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,,Sag es mir ehrlich Niclas, sind Rune und du noch immer verfeindet und tut vor mir nur so, als seid ihr wieder beste Freunde?". Niclas schaute mich ein wenig geschockt an. ,,Äh, eigentlich ja nicht, wie kommst du drauf?". ,,Weil Rune heute wieder so wie früher war. Er war voll sauer als ich wieder von dir runter kam und danach ist er auch fast wieder ausgerastet wegen deinem Geschenk", erzählte ich. ,,Das ist komisch, wo ist er jetzt?", wollte er wissen. Ich schaute den Boden an und meinte dann niedergeschlagen: ,,Haben uns verstritten. Er hängt voll an meiner besten Freundin rum". Daraufhin nahm er mich in den Arm und meinte: ,,Tut mir Leid, jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen". ,,Du kannst am wenigstens dafür, wirklich, es liegt allein an Rune", sagte ich überzeugt. Wir redeten noch eine Weile miteinander.

Den ganzen Tag verbrachte ich eigentlich bei den Jungs. Inzwischen wusste das mit Rune jeder und jeder war auch irgendwie angepisst von ihm. Nachmittags machten wir uns dann gemeinsam mit dem Mannschaftsbus auf den Weg zur Lanxess Arena. ,,Krasse Halle", kommentierte ich die Arena. Ich wusste, dass die Mädels und Jungs und Rune auch hier sein müssten, doch ich wollte keinesfalls zu ihnen. Ich redete kurz mit Alfred und schließlich erlaubte er es mir ausnahmsweise sogar bei den Jungs unten zu bleiben. ,,Cool, danke!", freute ich mich. Nach und nach kamen sie aus den Kabinen raus und begannen sich warm zu machen. Beim Einwerfen war ich immer die, die die Bälle holte wenn sie mal etwas weiter weg waren. Dafür waren sie mir dankbar.

Runes Sicht

Den Tag verbrachte ich noch mit Lias Freunden, doch er war alles andere als schön für mich. Wir überlegten wie wir gemeinsam wieder an Lia herankommen würden, denn ihre Freundinnen befürchteten, dass sie sich jetzt erstmal von allen distanzieren wird. Ich war gespannt, ob sie auch in der Halle war. Etwa eine Stunde vor Spielbeginn gingen wir auch rein. Da Lia nicht da war, nahm ich einfach ihre Karte. Am Eingang merkte niemand, dass ich nicht Jugendlich war, aber das war mir nur Recht so. Wir gingen an unsere Plätze und ich sah, wie die Jungs sich gerade warmliefen. ,,Ich geh mal kurz zu meiner Mannschaft runter", sagte ich den Vieren, Flo fehlte natürlich schon wieder, hatte Hunger.

Als ich näher kam, begannen sie gerade mit dem Einwerfen, auf einmal sah ich eine mir bekannte Person. Lia? Was machte sie denn da unten? Ich beschloss weiterzugehen und mich kurz bei Alfred zu melden. Gerade flog ein Ball auf mich zu und kurz drauf stand Lia vor mir. Sie holte den Jungs wohl immer die Bälle. Sie stand etwa einen Meter vor mir und starrte mich an. Ich sie ebenfalls. Der Moment kam mir wie eine Ewigkeit vor, doch durch Lias Worte wurde er wieder kaputt gemacht. ,,Verpiss dich einfach, Rune", sagte sie zu mir mit kalter Stimme, riss mir den Ball aus der Hand und warf ihn Rogerio zu. ,,Lia!", rief ich ihr hinterher. Auf einmal stand Steffen neben mir uns meinte nur: ,,Es hat keinen Wert mehr. Geh einfach. Du hast es bei Lia einfach verkackt", machte er mir klar. ,,Ich... aber... sie", stotterte ich. ,,Du musst dich jetzt nicht rausreden, wir wissen alle Bescheid", offenbarte er mir und ließ mich mit einem offenen Mund zurück. ,,Rune, willst du auch hier bleiben", riss mich Alfred plötzlich aus den Gedanken. Hä was? Hier bleiben? Ich brauchte erstmal ein paar Sekunden bis ich mich wieder gefangen habe, doch ganz da war ich immer noch nicht. ,,Also, nein, ich.. also ich sitz da oben.. ja". ,,Alles OK bei dir?", fragte er ein wenig besorgt. ,,Ja, nein, also, keine Ahnung", stotterte ich. Mit einer Ungewissheit ließ er mich wieder gehen.

,,Was hat Lia gesagt?", fragte Jacky sofort, der das heute Mittag ebenso unangenehm war wie mir. ,,Sie...also...hat mich weggeschickt. Sie... sie will mich nicht mehr sehen. Sie... hat gesagt, dass ich mich... dass ich mich verpissen soll", begann ich ,,und jeder von der Mannschaft weiß es... wirklich, jeder!", meinte ich niedergeschlagen. ,,Ich wollte das nicht", sagte Jacky immer wieder und ich nahm es ihr auch ab, da es mir ebenfalls so ging. ,,Alter Leute, jetzt beruhigt euch mal wieder und schaut euch das Spiel an", forderte Theresa. ,,Ja, das sollten wir glaub wirklich tun", meinte ich. Meine Mannschaft lief gerade in die Halle ein. Kurz drauf ging das Spiel los. Es war kein guter Beginn von beiden Mannschaften. Es dauerte immer eine Ewigkeit bis das nächste Tor fiel. Niclas verschoss gleich zwei Gegenstöße. Er war heute auch nicht ganz bei der Sache. Irgendwie war das niemand. Ich machte mir schon Vorwürfe, dass es an mir lege, doch gegen Ende drehten die Jungs nochmal auf und gingen mit einem fünf-Tore-Vorsprung in die Kabinen, Lia folgte ihnen.

Die zweite Halbzeit ging zunächst genau so träge weiter. Plötzlich war die Halle still. Es war die 36. Spielminute und Rene blieb auf dem Boden liegen. Das ist für ihn ungewöhnlich. Das kommt nicht oft vor. ,,OMG wer ist das?", schrie Jacky auf einmal. ,,Unser Kapitän und Abwehrchef", meinte ich in einem weiteren Schockzustand. ,,Was ist genau passiert", fragte Scarlett, die die Aktion wohl verpasst hat. Ich habe es ganz genau gesehen. ,,Sein Knie wurde zur Seite weggedrückt und es sieht alles andere als gut aus", schilderte ich. Und ich sollte Recht behalten. Kurz drauf wurde er mit einer Trage vom Feld getragen. ,,Oje, da kann man echt nur das beste für ihn hoffen", meinte ich. Was war denn heute nur los?

Die nächsten Minuten setzte Steffen die Akzente, dann ließen alle nach. Der Bergische HC konnte bis auf zwei Treffer herankommen, irgendwie schafften die Jungs es dann noch einen drei-Tore-Vorsprung über die 60 Minuten hinweg zu schleppen. ,,Ich muss runter", sagte ich sofort nach Abpfiff. Lia ging mir geschickt aus dem Weg und versteckte sich hinter Disse. ,,Was ist mit Rene?", fragte ich Alfred, der gerade vom Interview kam. ,,Es sieht nicht gut aus. Zu mir hat er gesagt, dass er glaubt, dass alles kaputt sei". ,,Scheiße", kommentierte ich die Lage. ,,Du sagst es".

,,Rune?", rief mich auf einmal jemand. Es war Niclas. ,,Was gibt's?", meinte ich ein wenig verwirrt. Ich wusste nicht, über was ich mir jetzt gerade Gedanken machen sollte. ,,Hast du kurz Zeit?", fragte er. ,,Ich schon, aber du musst doch duschen, oder?", hakte ich nach. ,,Das kann warten. Wir müssen kurz was klären", meinte er nun mit einer ernsteren Stimmlage. Wir setzten uns auf die Spielerbank und er begann: ,,Wie sieht das eigentlich zwischen uns beiden aus? Ich dachte wir hätten uns wieder vertragen und dann erfahre ich von Lia, dass du dich schon wieder über mich geärgert hast.". Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. ,,Also... ich weiß nicht, was du mit einer Reise nach Schweden bezwecken willst. Willst du dich an Lia ranma-". Er stoppte mich abrupt und sagte: ,,Rune, ich dachte, das hätten wir geklärt. Ich habe Lia vor längerer Zeit versprochen, dass ich ihr bisschen schwedisch beibringe und dann hat sie gemeint, dass das ganz cool wäre, weil sie schon immer mal nach Schweden wollte. Und dann habe ich mir gedacht, das wäre ein schönes Geschenk wenn ich mit ihr ein paar Tage in meine Heimat gehe und wir dort gemeinsam bisschen Sightseeing machen. Wenn du dir aber so viele Sorgen machst, kannst du auch mitkommen. Bei mir daheim ist genug Platz. Aber das soll Lia entscheiden". Ich wollte die Sache jetzt nicht noch schlimmer machen, also ließ ich es gut sein. ,,Was haben Lia und Disse euch heute eigentlich erzählt als sie wieder kamen, es gibt da nämlich ein riesen Missverständnis", sagte ich. ,,Oh, da bin ich jetzt aber gespannt", meinte er und erzählte mir eigentlich nochmal genau das, was Lia mir heute Mittag schon vorgeworfen hat und noch, dass sie extrem enttäuscht von mir ist und nie wieder mit mir reden will. ,,OK, das mit dem Reden hat sie ja schon wieder gebrochen", begann ich meine Erklärung. Dann erzählte ich ihm alles. ,,...Jacky will auch gar nichts von mir. Sie hat ja auch selber einen Freund und hat mich einfach nur als guten Kumpel angesehen. So wie Lia und Steve, die beiden verstehen sich auch prima und sind nicht zusammen. Und mein Weihnachtsgeschenk ging einfach bisschen unter. Es sollte eigentlich die Reise heute nach Köln sein.". Ich klärte ihn noch über ein paar andere Sachen auf und letztendlich war er der, der geschockt war. ,,Ich glaube, da gibt es Aufklärungsbedarf. Soll ich mal mit Lia reden?", bot er mir an, dies nahm ich dankend an.

Lias Sicht

,,Hey Lia, können wir kurz reden", fragte mich auf einmal Niclas. ,,Ja klar", meinte ich und ging mit ihm vor die Türe. Dort waren wir alleine. ,,Ich glaube, du solltest dich mal auf Einiges gefasst machen!". Ich schaute ihn fragend an und er fuhr fort. Am Ende stand ich mit offenem Mund da und konnte meinen Ohren eben nicht trauen.

Wie peinlich ist das denn bitteschön? Ich heule mich bei der ganzen Mannschaft aus und dann stellt sich heraus, dass ich die Schuldige bin. Ich kann mich bei denen nicht mehr blicken lassen, bei niemand mehr! Ich musste hier weg, und zwar schleunigst!


Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt