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Und, fit für Polen?", fragte ich Rune, als wir uns gemeinsam bei ihm auf die Couch setzten. „Hoffentlich! Aber ich glaube schon", gab er mir als Antwort zurück. Dies beunruhigte mich ein wenig. „Sicher, dass du spielen kannst?". Er drehte sich zu mir und nahm meinen Kopf in seine Hände. „Ja, ganz sicher", flüsterte er mir zu und küsste mich anschließend.

„Was machen wir heute noch so?", wollte ich wissen. Ich hatte morgen wieder Schule, von dem her wollte ich meinen letzten Ferientag noch genießen. „Was willst du machen?", stellte er mir die Frage zurück. „Irgendwas schönes". „Vielleicht essen gehen und dann ins Kino oder so", schlug er vor und ich war sofort begeistert. „Au ja!".

Wir fuhren abends gegen halb sieben also nach Kiel rein und gingen erstmal was essen. Rune zahlte natürlich, die Kinokarten übernahm ich dann, doch Rune bestand drauf, dass er dann wenigstens die Popcorn und das ganze Zeug übernimmt. „Du gibst ja eh nicht nach", behauptete ich mit einem frechen Grinsen. Er lächelte mich daraufhin nach dem Motto tja-so-bin-ich-halt an und händchenhaltend gingen wir dann zu unseren Plätzen. „Kannst du dich noch an unseren letzten Kinobesuch erinnern?", fragte ich. Rune prustete laut los und lenkte nun die Aufmerksamkeit der anderen Besucher auf uns. „Na toll. Das hast du jetzt klasse hinbekommen", motzte ich grinsend. „Ja sorry, du hast doch angefangen", rechtfertigte er sich. „Ja natürlich, aber du hättest ja nicht gleich so loslachen müssen", beschwerte ich mich. Durch unsere Diskussion, die nicht gerade leise verlief, wurden auch noch die letzten in dem Raum auf uns aufmerksam und dann ging es los. „OMG, da ist Rune Dahmke"; „Ruuuuunneeeee, ich liebe dich". „Rune Dahmke? OMG, wo?"; „Was, der Dahmke ist auch da, geil"; „Kann ich ein Bild mit dir haben?"; „Kannst du hier unterschreiben"; „Ich will aber auch ein Autogramm"; „Ich war aber vor dir dran"; „Nein, warst du nicht, du hast dich vorgedrängelt"; „Rune, ich will auch ein Bild"; „Kannst du mich umarmen, bittteeeeee!".

Langsam wurde mir der Trubel echt so viel, ich wusste, dass Rune seine Fans liebte und er sich auch gerne Zeit für die nahm. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, er hätte sich Zeit für mich genommen. Ich stand also unbemerkt auf und ging schnell auf die Toilette. Was Besseres ist mir im Moment nicht eingefallen.

Als ich wieder zurückkam, war der Andrang bei Rune nicht mehr so groß, und es waren nur noch zwei, drei Fans da. Ich setzte mich seufzend neben ihn.

Runes Sicht

Ich hatte ein mega schlechtes Gewissen. Das kam gerade alles so unerwartet, ich habe nicht einmal gemerkt, wie sich Lia verpisst hat. Ich bin so ein Idiot. Ich habe es erst bemerkt, als sie sich wieder neben mich gesetzt hat. Ich wollte doch einen schönen Abend mit ihr haben, ihren letzten Ferientag mit ihr genießen und was mache ich stattdessen? Sie missachten und mich meinen Fangirls widmen. „Lia, es tut mir Leid", entschuldigte ich mich nach einiger Zeit. Ich starrte sie die ganze Zeit an, sie schaute nur auf die Leinwand, an der noch immer Werbung lief. „Der Film geht los", meinte sie knapp. OK, wohl doch keine Werbung mehr. Doch der Film war mir grad so was von scheißegal.

Nach ein paar Minuten legte ich vorsichtig meinen Arm um Lia. Sie reagierte überhaupt nicht darauf. Immerhin hat sie ihn nicht weggedrückt. War das ein positives Zeichen? Eine Weile verharrten wir in dieser Position, dann ging ich einen Schritt weiter. Ich nahm mir meine Popcorn und schob ihr eins in den Mund. Sie nahm es an, schaute mich aber noch immer nicht an. Ein, zwei, drei, vier weitere folgten, bis sie dich endlich regte. Mit großen Augen schaute sie mich an. Sie war wunderschön. Ich lächelte leicht, nach einiger Zeit tat sie es auch. Ich klemmte mir ein Popkorn zwischen meinen Mund. Davor gab ich ihr zu verstehen, dass sie es sich holen sollte. Sie zögerte einen Moment, doch dann näherte sie sich meinen Lippen und zog es beim Kuss zu sich in den Mund. Es war zwar noch ein wenig verhalten, doch löste in mir eine große Erleichterung aus. Wir wiederholten das Spielchen noch ein paar Mal, dann wollte sie es mir nachmachen und steckte sich selber eines von meinen Popkorn zwischen die Zähne. Ihr Anblick war so wunderschön. Ihre leuchtenden Augen, ihre wunderschönen Haare, ihr perfekte Figur, einfach alles. Ich wollte sie haben, aber ohne Popkorn, mit meinen Fingern entriss ich ihr beinahe unseren Snack und warf ihn einfach weg. „Ey", hörte ich noch irgendeine Person, die sich beschwerte, doch das störte mich nicht weiter. Ich zog ihren Kopf näher an mich heran und dann verfielen wir in einen leidenschaftlichen Kuss. Mit ihrer Zunge bat sie um Einlass, welchen ich ihr auch gewährte. Sie fuhr mit ihrer Zunge an meinen Zähnen entlang und dann war ich an der Reihe. Ich erkundete ebenfalls ihren ganzen Mund und nach einer langen Zeit lösten wir uns wieder voneinander. „Ich liebe dich", gab ich ihr gleich danach zu verstehen. „Ich dich auch, sorry wegen vorhin, habe etwas überreagiert", entschuldigte sie sich. Sanft legte ich meinen Finger auf ihre weichen Lippen. „Psst, ich bin hier der Idiot, du bist mir tausend Mal wichtiger als jeder einzelne THW-Fan und ich bin einfach zu blöd, es zu beweisen, aber glaub mir, ich mache sowas nie wieder. Versprochen! Ab jetzt zählst wirklich nur noch du!" Sie kuschelte sich daraufhin noch ein Stück näher an mich heran. Der Film war zwar fast aus, aber wir schauten trotzdem noch interessiert zu, wir verstanden zwar die Hälfte nicht, aber ich hatte Lia, das war wichtiger.

„Ich verstehe es nicht, irgendwie muss das Kino verflucht sein. Nie können wir dort einen ruhigen Abend verbringen. Letztes Mal das mit Sprengi und heute halt", ärgerte sie sich auf dem Heimweg. Ich brachte sie nach Hause, da sie morgen ja wieder in die Schule musste. Vor ihrem Haus hielt ich an und schaute ihr tief in die Augen. „Lia!", begann ich. Sie schaute mich abwartend an. „Ich bin stolz auf dich", ich stoppte kurz, fuhr dann aber weiter fort: „Aron hat mir heute gesagt, wie süß du bist, weil du einfach überhaupt nichts blickst. War aber positiv gemeint. Du warst ihm sofort sympathisch. Jenny mochte er zwar auch, aber er mochte dich mehr". Dann küsste ich sie auf die Stirn. Mit einem Lächeln stieg sie aus und ich wartete noch, bis sie im Haus verschwunden war. Dann fuhr auch ich wieder nach Hause.

Lias Sicht

„Hallo Lia!", schrie meine Mutter freundlich durch das ganze Haus. Ich war noch nicht richtig drin, da wollte ich schon wieder raus. Ich schaute mich erstmal eine Weile um. Dann kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer und grinste mich breit an. „Na, wie gefällt's dir?", wollte sie wissen. Bevor ich was erwidern konnte, plapperte sie munter weiter. „Du musst dir erstmal dein Zimmer oben anschauen, ist richtig toll geworden!", verriet sie mir. Das hieß nichts Gutes! „Dein Ernst jetzt? Es hieß: Ein Teil", fiel ich mein Urteil über unser Haus.

Und um euch mal schnell aufzuklären: Vielleicht könnt ihr es euch ja schon denken, aber das ganze Haus war aufgerissen. Mitten durch. Jetzt waren Jennys Wohnung und unsere, eine! Alle Wände waren weg. Soweit ich mich erinnern konnte, wollten sie drei Wände und nicht das ganze Haus ausreisen. Meine Mutter fuhr fort:

„Ja, wir haben es uns spontan doch anders überlegt. So finden wir es auf jeden Fall besser! Musst dir mal den Rest anschauen", drängte sie mich, doch ich lehnte ab. Ohne weitere Worte ging ich über das Wohnzimmer in die Küche. Dort saß Marco und zog sich eine Packung Chips rein. „Hey", meinte ich knapp und lief weiter. In der Küche schenkte ich mir erstmal ein Glas Wasser ein. Irgendwas brauchte ich jetzt. „Weißt du, wo Jenny ist?", rief er mir hinterher. Ich konnte nur vermuten, dass sie mit zu Disse gegangen ist. Aber Jenny war ein gutes Stichwort. Sie wusste wahrscheinlich noch nichts von ihrem Glück. In meinem Zimmer schrieb ich ihr gleich mal.

Hey Süße, bei uns daheim ist das größte Chaos. Wir wohnen jetzt zusammen! Mach dich auf das Schlimmste gefasst, Privatsphäre hast du hier nicht mehr!

Kurz drauf kam schon ihre Antwort

Jenny: Ach du scheiße. Ist es wirklich so schlimm? Bin grad bei Disse, schau morgen früh mal vorbei, soll ich dich morgen in die Schule fahren? Disse muss ich eh noch wohin bringen!

Lia: Das wäre cool. Wohin muss Disse?

Jenny: Darf ich nicht sagen, ich weiß es selber nicht mal;)

Lia: Alles klar. #vertrauen?

Jenny: Hab ich mir auch gedacht, aber hat wahrscheinlich seine Gründe, er meint, wir würden es noch früh genug davon erfahren

Wir schrieben noch eine Weile. Irgendwann musste ich aber schlafen und davor noch meine Tasche packen. Gegen halb elf schaltete ich das Licht auf und hörte nur noch meine Mutter und Marco, wie sie lange miteinander redeten. Details wollte ich gar nicht wissen. Ich war zwar froh, dass ich mich wieder mit meiner Mutter angefreundet habe, aber sie ist trotzdem seit der Trennung sehr merkwürdig. Einfach undurchschaubar. So stimmungsschwankend!


Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt