Wir bekamen beide erstmal einen Lachflash und gingen dann gemeinsam ins Wohnzimmer. Niclas hatte den Fernseher bereits angeschalten und es lief gerade der Vorbericht zum Spiel. Wir schauten es uns gemeinsam an. ,,Was hälst du davon, wenn wir uns Pizza bestellten", fragte Niclas mich nach einiger Zeit. ,,Warte, ich versuchs auf schwedisch", gab ich ihm zu verstehen und er schaute mich erwartungsvoll an. ,,Also,...", begann ich. ,,Das war Deutsch", unterbracht Niclas mich. Ich warf ihm einen ist-mir-doch-grad-egal-Blick zu und versuchte es dann erneut. ,,Det vara mycket bra", sagte ich langsam und Wort für Wort. ,,War doch gar nicht schlecht, dir hat nur ein Wort gefehlt. Richtig würde es heißen: det skulle vara mycket bra, aber für den Anfang war das schon richtig gut", meinte er freudig und bestellte uns dann eine Partypizza. ,,Eine Partypizza zu zweit, dein Ernst jetzt?", lachte ich und er nickte nur so, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Dann begann das Spiel.
Die Jungs starteten gar nicht so schlecht und Rune konnte auf das ein oder andere Tor erzielen. Vor der Halbzeit bauten sie allerdings wieder etwas ab, sodass es mit einem Unentschieden in die Halbzeit ging. Danach kamen die Kieler wieder stärker zurück und konnten sich bis auf drei Tore absetzten, doch dann kam die Wendung und ein ,,Klingelingeling", unsere Pizza war das. ,,Och ne", nörgelte Niclas, stand auf und holte die Pizza auf. Es duftete richtig gut hier. Das Spiel ging noch zehn Minuten und wir wollten es unbedingt noch zu Ende schauen, die Pizza konnte warten.
,,Rune ist frei, Rune ist frei, Cane, spiel doch ab", fieberte Niclas neben mir mit. Woher konnte er wissen, dass Rune frei war? Es war doch gar nicht auf dem Bild zu sehen. Ich schaute ihn fragend an und in dem Moment fing er an zu jubeln. ,,Ja, ja, ja!", freute er sich. Ich schaute mir nochmal die Wiederholung an und Rune stand tatsächlich da, er bekam einen super Pass von Cane und konnte dann ein schönes Tor erzielen. Jetzt ging das Spiel noch 40 Sekunden und Celje hatte den Ball. Ich konnte mir es nicht mehr mit ansehen. ,,Dule, was machst du denn?!", regte sich Niclas neben mir auf. ,,Aus?", fragte ich vorsichtig. ,,Nein, noch drei Sekunden und Dule hat ne rote Karte", ärgerte er sich. Ich wagte einen Blick auf den Fernseher und schaute mir das Foul nochmal an. ,,Ui, das war hart", gab ich zu und in dem Moment wurde das Spiel wieder angepfiffen. Doch Cane fing den Ball ab und Rune schmiss sich drauf. Wie ein Pinguin. Aus. 23-23 der Endstand.
,,Hätte besser laufen können", ärgerte sich Niclas, als er den Pizzadeckel öffnete. Ich ging derweil in die Küche und holte Teller und Besteck. Dann aßen wir uns analysierten gemeinsam das Spiel. Naja, es lief eher so ab: Niclas kritisierte etwas und ich stimmte ihm zu. ,,Ach Niclas, es gibt übrigens noch was Neues", begann ich. Er schaute mich abwartend an, dann redete ich weiter. ,,Ich ziehe mit meiner Mutter jetzt nach Kiel-Russee in eine Doppelhaushälfte, voll schön, morgen beginnen wir mit dem Umzug", erzählte ich glücklich. ,,Schön, das freut mich für euch. Disse und Marko wohnen ja auch dort", meinte er. ,,Echt jetzt? Wusste ich gar nicht. Cool", freute ich mich und beschloss gleich mal Disse zu schreiben.
Inzwischen war es schon halb zehn. Wir hatten nicht einmal die halbe Pizza gegessen, aber Niclas meinte, die könnte man gut eingefrieren. ,,Wenn du meinst". Ich wurde auch langsam müde. ,,Ich glaube ich sollte langsam mal heim, meine Mutter macht sich sonst noch Sorgen und außerdem bin ich müde", erklärte ich. ,,Schreib deiner Mutter, dass du bei mir schläfst. Also nur wenn du willst! Du kannst hier auf der Couch schlafen", meinte er. Ich überlegte kurz und kam dann zum Entschluss: ,,OK, ich bleibe". ,,Danke, das bedeutet mir echt viel, ich hätte auch verstanden, wenn du nein gesagt hättest, aber danke, mir ist es echt wichtig, dass du mir vertrauen kannst. Danke", wiederholte er sich immer wieder. ,,Schon OK", meinte ich nur knapp. Er lächelte und besorgte mir einen Pulli und eine Jogginghose von sich. ,,Danke". Dann ging ich ins Bad und machte mich fertig. Danach legte ich mich auf die Couch und schlief auch ziemlich schnell ein.
Runes Sicht
Ich hätte Lia jetzt so gerne geschrieben oder ihr angerufen, doch sie hat mich ja blockiert. Jetzt hatte ich Angst, dass sie wegziehen würde und sich von mir trennen will. ,,Rune?". ,,Ja?". Ich drehte mich um und sah Disse hinter mir. Wer denn sonst? Er drückte mir sein Handy in der Hand, auf dem ein Chat geöffnet war. Und zwar der Chat mit Lia. ,,Les!", befahl er mir und ich tat es. Irgendwann kam ich bei dem entscheidenden Satz an:
Disse? Niclas hat gesagt, du wohnst in Kiel-Russee. Ich werde da jetzt auch mit meiner Mutter hinziehen. Wir haben dort eine Doppelhaushälfte zu einem fairen Preis bekommen, und ja, ich freue mich einfach. Dann können wir uns vielleicht auch mal treffen. Und informier Rune bitte drüber. Ich will ihm jetzt nicht schreiben.
,,JAAAA", freute ich mich. ,,Les mal noch bitte weiter, ich will nur nicht, dass es heißt, dass du nichts davon wüsstest", bat er mich. Ich willigte ein und schaute mir noch die nächste Sprechblase an:
Und noch was: Ich werde heute bei Niclas schlafen, auf der Couch. Macht euch keine Sorgen. Er kümmert sich voll um mich und wir verstehen uns prima............ Naaaaaaachtiiiiiiii:)
OK, zugegeben, der zweite Teil gefiel mir nicht so ganz, doch ich wusste auch, dass wenn ich es nicht akzeptieren würde, zwischen mir und Lia aus wäre und das wollte ich nicht. Ich liebte sie doch von ganzem Herzen. ,,Das wird schon, Rune", munterte Disse mich auf. ,,Habe ich gerade laut gedacht?" ,,Ja, hast du, aber das war voll niedlich. Ihr Zwei bekommt das schon wieder hin, ich glaube an euch und ich werde euch dabei helfen, dass zwischen euch bald wieder alles so läuft wie früher". ,,Das ist echt lieb. Wenn ich, oder wir, mal was für dich tun können, sag es einfach, OK", meinte ich. Es war kurz still und dann nuschelte er etwas unverständlich, aber dennoch hörbar. ,,Ich will auch so jemanden wie Lia, so wie du, sie ist einfach DIE Traumfrau schlechthin". ,,Wir finden schon jemanden für dich und du wirst schneller eine Freundin haben, wie du für möglich hälst", versprach ich ihm. Er nickte zuversichtlich und dann nahm ich ihn einfach in den Arm. ,,Danke", flüsterte ich ihm noch zu. ,,Kein Ding!"
Lias Sicht
Am nächsten Morgen wachte ich erst ziemlich spät auf. Ich nahm mein Handy und sah eine Nachricht von meiner Mutter:
Alles klar;) Ich hole dich morgen dann um zehn ab und dann bringen wir die ersten Sachen in unsere neue Wohnung
Das "alles klar" bezog sich auf die Nacht bei Niclas. Ich dachte, ich hätte noch Zeit bis um zehn, doch ich erschrak, als mein Display mir 9.54 anzeigte. Ob Niclas schon wach war? Sah noch nicht so aus, denn hier unten war es noch ziemlich dunkel. Hektisch stand ich auf und ging ins Bad um mich umzuziehen. Als ich rauskam war ich erstaunt. ,,Morgen Lia", riefen meine Mutter und Niclas gleichzeitig. ,,Äh, morgen, wann bist du denn gekommen?". ,,Gerade eben erst", meinte meine Mutter. ,,Har hon vaknar du upp?", fragte ich an Niclas gewandt. Das war auch ein Satz, den ich konnte, denn die Satzstellung im Schwedischen war gleich wie im Deutschen und die dazugehörigen Wörter hat Niclas mir bereits alle beigebracht, nur mit dem Verstehen hatte ich noch Probleme. ,,Ja, men det är inte illa". Er lachte kurz, weil ich ihn beleidigt anschaute. ,,DAS IST NICHT SCHLIMM", fuhr er mich an. ,,Allt klart, allt klart". ,,Was ist das denn bitteschön für eine Spache?", fragte meine Mutter erstaunt. Sie wusste nichts davon, sie kannte Niclas nicht einmal. ,,Schwedisch, svenska", antworteten wir beide gleichzeitig. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich noch immer nicht, also half ich ihr ein bisschen auf die Sprünge. ,,Niclas kommt aus Schweden und deshalb bringt er mir in letzter Zeit immer wieder etwas schwedisch bei". Sie nickte langsam und meinte dann: ,,Na, ihr scheint euch ja gut zu verstehen". Daraufhin antwortete Niclas leider sehr ungeschickt: ,,Ja, ich bin froh, dass wir uns wieder so gut verstehen, das freut mich echt richtig und ich weiß ich kann es nicht mehr gutmachen, aber ich bin Lia da einfach so dankbar und, ich weiß es war falsch und ich werde es auch nie wieder machen, ich hatte glaub Depressionen". ,,Was heißt wieder. Was ist zwischen euch vorgefallen?", fragte meine Mutter auf einmal ziemlich ernst!
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Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!
FanfictionIch bin Lia und wohne erst seit ein paar Wochen in Kiel. Ich hasse hier alles. Doch als ich bei einem THW Kiel Spiel Rune Dahmke kennenlernte gefiel mir Kiel auf einmal. Ich wollte hier nicht mehr weg und hatte plötzlich wieder Spaß am Leben, auch w...