60.

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„Ich bin froh, dass ihr euch wieder vertragen habt", offenbarte Jenny mir. Ich musste Schmunzeln und schickte Rune einen Luftkuss. In der Trinkpause kam er kurz mit Disse zu uns und beide bekamen einen Trainingskuss von uns. „Wää, du stinkst", fuhr ich Rune an. „Das gehört halt auch zum Handball dazu", mischte sich ein jüngerer Spieler bei uns ein. „Wer bist du?", fragte ich ihn knallhart. Jenny hätte es mir sicherlich auch sagen können, aber ich war das war mir gerade egal. So bin ich halt. Er lachte kurz und meinte dann: „Andreas Wolff, ich spiele ab nächster Saison übrigens auch bei euch in Kiel". Ich nickte einmal langsam. „Und wann beginnt die?", schob ich schließlich noch nach, da ich mal wieder keinen Plan hatte. „Juli", zwinkerte er mir zu und ging dann, wie auch Rune und Disse, zurück zu den anderen.

„Was weißt du überhaupt?", fragte Jenny mich leicht entsetzt. „Ja, tut mir Leid", entschuldigte ich mich. Sie schüttelte nur lachend den Kopf. „Lach nicht", forderte ich beleidigt, trotzdem konnte ich mir ein Schmunzeln über mich selber nicht verkneifen. „Du lachst doch schon selber über dich", stellte sie mit einem Zwinkern fest. „Oha", schmollte ich.

Nach einiger Zeit war das Training beendet und die Jungs gingen duschen. Jenny und ich gingen nochmal kurz zu Dagur Sigurdsson. „Hallo ihr Zwei", begrüßte er uns freundlich. „Können wir eigentlich zu dem Spiel nach Kassel mitkommen?", fragte Jenny. Wo war denn Kassel jetzt schon wieder? „Ja, von mir aus. Ne, könnt ihr gerne machen", erlaubte er uns. „Super!", freute Jenny sich und entdeckte dann meinen fragenden Gesichtsausdruck. „Da spielen die am Samstag gegen Island, Testspiel", klärte sie mich auf. „Ja, kann sein, Rune hat da glaub mal was erwähnt", dachte ich nach, fragte dann aber trotzdem nochmal nach, wo Kassel genau sei.

Wir warteten noch kurz und dann kamen auch schon die Ersten vom Duschen zurück, auch Rune. „Hey Süße", meinte er und wir küssten uns leidenschaftlich. „Wo ist Disse?", wollte Jenny sofort wissen. Rune und ich lösten uns kurz und er sagte: „Der braucht noch bisschen, hat grad erst angefangen". Dann ging unsere Knutscherei weiter. Jenny wartete also genervt weiter, unterhielt sich dann aber mit ein paar Spielern, die ich alle noch nie gesehen habe. „Ich liebe dich", flüsterte Rune mir zu. „Ich dich auch, wer ist das da bei Jenny, ich kenn hier niemanden", meinte ich traurig. Rune lächelte süß und erklärte dann: „Also Jenny unterhält sich gerade mit Niclas Pieczkowski und daneben stehen Steffen Fäth und Simon Ernst und dahinten sind Andi Wolff und Carsten Lichtlein, unsere beiden Torhüter und Tobias Reichmann. Der Rest ist noch beim Duschen". „Das kann ich mir doch niemals merken", verzweifelte ich schon, doch Rune munterte mich wieder auf. „Ach, das wird schon, du hast ja auch noch ein paar Tage Zeit und guck mal, die Zwei da kennst du". Er deutete mit dem Finger auf zwei Spieler. „Haha ja", freute ich mich und war richtig stolz auf mich, dass ich Disse und Steffen auf Anhieb erkannt habe. Von Rune gab es einen kleinen Beifall und in dem Moment raste Jenny an uns vorbei und spring an Disse hoch, welcher schnell seine Tasche fallen ließ. „Oh, da haben sich aber zwei vermisst", mischte sich ein weiterer unbekannter Spieler ein. Rune durchschaute die Situation und erklärte mir, dass das Martin Strobel sei.

Nach dem Abendessen gingen Jenny und ich auf unsere Zimmer und keine fünf Minuten später klopfte es auch schon und Rune, Disse und noch so ein Typ kam rein. „Bevor du fragst, das ist Erik Schmidt!", klärte mich Jenny gleich auf. Dieser Erik Schmidt lachte nur und setzte sich dann auf einen von den Stühlen. Rune und Disse kamen jeweils zu Jenny und mir aufs Bett. Ich küsste Rune und er fuhr mit seinen Händen durch meine Haare.

Es wurde ein lustiger Abend, wir lachten viel und die Jungs erzählten Geschichten vom Handball. Peinliche Momente und krasse Tore, Trickwürfe und bittere Niederlagen und und und... Gegen halb elf gingen dann alle wieder zurück in ihre Zimmer und Jenny und ich schalteten auch das Licht aus. „Gute Nacht", meinte ich und gähnte einmal. „Gute Nacht", sagte auch Jenny und kurz drauf bin ich auch schon eingeschlafen.

Die Tage bis zum Spiel gegen Island vergingen eigentlich ziemlich schnell, trotzdem war es eine richtig tolle Zeit und wir hatten viel Spaß. Inzwischen konnte ich auch schon fast alle Namen und mit einigen Spielern habe ich auch schon Smalltalk gehalten. Jenny war natürlich als großer Handballfan total begeistert und nutzte jede Gelegenheit aus um mit den Jungs zu plaudern und mit ihnen Bilder zu machen. Eine Nacht haben Rune und Disse bei uns geschlafen, da wir es ohne sie nicht ausgehalten haben und jetzt waren wir gerade mit dem Mannschaftsbus auf dem Weg nach Kassel. Jenny und ich saßen hinten bei Rune, Disse, Erik, Niclas und Fabian. Da ich etwas müde war, legte ich mich auf Runes Beine, doch an Schlafen war bei dieser Truppe nicht gedacht. „Was habt ihr denn letzte Nacht getrieben?", wollte Erik wissen, der die Nacht alleine in seinem Zimmer verbringen musste. „Es war eine friedliche Nacht", erklärte Jenny mit einem Grinsen. „Och wie langweilig, keine Kondome dabei gehabt?", mischte sich Niclas mit ein. „Nein, leider daheim vergessen", klärte ihn Rune mit einem Zwinkern auf. „Weißt du, so was sollte man eigentlich immer in der Tasche haben, man weiß ja nie", meinte Fabian und brachte uns so zum Lachen. „Ich hab mal gehört, dass Sex am meisten Spaß macht, wenn es völlig unerwartet dazu kommt, wenn niemand damit rechnet und es einfach passiert", teilte und Niclas sein Wissen mit. „Und Sex in der Kabine soll wohl auch richtig heiß sein", fuhr Jenny weiter fort. „Dann weiß ich ja, mit was ich dich locken kann", freute sich Disse. „Ohh, das alleine reicht nicht, da musst du dir schon was drum herum einfallen lassen", meinte Jenny zu der Aussage und schaute ihren Disse überlegen an. Dieser dachte kurz nach und sagte dann: ,,Sex in der Dusche?". Jenny wartete kurz mit ihrer Antwort, meinte dann aber: ,,Ja, schon besser".

„Jungs, jetzt wechselt mal wieder das Thema! Wir sind da! An Handball zu denken, wäre jetzt glaub sinnvoller!", ermahnte uns der neue Kapitän Steffen. „Spaßbremse", ärgerte ich mich. „Lia, er hat glaub Recht, sonst sind wir nachher wirklich nicht bei der Sache", meinte Rune mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich erhob mich nun ebenfalls und ging nach draußen. „ARON!", schrie Rune auf einmal neben mir. Aron? Wer ist das denn jetzt schon wieder? Ich suchte nach Jenny, doch die war bereits in der Halle. „Hi", begrüßte dieser Aron mich. „Äh, hi", meinte ich verlegen und verwirrt. Rune stellte ihn mir kurz vor: „Das ist Aron Palmarsson. Er hat bis letzte Saison noch bei uns gespielt, ist dann aber nach Veszprem gewechselt. Er ist isländischer Nationalspieler und wird heute gegen uns spielen". Wir umarmten uns also kurz, er hat angefangen... Dann redete er mit Rune noch ein bisschen. „Wie geht's Marko?", wollte Aron wissen. „Marco? Der ist jetzt mit meiner Mutter zusammen", schrie ich begeistert, obwohl ich eigentlich nicht so begeistert davon war. Aron schaute mich verwirrt an und Rune schlug sich seine Hand an die Stirn. „Was denn?", fragte ich nun ebenfalls leicht verwirrt. Rune schüttelte den Kopf und meinte dann: „Er meint Marko Vujin, nicht Jennys Vater!", erklärte er mir. Uups, das war peinlich. Aron lachte nur freundlich und Rune erzählte ihm, dass es dem Marko mit K gut gehe, er oft noch von den gemeinsamen Zeiten erzähle und dass er immer besser im Training werde. „Schade eigentlich, dass er nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurde, ich hätte so gerne gegen ihn gespielt", verriet Aron. „Ach, da muss man nominiert werden?!", stellte ich auf einmal fest. „Was dachtest du denn?", wollte Rune wissen. „Ähmm, keine Ahnung, vielleicht wer die meisten Tore wirft oder so". Was hatte dieser Aron nur für ein Bild von mir, das war doch mehr als peinlich, aber ich habe nun mal keine Ahnung vom Sport. „Früher wusste sie noch weniger, als ich sie kennengelernt habe, wollte sie erstmal meinen Namen wissen, sie wusste davor glaub auch nicht mal, dass es Handball überhaupt gibt", erzählte Rune mit einem Schmunzeln. „Ey, so witzig finde ich das nicht", beschwerte ich mich. Als Antwort bekam ich einen Kuss. „Ihr passt zusammen!", stellte Aron mit einem Grinsen fest.

„Rune! Lia! Ihr sollt... OMG, Aron Palmarsson", kreischte auf einmal Jenny, die von hinten kam. „Darf ich dich umarmen und ein Bild mit dir machen und ein Autogramm und...", meinte sie hektisch. „Komm her", meinte er freundlich und nahm sie in den Arm. Danach bekam sie ihr Bild und noch ein Autogramm von ihm. „Danke, danke, danke". Sie bedankte sich einfach tausend Mal bei ihm. Schließlich gab er ihr sogar noch seine Nummer, aber erst nachdem Rune ihm gesagt hat, dass das die Freundin von Christian Dissinger sei.

Plötzlich tauchte Dagur Sigurdsson hinter uns auf. „Jenny, ich habe doch gesagt du sollst die Beiden holen!", sagte er streng. Jenny lächelte verlegen und deutete auf Aron. „Wurde abgelenkt", rechtfertigte sie sich. Wir gingen schließlich also auch in die Kabine und Dagur unterhielt sich noch kurz mit Aron in Isländisch. Das verstand eh keine Sau.



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