,,Machts gut, Jungs! Viel Glück in Leipzig", rief ich Rune hinterher. Wir mussten uns schon öfters verabschieden und wussten wie es war. Bei Disse und Jenny sah die Sache ganz anders aus. Jenny heulte fast und Disse ließ sie nicht mehr los. ,,Ich will nicht, dass ihr geht", schluchzte Jenny und Disse meinte immer wieder: ,,Wir kommen doch morgen Abend schon wieder zurück. Dann komme ich gleich zu dir. Sofort wenn wir daheim sind". ,,Ich vermisse dich jetzt schon". ,,Ich will dich hier nicht zurücklassen". ,,Ich will mitkommen". ,,Ich liebe dich". ,,Ich dich auch". ,,Jenny!". ,,Disse!".
Eine Weile schaute ich mir das Ganze noch an. Waren Rune und ich früher wirklich auch so schlimm? Rune tippte mit seinem Finger auf die Uhr und deutete mir an, dass ich die Beiden mal auffordern sollte, aufzuhören, da sie langsam los mussten. Schweren Herzens schafften es die Beiden schließlich sich zu lösen. Disse stieg zu Rune ins Auto ein und dann fuhren sie weg. Wir winkten ihnen noch hinterher und als das Auto um die nächste Ecke bog, fiel Jenny in meine Arme und heulte sich erstmal aus. ,,Hey Süße, komm, unsere Jungs kommen morgen doch schon wieder. Sie sind doch nur zwei Tage weg. Du kannst Disse ja de ganze Zeit schreiben und mit ihm telefonieren und morgen schauen wir uns das Spiel im Fernsehen an. Dann siehst du ihn wie er die meisten Tore schießen wird!", munterte ich sie auf und es half. Nach kurzer Zeit hatte sie sich wieder gefangen und wir machten uns langsam auf dem Weg zu unserem Haus. ,,Ist dein Vater nicht da?", fragte ich Jenny, als sie mit dem Schlüssel vor der Tür stand. ,,Ne, der muss arbeiten, der kommt erst heute Abend wieder", erklärte sie mir. Im Eingangsbereich zogen wir uns unsere Schuhe aus und ich folgte ihr in ihr Zimmer. Das Haus war ebenso wie unseres aufgebaut. Klar, es war eine Doppelhaushälfte.
,,Und das hier ist mein Reich", präsentierte sie. ,,Wow", staunte ich. ,,Gefällt's dir?", wollte sie sogleich wissen. ,,Hammer!". Es war genau so, wie ich mir ein Zimmer in meinem Alter vorstellte. OK, Jenny war schon achtzehn, fast neunzehn, aber wir verstanden uns prima. Es war gemütlich, aber voll ordentlich und sauber. Einige Spiegel, ein großes Bett und das Beste: Ein Regal voll mit Schminke und Make Up und Cremes und was Mädchen halt sonst noch so benötigen. ,,Was wollen wir jetzt eigentlich heute Abend genau machen", fragte ich nach ein paar Minuten. ,,Ich glaube ich kann Disse das Feiern nicht antun", meinte sie. ,,Hast glaub Recht. Ich glaube für Rune und mich wäre es auch nicht das Beste für unsere Beziehung. Die steht momentan eh ein wenig auf der Kippe", sagte ich ein wenig niedergeschlagen. ,,Echt jetzt?". Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte, wie wir zusammen gekommen sind. Erstmal natürlich der Umzug nach Kiel und dann die Trennung von meinen Eltern und natürlich die Sache mit Niclas, welche ausschlaggebend für unseren Streit war.
,,Oh, das tut mir richtig Leid für dich, also wenn du-", begann sie, doch ich hatte jetzt keinen Bock auf Lösungsvorschläge, bringen eh nie was. ,,Sorry, können wir vielleicht auf ein anderes Thema übergehen". ,,Äh, ja klar", brachte sie ein wenig verwirrt heraus. ,,Wir haben uns immer noch nicht entschieden, was wir heute Abend machen wollen", sagte ich sogleich. ,,Wir wär's mit essen gehen?", schlug Jenny vor. ,,Ja, gute Idee!"
Wir machten uns ein bisschen schick und fuhren dann mit Jennys Auto in die Innenstadt. Wir suchten nach einem Restaurant, welches wir auch kurz darauf fanden und setzten uns rein. Wir bestellten uns beide etwas mit Fisch. Das esse ich ja eigentlich nicht so gern, aber Jenny hat gemeint, dass ich ihr vertrauen solle und das habe ich. Und ich muss zugeben, es hat richtig gut geschmeckt. ,,Wir machen Kiel noch zu deiner Lieblingsstadt, Lia!", lachte sie. ,,Never", meinte ich, musste aber darüber schmunzeln. Jenny nickte nur und damit war die Sache dann geklärt.
Spät abends kamen wir wieder daheim an und wir beschlossen beide bei ihr zu schlafen. Ich holte nur schnell mein Schlafsach, derweil baute Jenny eine weitere Matratze in ihrem Zimmer auf. Wir schauten uns noch einen Film an und gingen dann schlafen. So einen schönen Tag hatte ich schon lange nicht mehr. Ich schlief glücklich ein und träumte nochmal von den vergangenen Stunden.
Am nächsten Morgen wachten wir erst gegen zehn Uhr auf. ,,Morgen", meinte ich verschlafen und Jenny sah auch nicht viel fitter aus. Heute war ja zum Glück Sonntag und wir hatten nicht wirklich was geplant. Wir wollten uns eigentlich nur um drei das Spiel anschauen. ,,Wollen wir was frühstücken?", fragte Jenny mich. Gähnend nickte ich und folgte ihr runter in die Küche. ,,Morgen ihr zwei", begrüßte uns Marco. ,,Morgen", kam es von uns gleichzeitig. Wir setzten uns zu ihm und ich schmierte mir erstmal ein Brötchen mit Nutella. ,,Da muss ich mich nicht wundern, dass du so fett bist", lachte Jenny auf einmal. Ich schaute sie beleidigt an und zeigte ihr den Mittelfinger: ,,Ich dich auch".
Bis zum Nachmittag chillten wir eigentlich nur bei Jenny im Zimmer rum. Wir skypten noch mit unseren Schätzchen. Rune hat mir mitgeteilt, dass er wahrscheinlich nicht spielen wird, da er umgeknickt ist, Disse war zum Glück ,,voll einsatzbereit". Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile bis die Jungs sich auf den Weg machen mussten. Gegen halb drei sind wir beide auch zu mir rüber gegangen, da wir den größeren Fernseher haben. Meine Mutter war eh nicht daheim, keine Ahnung wo die schon wieder war. Wir besorgten uns noch Chips und Cola und schalteten pünktlich zum Spiel ein.
,,Wow, geiles Tor von deinem Disse", meinte ich zu Jenny, ich freute mich aber ebenfalls über das Tor. Er traf einfach aus jeder Position. Jenny kannte sich mit Handball aus. Sie konnte mir einige Sachen über Leipzig und allgemein über den Handball erzählen. ,,Sag mal, spielst du eigentlich Handball?", fragte ich sie in der Halbzeitpause. ,,Ja, aber ich bin momentan verletzt. Ich interessiere mich auch sehr für Handball", meinte sie. ,,Oh, aber das mit dem Auskennen merkt man", lachte ich. Sie erzählte bis es weiter ging etwas über ihre Verletzung und das sie bald wieder ins Training einsteigen würde. Dann ging das Spiel weiter und Disse machte dort weiter wo er aufgehört hat. Leipzig kam zwar nochmal ran aber nicht näher wie fünf Tore.
,,Lia, ich bin so stolz auf Disse, das glaubst du gar nicht", freute sie sich nach Schlusspfiff. ,,Ja, ich auch", gab ich zu. Sie freute sich sichtlich über den Sieg und gratulierte ihm gleich über Whatsapp. ,,Die Jungs kommen heute Abend irgendwann spät zurück. Wir würden uns dann morgen wieder treffen", erzählte sie. ,,Ich hab morgen Schule", sagte ich traurig. Allein wenn ich nur dran dachte wurde mir schon schlecht. In dem Moment fiel mir ein, dass ich morgen Biologie schreibe und ich habe noch nichts gelernt. ,,Na dann lasse ich dich mal alleine. Viel Glück für morgen. Du schaffst das!", pushte sie mich und ich brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Wir umarmten uns noch und dann widmete ich mich meinem Lernsach. Also Sinn machte das meiner Meinung nach alles nicht, doch ich versuchte es so gut wie möglich zu lernen. Gegen zehn Uhr beschloss ich das Licht auszuschalten und ich hatte ehrlich gesagt nicht mal so ein schlechtes Gefühl. Meine Mutter war irgendwie immer noch nicht daheim, doch das war mir jetzt egal. Ich legte mich in mein Bett und schlief ziemlich schnell ein.
Runes Sicht
Mal wieder wartete ich vor der Schule auf Lia. Inzwischen kannte ich ja ihren Stundenplan und wusste, wann sie aus hatte. Ins Training ging ich heute sowieso nicht mehr, deshalb hatte ich genug Zeit für meine Maus. ,,MOOOOIIIIIIIN!", schrie auf einmal jemand überglücklich über die ganze Straße. Lia. Das war einfach meine Lia. ,,Moin. Heute mal gut gelaunt?", stellte ich schnell fest. Ihr Grinsen wurde noch breiter und dann meinte sie: ,,Bio lief voll gut". Mit so einer Aussage habe ich nicht gerechnet, doch es freute mich voll für sie. Ich fasste mit meinen Händen an ihre Wangen und zog sie an mich heran. Dann küssten wir uns leidenschaftlich und als wir uns wieder lösten, war ihr Grinsen noch immer nicht verschwunden. ,,Endlich bist du wieder richtig glücklich", freute ich mich für sie. ,,Jep", sagte sie nur knapp. ,,Hunger?", wollte ich von ihr wissen". ,,JAAAAAAAA", rief sie wie ein kleines Kind. Das machte mich noch glücklicher. ,,Wir sind bei Disse eingeladen. Jenny, Marko und Tijana sind auch da", erklärte ich. ,,Tijana?". ,,Die Freundin von Marko". ,,Ach Marko Vujin, ich dachte Jennys Vater", lachte sie. ,,Achso, ne, der Marko". Während der ganzen Fahrt grinste sie vor sich hin. So kannte ich sie gar nicht. Aber so gefiel mir sie noch viel besser.
Lias Sicht,,Lia!", empfing mich Jenny schon freudig an der Tür. ,,Jenny!", freute ich mich ebenfalls. ,,Du Wahrsagerin hier. Und dann sagst du immer du hast keinen Plan vom Handball!". Ich schaute sie wie ein großes Fragezeichen an. Was wollte sie mir denn damit sagen?
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Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!
FanfictionIch bin Lia und wohne erst seit ein paar Wochen in Kiel. Ich hasse hier alles. Doch als ich bei einem THW Kiel Spiel Rune Dahmke kennenlernte gefiel mir Kiel auf einmal. Ich wollte hier nicht mehr weg und hatte plötzlich wieder Spaß am Leben, auch w...