𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿. 73

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Im Krankenhaus angekommen, werde ich sofort in ein Untersuchungszimmer gebracht. Ivan muss draußen warten, seine ungeduldigen Schritte hallen noch in meinen Gedanken wider, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. Ich sitze auf der Untersuchungsliege, mein Herz pocht wild in meiner Brust, während der Arzt sich mir gegenüber setzt und seine Brille zurechtrückt.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Alice." beginnt er ruhig, ein beruhigendes Lächeln auf den Lippen. „Die Ursache für Ihre Übelkeit ist ganz normal und absolut nichts Gefährliches."

Ich runzele die Stirn und sehe ihn verwirrt an. „Was meinen Sie?" frage ich, meine Stimme zittert leicht.

Er lehnt sich ein wenig nach vorne, sein Blick freundlich, als er die Worte spricht, die mein Leben verändern. „Sie sind schwanger, Alice. Das erklärt Ihre Symptome."

Für einen Moment kann ich nur starren. Die Worte dringen zwar in mein Bewusstsein, aber sie fühlen sich unwirklich an. Schwanger? Ich wusste nicht, dass ich schwanger bin. Das Blut rauscht in meinen Ohren, mein Herz klopft so laut, dass ich kaum etwas anderes wahrnehme. „Schwanger?" wiederhole ich fast tonlos, mehr zu mir selbst als zu ihm.

Der Arzt nickt und beginnt, mir geduldig zu erklären, dass es ganz normal sei, in den ersten Wochen nichts zu merken. Er spricht über die Veränderungen, die mein Körper durchläuft, und gibt mir beruhigende Informationen. Doch seine Worte verschwimmen in meinem Kopf, während ich versuche, das alles zu verarbeiten.

Schwanger. Ich hatte keine Ahnung.

Nach dem Gespräch verlasse ich das Zimmer, immer noch wie in Trance. Meine Beine fühlen sich schwer an, und es fällt mir schwer, den klaren Gedanken zu fassen. Als ich den Flur entlanggehe, sehe ich Ivan. Er wartet ungeduldig vor der Tür, läuft nervös hin und her. Als er mich endlich sieht, bleibt er abrupt stehen, seine Augen voller Sorge.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen, die Nachricht schwer auf meiner Brust. Wie soll ich ihm das sagen? Ich weiß nicht, ob er sich freuen wird... oder ob ihn diese Nachricht vielleicht überfordert. Die Angst schnürt mir die Kehle zu, während er langsam auf mich zukommt, mit diesem fragenden Blick in seinen Augen.

„Alice? Was hat der Arzt gesagt?" Seine Stimme klingt leise, aber ich spüre die Anspannung darin.

Ich öffne den Mund, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Wie soll ich ihm sagen, dass unser Leben gerade auf den Kopf gestellt wurde?

Ivan bleibt vor mir stehen, seine Augen suchen verzweifelt nach Antworten in meinem Gesicht. Ich will etwas sagen, irgendetwas, aber die Worte kommen nicht. Mein Herz schlägt so laut, dass es den Raum auszufüllen scheint. Er legt sanft eine Hand auf meinen Arm, als wolle er mich zurück in die Realität holen.

„Alice?" Seine Stimme klingt nun dringlicher, die Sorge in seinem Blick nimmt zu. „Was hat der Arzt gesagt? Ist alles in Ordnung?"

Ich schlucke schwer und versuche, tief durchzuatmen, aber die Panik lässt mich nicht los. Ich weiß, ich muss es ihm sagen – aber wie? „Ivan..." beginne ich zögernd, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Es ist... nicht das, was ich erwartet habe."

Er runzelt die Stirn und sein Griff um meinen Arm wird etwas fester, aber nicht unangenehm. „Worüber redest du? Was meinst du?"

Ich schaue zu Boden, unfähig, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich... bin schwanger," sage ich schließlich, die Worte brechen leise aus mir heraus. Das Gewicht dieser einfachen Aussage hängt zwischen uns, wie eine unsichtbare Barriere, die alles verändert.

Ivan steht reglos da. Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Ich wage es nicht, ihn anzusehen, Angst, was ich in seinem Gesicht sehen könnte. Freude? Schock? Oder vielleicht etwas, das ich am meisten fürchte – Unsicherheit.

„Was...?" Seine Stimme klingt fast ungläubig. „Schwanger?"

Ich nicke, mein Blick immer noch fest auf den Boden gerichtet. „Der Arzt hat es mir gerade gesagt. Ich wusste es nicht... Ich..." Meine Stimme bricht ab, die Angst vor seiner Reaktion schnürt mir die Kehle zu.

Ein paar Sekunden vergehen, und die Spannung in der Luft ist fast greifbar. Dann spüre ich, wie er langsam seine Hand von meinem Arm löst. Das macht mich noch nervöser. Hat er Angst? Oder ist er vielleicht wütend? Ich weiß es nicht, und das Warten auf seine Antwort macht mich verrückt.

„Ivan?" frage ich schließlich leise und sehe zögernd zu ihm auf. Sein Gesicht ist schwer zu lesen – da ist ein Mix aus Gefühlen, die ich nicht einordnen kann.

Und dann macht er einen Schritt auf mich zu, seine Augen immer noch auf mir. „Sag es noch mal," flüstert er, seine Stimme fast zerbrechlich. „Bist du sicher?"

„Ja," antworte ich leise, mein Herz schlägt schneller. „Ich bin schwanger." In dem Moment, in dem ich die Worte wiederhole, verändert sich etwas in Ivans Gesicht. Die Spannung weicht, und seine Augen beginnen, heller zu leuchten. Er blinzelt ein paar Mal, als würde er versuchen, das Gesagte wirklich zu begreifen. Dann, ohne Vorwarnung, schließt er die Distanz zwischen uns und zieht mich fest in seine Arme.

Ich spüre, wie seine Arme mich umschlingen, fest und doch sanft, als wolle er sicherstellen, dass ich wirklich hier bin. Sein Herz schlägt genauso schnell wie meins, aber die Wärme in seiner Umarmung ist unmissverständlich – Freude.

„Alice..." flüstert er gegen mein Haar, und ich höre das Lächeln in seiner Stimme. „Wir... wir bekommen ein Baby." Seine Stimme zittert leicht, aber es ist vor Glück, nicht vor Angst.

Ich presse mein Gesicht gegen seine Brust, fühle, wie die Anspannung der letzten Minuten langsam von mir abfällt. „Ich... ich wusste nicht, wie du reagieren würdest," gebe ich zu, meine Stimme ebenfalls leise. „Ich hatte solche Angst, dass du..."

Er unterbricht mich, indem er mich noch fester an sich drückt. „Wie könnte ich jemals etwas anderes fühlen als Glück, mi Amor?" Er zieht sich ein wenig zurück, nur um mir in die Augen zu sehen, sein Blick strahlend vor Freude. „Das ist das Beste, was uns passieren konnte."

Seine Worte treffen mich tief, und plötzlich fühle ich die Tränen in meinen Augen brennen, diesmal vor Erleichterung. Ivan lächelt, und dann beugt er sich vor, um mich sanft zu küssen. „Ich werde immer für dich da sein, für dich und unser Kind."

Ich schließe die Augen und erwidere den Kuss, und für einen Moment scheint die ganze Welt stillzustehen, als würde alles andere um uns verblassen. Wir stehen einfach nur da, inmitten des Krankenhausflurs, aber in diesem Augenblick fühlt es sich an, als gäbe es nur uns und die Zukunft, die uns jetzt bevorsteht.

Scheiße ich werde Mutter.

Und Ivan ist der Vater.

Ich und Ivan kriegen ein Kind.

Scheiße.

IVAN||✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt