𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿. 3

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In meiner Wohnung angekommen, die ein Glück direkt im ersten Stock liegt, ziehe ich mich von Kopf bis Fuß aus und fülle die Wanne sofort mit heißem Wasser.

Ich mustere mich im Spiegel und sehe das Spiegelbild einer erschöpften jungen Frau. Es ist Nacht, und die Dunkelheit draußen passt zu meiner Stimmung. Mein Gesicht ist blass, die Schatten unter meinen Augen sind tiefer als sonst, und ich sehe einfach müde aus.

Die letzten Tage waren hart, und es zeigt sich in jedem Aspekt meines Aussehens. Mein Haar hängt schlaff herunter, und meine Schultern sind leicht nach vorne gebeugt. Es frustriert mich, dass ich seit Tagen kein Bedürfnis habe zu essen oder mich um mich selbst zu kümmern. Der Stress und die ständige Anspannung haben mich ausgelaugt, und ich fühle mich, als würde ich auf Sparflamme laufen.

Mit einem Seufzen wende ich mich vom Spiegel ab. Ich weiß, dass ich besser auf mich achten sollte, aber gerade scheint das eine unüberwindbare Aufgabe zu sein.

Ich lege mich in die warme Wanne hinein und tauche einmal hinunter. Meine Beine habe ich an die Wannenwand gelegt und sehe aus dem Fenster neben mir.

Da ich in einer ziemlich verlassenen Gegend wohne, habe ich nicht die Besorgnis, wie die meisten anderen Menschen, dass mich jemand beobachten könnte.

Ich spüre, wie mein Körper sich deutlich entspannt. Ich wasche mich langsam und lasse im Hintergrund meine Musik laufen. Ich könnte jeden Moment einschlafen.

Nach dem langen Baden wickele ich ein Handtuch um meinen nassen Körper und verschwinde in mein Zimmer, wo ich mir nur einen weißen Tanga und dazu ein Oversize-T-Shirt herausnehme. Ich föhne noch schnell meine Haare und werfe mich dann sofort auf mein großes Doppelbett.

Ich ziehe die dicke Decke über meinen Körper und schlafe in nicht mehr als wenigen Sekunden ein.

Wie sehr ich mein Leben hasse.

-

Ich verlasse meine Wohnung. Heute habe ich das Glück, ein wenig länger schlafen zu können. Zwar hat es mir nicht sonderlich viel genützt, dennoch besser als eine Stunde zu früh. Das Gefängnis ist nur zehn Minuten von mir entfernt. Dort angekommen, gehe ich hinein und melde mich als Erstes an.

Ich begrüße wie jeden üblichen Tag die Männer und mache mir einen Kaffee. „Alice", höre ich Winston sagen. „Du musst mitkommen.", „Wohin?", frage ich „Nimm deine Sachen. Jemand wurde angestochen. Wir können ihn nicht herbringen."

Shit.

Ich werfe meine Sachen beiseite und nehme meine Notfalltasche. Ich renne Winston hinterher, der mit seiner Karte die einzelnen Türen zu den Zellen öffnet.

In der Mitte liegt ein verwundeter Mann, eine Blutpfütze hat sich auf dem Boden gebildet, während Bob versucht, die Blutung zu stoppen. Die Männer jaulen, als sie mich sehen. Ich ignoriere sie und hocke mich vor den Verwundeten. „Mach sein Shirt hoch", sage ich zu Bob, der tut, was ich ihm sage.

Ich nehme aus meiner Tasche die nötigen Sachen heraus und binde meine Haare zusammen. Ich reinige die Wunde schnell und nehme die kleine Nadel zwischen meine Zähne, während ich den Faden herausnehme.

Ivans Sicht:

Fuck.

Diese Frau.

Ich würde jeden Moment die Zellentür zerbrechen und sie entführen. Einige große Strähnen fallen ihr um den Kopf, nachdem sie gestresst ihre Haare zusammengebunden hat. Bereits da hat sie mir den Atem geraubt.

Ich kann meinen Blick einfach nicht von ihr wenden. Alles scheint für mich wie in Zeitlupe abzulaufen, während sie die Wunde des Mannes versorgt.

Ich bin besessen, besessen und süchtig nach ihr.

Bereits seit ich sie das erste Mal in das Zimmer hineinlaufen sah, wusste ich es. Ich spüre ein so dermaßen dunkles Gefühl in mir, dass ich sie am liebsten direkt an mich reißen und mitnehmen würde.

Sie ist verloren.

Wenn sie nur wüsste, dass diese Frau mir gehört, würde kein Mann es wagen, noch ihren Namen überhaupt zu denken "Bringt ihn in mein Zimmer", befiehlt sie den Männern. Der Wächter heben den Mann hoch, während ein anderer nah an ihr steht, für ihre Sicherheit.

Ihre Stimme.

Himmel.

Jeder Mann würde auf die Knie fallen, wenn er ihre Stimme hören würde. Meine kleine Prinzessin. Ihr Blick trifft meinen.

Ihre wunderschönen grünen Augen funkeln kalt in meine. Sie blickt nun von meinen Augen zu zwei Männern. „Macht das hier sauber", sagt sie in einem strengen Ton und verlässt den Platz, der Mann ihr dicht hinterher.

Winston.

Na, na, na... Winston McFy.

Mir gefällt es gar nicht, wie er sie ansieht.

Ich atme tief ein und wieder aus.

Meine kleine, kleine Prinzessin...

Wie schön du heute wieder aussiehst.

IVAN||✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt