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„Das ist aber nicht...", fing sie an doch wurde direkt wieder von Jenny unterbrochen. „Oh doch". Sie lächelte breit. „Ihr seid doch echt verrückt!". Ich war ebenfalls sehr begeistert, ich liebte diesen Bus einfach. Die Türe öffnete sich und der Busfahrer winkte uns zu. „Worauf warten wir?", fragte Disse und lief mit Jenny an der Hand los. Ich half meiner Mutter mit dem Kleid, damit es auf dem Weg nicht schmutzig wurde. In einem Bus für eine ganze Mannschaft war bei acht Leuten genug Platz, dass jeder sich breit machen konnte. Wir fuhren etwa fünfzehn Minuten bis zur Kirche. Jenny stieg als erste aus um zu ihrem Vater zu gehen. Sie versprach mir zu schreiben, wenn wir kommen konnten. Vor der Kirche versammelten sich schon viele Leute. Rune, Disse und Marko gaben wir den Auftrag den Leuten zu sagen, dass sie Platz nehmen sollten. Auch Jacky und Tijana gingen mit, sodass ich nun mit meiner Mutter alleine war.

„Ich bin so wahnsinnig aufgeregt", meinte sie zu mir. Ich ergriff ihre Hand, ich war aber genauso aufgeregt. „Du siehst wunderschön aus", versuchte ich sie zu trösten und erneut landete mein Blick auf dem „AG" auf ihrer Hüfte. Sie folgte meinem Blick und fragte mich, was da Besonderes sei. Ich wollte gerade mein Mund öffnen, als mein Handy vibrierte. Jenny schrieb, dass wir kommen könnten. „Es ist soweit", verkündigte ich und half ihr auf dem Bus wieder rauszukommen. Wir liefen die paar Meter bis zu einem schön angelegten Hintereingang der Kirche. Es sah ein bisschen aus wie in einem Märchen. Alles so wunderschön und dazu strahlender Sonnenschein. „OPA!", rief ich freudig und rannte so gut es ging auf ihn zu. Er schloss mich in seine Arme und ich war richtig froh ihn zu sehen. Er würde meine Mutter zum Altar begleiten. Sie wollte eben eine traditionelle Hochzeit haben, wie es früher üblich war. Mein Opa von Süddeutschland würde sie also dorthin begleiten. Sonst war niemand da, Jenny war wahrscheinlich schon bei ihrem Vater.

„Du bist wunderschön", meinte er zu meiner Mutter, nachdem er mir das Gleiche verkündigt hat. Ich finde es ja witzig, dass er Marco nicht einmal kennt. Gehört hat er wahrscheinlich schon viel von ihm, aber die Beiden haben sich noch kein einziges Mal gesehen. „Ich gehe dann auch mal. Du schaffst das". Ich drückte meine Mutter noch einmal und betrat dann ebenfalls die Kirche. Rune winkte mir gleich zu. Wir saßen bei der THW Mannschaft, wenn ich mich aber so umschaute, kannte ich 70% der Leute, die hier saßen, wenn nicht noch mehr. Die restlichen 30% gehörten zu Marco. Ich war spät dran, doch das fiel mir jetzt erst auf. Marco stand bereits am Altar vorne und wartete auf meine Mutter. Er sah auch richtig gut aus. Rune fasste meine Hand, als es schließlich soweit war: Meine Mutter betrat an der Hand meines Opas die Kirche. Mir kamen ein paar Tränen. Ich nahm Blickkontakt zu Jenny auf, die vorne in der ersten Reihe saß. Wir nickten uns zu und jetzt konnte ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten.

Marco ging ein paar Schritte auf sie zu. Auch seine Augen waren feucht, die von meiner Mutter will ich erst gar nicht erwähnen. Als der Pfarrer dann irgendwelche langweiligen Gebete oder was das war aufsagte, dachte ich an den Moment, indem ich erfahren habe, dass die Beiden heiraten würden. Ich kam gerade von Polen zurück – unsere Badboys waren Europameister – und vor lauter Schock bin ich die Treppen runtergefallen und lag erstmal im Krankenhaus. Irgendwie hat sich jetzt aber meine Meinung in den vergangenen Monaten verändert und ich sehe die Hochzeit nicht mehr ganz so kritisch. Ich mag Marco inzwischen auch mehr, aber als ein Stiefvater werde ich ihn einfach niemals ansehen. Dennoch gönnte ich es meiner Mutter und es war auch irgendwie ein tolles Gefühl zu wissen, dass meine beste Freundin auf einmal meine Stiefschwester war. Erneut schaute ich in ihre Richtung und nun fiel mir auf, dass Nancy neben ihr saß. Erleichtert atmete ich aus und konzentrierte mich wieder auf das Gelaber des Pfarrers.

„Trag diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue!"

Moment mal, das war nicht die Stimme des Pfarrers. Habe ich etwa alles verpasst? Na super. Marco legte meiner Mutter den Ring an und die Beiden lächelten sich glücklich und zufrieden an.

Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt