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„Ach du scheiße, was ist passiert?", wollte ich sofort wissen. Ihre ganze Schminke war verlaufen und sie hatte Tränen in den Augen. Sie fiel mir in die Arme. Man hätte im Moment echt denken können, dass ich die Mutter war und meine Tochter trösten würde, weil einfach alles schief lief. „Wie ist das passiert?", fragte ich weiter nach. „Ich... ich hatte das Fenster offen und... und draußen fliegen überall die Pollen rum und dann... und dann musste ich nießen... direkt nachdem alles saß. Lia, wir werden es nicht rechtzeitig schaffen. Irgendjemand will anscheinend nicht, dass wir heiraten, Marco und ich. Alles geht schief!", schluchzte sie. „Jetzt kommen Sie mal her", meinte unser Marko fürsorglich. So kannte ich ihn gar nicht. „Setzten Sie sich einfach mal kurz hin und kommen Sie runter. Wollen Sie was trinken?". Während er sich um meine Mutter kümmerte, ging ich mit Jacky auf die Suche nach dem Stylisten. „Fuck, sieht der gut aus", flüsterte Jacky mir zu. „Jacky, du hast einen Freund!", erinnerte ich sie „und ich habe auch einen!". Sie überlegte kurz, dann meinte sie: „Hast recht, aber Theresa hat keinen. Wir sollten sie auf ihn ansetzten, oder andersrum". Ich lachte kurz: „Warum nicht? Aber gestern hast du doch noch gesagt, sie will keine Jungs mehr haben". „Das glaubt sie doch wohl selber nicht. Naja, vielleicht lässt sich was machen".

„Hallo", meinte ich ein wenig schüchtern. Das war sonst eigentlich nicht so mein Ding. „Hey", begrüßte er uns. Er war vielleicht Mitte zwanzig, nicht der größte und kam vermutlich aus Italien. Seine Haare waren top gestylt und er hatte einen wirklich gepflegten Bart. Er sah echt nicht schlecht aus. Zudem trug er noch eine enganliegende schwarze Hose mit Löchern an den Knien, ein weißes T-Shirt mit der schwarzen Aufschrift „limited edition". „War alles umsonst?", wollte ich wissen und musste bedauerlicherweise mit ansehen, wie er nickte. „Scheiße", murmelte ich vor mich hin. „Wir müssen alles nochmal wegmachen, immerhin sitzen die Haare noch". Ein kleines Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Können Sie mir vielleicht bis meine Mutter wiederkommt meine Haare machen? Bei ihr kann es noch bisschen dauern". Er nickte und ich nahm Platz. „Ich gehe wieder zu den anderen", meinte Jacky und nun war ich mit diesem heißen Typ alleine in einem Raum.

„Wie heißt du?", wollte er wissen. „Lia, ich bin die Tochter von Silke. Und wie heißen Sie?". Er hielt kurz inne. Habe ich etwas Falsches gesagt. „Sag bitte du zu mir. Sonst fühlte ich mich so alt" er lachte „aber mein Name ist Giovanni, ich komme von Italia". Ich wusste es... ich grinste in mich hinein und hörte aufmerksam zu, wie er etwas von sich erzählte. „Wunderschöne Haare hast du", meinte er nach einer Weile zu mir. Ich lief rot an. „Willst du die Haare offen oder eine Hochsteckfrisur, ich kann alles". Ich meinte er solle entscheiden, aber offene Haare waren mir trotzdem lieber.

Kurz bevor Giovanni mit mir fertig war, platzte meine Mutter zur Türe herein. „Alles klar?", fragte ich um sicherzustellen, dass nicht wieder irgendwas nicht nach Plan verlief. „Alles gut. Jetzt sitzt du da, wo ich eigentlich sitzen sollte". „Wir sind gleich fertig mit der bezaubernden jungen Dame", meinte Giovanni und sprühte noch ein bisschen Haarspray drauf. „Du siehst wirklich schön aus, Lia. Du könnest heute eher heiraten wie ich". Ein wenig Verzweiflung lag in ihrer Stimme. „Ach Mama, sieh dich an, du bist jetzt schon wunderschön und das Make Up wird auch gleich wieder sitzen". „Das glaube ich auch", fügte Giovanni hinzu und gab mir zwei Küsschen als ich mich verabschiedete.

Auf der Couch sah ich Disse, Marko, Rune und Jacky sitzen. Plötzlich riss einer nach dem anderen den Mund auf. Rune schaute mich an, Disse Jenny, die soeben mit Tijana von oben runter kam und Marco seine immer perfekte Tijana. Und Jacky, die schaute zwischen Jenny und mir hin und her. „Womit haben wir so etwas Schönes verdient?", raunte Disse Rune zu und dieser meinte nur: „Ich weiß es nicht". Er stand auf und kam auf mich zu. „Du bist so wunderschön. So würde ich dich direkt heiraten". Ich lachte und sagte ihm, dass meine Mutter gerade genau dasselbe zu mir gesagt hat. Ich schmiegte mich an ihn. „Jetzt fehlt nur noch das Kleid". „Wenn deine Mutter dann fertig ist, müssen wir ohnehin losfahren, wir sind schon etwas zu spät. Ich habe meinem Vater aber schon Bescheid gesagt", rief Jenny quer durchs Zimmer. Auch sie sah bildhübsch aus. „Wieso bist du eigentlich hier und nicht bei deinem Dad?", wollte Tijana wissen. „Ich wollte erstens bei euch sein und außerdem ist mein Dad bei seinen Kumpels und die kriegen das schon alleine hin".

Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt