,,Lia? Kannst du uns vielleicht kurz helfen?", fragte mich auf einmal Alfred. Helfen? Ich? Eigentlich konnte das ja nur schief gehen, aber nein zu sagen wäre noch blöder gewesen. ,,Was gibt's?", fragte ich. ,,Könntest du dich vielleicht hier nach außen in die Abwehr stellen, sonst können wir nicht richtig spielen!", meinte Alfred. ,,Eh, ja, also...", stotterte ich. ,,Keine Sorge. Sprengi wird dich schon nicht umhauen. Er spielt so, dass du keinen Schaden davon tragen wirst", lachte Alfred. ,,Na dann!". Ich positionierte mich oder ließ mich besser gesagt positionieren, da ich mal wieder keinen Plan hatte. Steffen, der neben mir stand, gab mir noch ein paar Anweisungen und meinte, dass es besser ist wenn ich da stehe, wie wenn niemand da wäre. Ich stand da dann halt mit meiner Jeans und einem lockeren T-Shirt und meinen Adidas-Schuhen. Rune spielte auf der anderen Seite und Niclas war mit zwei anderen Spielern auf der anderen Hälfte. Sie warfen einfach aufs Tor. Dann konzentrierte ich mich wieder auf meine Aufgabe.
Schon der erste Angriff wurde von Sprengi abgeschlossen, da ich ein Stück zur Seite gesprungen bin, als er auf mich zukam. ,,Bleib einfach stehen das nächste Mal, des macht dem nichts!", riet mir erneut Steffen. ,,OK!". Nach und nach lief es immer besser und mir machte es auch immer mehr Spaß. Einmal habe ich sogar einen Pass von Marko auf Sprengi abgefangen. Danach wurde ich dann von den Jungs gefeiert.
,,So, jetzt wechseln wir mal bisschen durch. Rune geht bitte nach oben und Dodo geht in die Abwehr. Niclas kommt runter in Angriff und Sprengi geht in die Abwehr. Und Linksaußen, ach Lia, geh du mal in Angriff. Versuchs einfach", war Alfreds nächste Anweisung. Ich verstand allerdings nicht, warum ich mitspielen sollte. Es waren doch noch Spieler übrig. Naja. Ich ging auf die andere Seite und versuchte mich erstmal an den harzigen Ball zu gewöhnen. ,,Wääh", meinte ich, doch irgendwann ging es dann. Ich erwischte wieder einen schlechten Start und spielte einen Fehlpass, da der Ball an meiner Hand kleben blieb. Ich wusste nicht genau, was ich machen sollte und wie ich mich bewegen sollte, doch zum Glück half mir Dodo dabei. Obwohl er in der Abwehr stand. Dann hatte ich den Ball und es war Platz zum Tor. ,,Geh!", schrie Dule von der Mitte aus. Auch Alfred meinte zu Dodo. ,,Lass sie mal". Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu werfen. Niklas Landin stand im Tor und er kam weit raus. Ich warf einfach über ihn drüber - und der Ball landete im Tor! Bääm! ,,Alter Lia, wie geil war das denn", lobte Ale mich und ich musste automatisch stahlen. ,,Echt klasse", meinte auch Cane und auch Alfred zeigte Daumen hoch.
,,So Jungs, zwei Runden auslaufen, dann könnt ihr Duschen gehen!", forderte Alfred und schon waren sie unterwegs. Derweil ging ich wieder an den Rand und Alfred kam zu mir. ,,Das hast du doch ganz schön hinbekommen. Ich weiß gar nicht, was du immer hast!" lobte er mich. ,,Danke", nuschelte ich. Und ich muss zugeben, es hat mir richtig viel Spaß gemacht. Die Jungs haben echt so gespielt, dass ich mithalten konnte. Das hat mir richtig gefallen. Ich hatte das erste Mal richtigen Spaß am Handball. ,,Check. Klasse Lia", kam Rune auf mich zu. Wir checkten ab und dann umarmte ich ihn einfach. ,,Echt super!", lobte ich auch noch Niclas und die Anderen stimmten mit ein.
,,Was war das vorhin eigentlich für eine Aktion mit Niclas?", wollte Rune auf dem Weg nach Hause von mir wissen. Ich hatte es schon fast wieder vergessen, aber ich musste Rune darüber aufklären. ,,Wir haben uns wieder vertragen und wollen jetzt in Zukunft Freunde sein. Nicht mehr. Nicht weniger", gab ich zu. Es war ruhig. Ich hatte ein bisschen Schiss vor seiner Reaktion. Vielleicht wollte er es ja gar nicht. ,,Aha", war seine knappe Antwort. ,,Er hat mir versprochen, mir nie wieder was anzutun und endlich zu akzeptieren, dass wir zusammen sind und nicht er mit mir", fuhr ich fort. Rune schaute mich ein wenig misstrauisch an. ,,Und das nimmst du ihm ab? Ich mein, nach all dem, was der dir angetan hat". ,,Naja, ich habe ihm klar gesagt, dass ich das Geschehene nicht vergessen kann und das hat er verstanden und auch akzeptiert. Und dann haben wir halt nochmal bei null angefangen", versuchte ich ihm zu erklären, doch er wirkte noch immer noch nicht überzeugt. ,,Das war jetzt aber nicht die Antwort auf meine Frage", erklärte er mir. Er wiederholte diese noch einmal. ,,Ja, ich vertraue ihm. Und du solltest es auch. Ihr spielt zusammen in einer Mannschaft. Es bringt doch einfach nichts euch zu ignorieren. Ihr könnte eure Spiele nur gewinnen, wenn ihr zusammenhält - und zwar alle!", versuchte ich ihm klar zu machen. Daraufhin nickte er nur stumm. Die Stille wurde durch mein Handy unterbrochen. Das Display zeigte: Mama an:
L: Ja?
Ich meldete mich vorsichtig. Ich wusste nicht, wie ihre Stimme gleich klingen würde. Sauer, wütend, erleichtert, glücklich, schadenfroh?
M: Lia?
OK, es klang eher ein wenig verunsichert...
L: Ja?
M: Bist du gerade alleine?
L: Ne, im Auto bei Rune!
M: Achso. Dann rufe ich dich später nochmal an!
Und damit hatte sie aufgelegt. Was war denn auf einmal mit ihr los? Irgendwie wirkte sie aufgebracht, ratlos und extrem unsicher. Sie wollte mit mir alleine reden, auch übers Telefon. Ich erklärte Rune alles und er meinte daraufhin, dass ich mich bei ihm zurückziehen könnte, er aber in der Nähe bliebe. ,,Danke, du bist der Beste", meinte ich zu ihm. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt kamen wir in seiner Wohnung an. Während ich direkt ins Schlafzimmer verschwand um zu telefonieren, ging Rune in die Küche und machte sich was zu essen. Ich tippte die Nummer meiner Mutter ein und ging auf Anrufen:
L: Bin jetzt alleine!
M: Ich muss mit dir reden!
L: Das habe ich mir gedacht!
Ich versuchte selbstbewusst und überlegen zu wirken. Rune hat mir vorhin auch noch ein paar Tipps und Dinge, die ich erwähnen kann, erzählt. Das half mir jetzt mehr oder weniger, denn was dann folgte schockierte mich doch sehr...
M: Papa und ich haben uns getrennt...
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Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!
FanfictionIch bin Lia und wohne erst seit ein paar Wochen in Kiel. Ich hasse hier alles. Doch als ich bei einem THW Kiel Spiel Rune Dahmke kennenlernte gefiel mir Kiel auf einmal. Ich wollte hier nicht mehr weg und hatte plötzlich wieder Spaß am Leben, auch w...