Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!

15.

Um kurz nach sechs wartete ich vor der Halle auf Rune. Ein paar Minuten später kam er auch schon, doch er war nicht alleine. Auf dem Beifahrersitz saß noch jemand. Ich kannte diese Person nicht. Er entdeckte mich nicht gleich, da ich leicht versteckt hinter einer Mauer stand. Ich hatte einfach Angst Niclas zu sehen. Als Rune am Kofferraum stand nutzte ich die Chance um ihn von hinten zu erschrecken. Ich sprang einfach an ihm hoch. ,,Du bist es! Willst du mich noch vor dem Spiel umbringen oder was?", fragte er gespielt beleidigt. ,,Vielleicht", meinte ich verführerisch. Dann drückte er mich ganz nah an sich und küsste mich leidenschaftlich. Leider ging der Moment viel zu schnell um und Rune stellte mir den Typ neben sich vor. ,,Das hier ist übrigens Dominik Klein, oder einfach Mini, und Mini, das ist Lia, meine Freundin", sagte er stolz. Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Ich umarmte Mini und dann gingen wir oben in die Halle, Rune durch den Spielereingang. Auf dem Weg fuhr ein mir bekanntes Auto auf den Parkplatz: Niclas. ,,Können wir bitte reingehen", bat ich Mini, nach kurzem Zögern meinte er: ,,Eh, ja klar". Ich wollte Niclas einfach nicht sehen.

Wir hatten noch knapp zwei Stunden bis zum Spielbeginn Zeit. Diese Zeit nutzte ich um Mini besser kennen zu lernen. Er fragte, wie Rune und ich zusammen gekommen seien. Ich erzählte es ihm, ließ die Sache mit Niclas aber weg. Ich lenkte dann schnell auf ein anderes Thema. ,,Und, wie lang geht jetzt noch deine Reha?" ,,Ich habe mich Ende März den Kreuzbandriss zugezogen und man muss mit mindestens einem halben Jahr Pause rechnen. Ich bin schon wieder manchmal ins Training mit eingestiegen und es klappt immer besser. Ich hoffe, November oder spätestens Dezember kann ich wieder auf der Platte stehen", erzählte er mir. ,,Oje", mehr fiel mir dazu einfach nicht ein. Wir redeten noch über dies und das und als das Spiel dann begann, bat ich ihn noch, mir bisschen mehr über den Handballsport zu erzählen, da ich nicht viel weiß. Erst lachte er, meinte dann aber doch: ,,Na klar"

Meine erste Frage war schon mal: ,,Gegen wen spielen die?" Mini lachte schon wieder, war die Frage so witzig oder was? ,,Wenn du mal da oben auf den Videowürfel schaust, siehst du, dass wir gegen Celje spielen." OK, das hätte ich mir auch selber beantworten können. Die nächste Frage: ,,Wo ist das?" Schon wieder schmunzelte er. ,,Was denn?", beschwerte ich mich. ,,Ich weiß nur, dass das es in Slowenien liegt, wo genau kann ich dir im Moment gar nicht sagen", meinte Dominik. ,,Ha!", lachte ich, dann mussten wir beide losprusten.

Celje lief in die Halle ein und danach wurde es erst einmal dunkel. Das bedeutete, dass jetzt die Kieler kommen würden. So war es auch. Ich winkte Rune zu, doch er sah es nicht. ,,Angespannt?", fragte Mini mich als das Licht wieder anging und die Mannschaften sich gegenseitig begrüßten. ,,Kann schon sein", meinte ich. Vor ein paar Wochen hätte ich dieses Gefühl von gerade eben niemals für möglich gehalten. Dann ging das Spiel los.

Die ersten Minuten waren noch ziemlich ausgeglichen, dann setzten sich unsere Jungs ein wenig ab. Celje kam aber wieder ran, sodass sie zur Pause nur einen Zwei-Tore-Rückstand mit in die Pause nahmen.

,,Da müssen sie sich aber noch ein bisschen steigern", meinte ich zu Mini, welcher daraufhin nur nickte. Ich kaufte mir bevor es weiter ging noch schnell einen LKW und setzte mich dann wieder auf meinen Platz. Die Jungs waren bereits wieder auf dem Feld und machten sich noch ein wenig warm. Rune machte bisher echt ein gutes Spiel.

In der zweiten Halbzeit lief dann gar nichts mehr zusammen. Die Gäste aus Slowenien glichen schnell aus und gingen kurz darauf sogar in Führung. Zehn Minuten vor Ende waren sie mit vier Treffern in Front und hatten sogar die Chance auf fünf Tore zu erhöhen. Ich wollte schon fast die Halle verlassen, konnte es mir einfach nicht mehr ansehen. ,,Jetzt bleib doch noch, Lia, glaube an Rune und an alle anderen. Die machen schon noch was draus. Eine Niederlage nehmen sie nicht so schnell hin!", munterte Dominik mich auf und ich blieb doch noch da. Und er sollte Recht behalten. Wir kamen in Ballbesitz - Gegenstoß - Tor. Super. Die Halle war wieder da und sorgte für Stimmung. Landin parierte ein weiteres Mal und im Angriff erzielte mein Rune das Tor des Tages, wenn nicht sogar des Jahres. ,,Krass. Hammer. Wie geil war das denn?", staunte ich. Auch Mini neben mir war sichtlich begeistert. Es waren noch sieben Minuten auf der Uhr zu spielen. Tor um Tor kamen sie heran und gingen dann sogar in Führung. Ein Tor, zwei Tore, drei Tore, Schlusspfiff! Sieg!