der Schmerz ist überwältigend.

Ivans Gesicht wird zu einem Bild purer Angst und Panik. „Alice! Nein!", ruft er verzweifelt, als er auf mich zuläuft. Die Welt um mich herum beginnt zu verschwommen, und ich kann kaum noch stehen.

Ich falle in Ivans Arme, und er fängt mich auf, zieht mich fest an sich. „Nein.", haucht er und streichelt meine Haare panisch aus meinem Gesicht „Bleib bei mir, Alice", flüstert er, seine Stimme gebrochen und voller Tränen. Der Schmerz in meiner Brust wird unerträglich, und ich spüre, wie meine Kraft langsam nachlässt.

Mit einem letzten Blick auf Ivans verzweifeltes Gesicht, auf das ich mich so lange gestützt habe, fühle ich, wie die Dunkelheit mich umhüllt. Die Kälte des Todes breitet sich in mir aus, während ich mich in Ivans Umarmung fallen lasse. In seinen Armen verliere ich langsam das Bewusstsein, und der letzte Gedanke, der mir durch den Kopf geht, ist, wie sehr ich ihn liebe und wie schwer es ist, ihn zu verlassen.

„Ivan.", flüstere ich schwach, bevor die Welt endgültig in Dunkelheit versinkt.

Wenn die Liebe uns in ihre Fänge nimmt, geschieht es oft auf eine Weise, die wir nicht verstehen, bis wir den Preis dafür zahlen.

Ivan.

Es tut mir so leid.

IVAN||✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt