Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!

52.

Ich rannte einfach weg. Von Niclas verabschiedete ich mich nicht mal. Mir war das einfach nur peinlich. Nach dieser Aktion will Rune sicherlich nichts mehr von mir wissen. Wo war er eigentlich? Meine Freunde sah ich vor der Halle stehen. Rune war nicht da. Vielleicht war er auch schon wieder bei seiner Mannschaft, inzwischen wusste ich ja, dass er und Jacky nichts voneinander wollen. Was sollte ich jetzt nur sagen? Ich verpiss mich den ganzen Tag und jetzt tauche ich auf, weil ich die wahre Geschichte kenne. Das ist irgendwie naiv, doch das war mir jetzt eigentlich grad egal. ,,Ehmm Leute", rief ich zu ihnen rüber. Es waren nur noch ein paar Schritte. Flo war der erste der mich sah. ,,Lia ist wieder da!", freute er sich. Ihm traute ich zu, dass er das mit Rune und mir nicht geblickt hat, weil er die ganze Zeit wieder nur an Essen dachte. Jetzt drehten sich auch die anderen um. Auf einmal verfinsterten sich ihre Gesichtsausdrücke. Dann rannte Jacky auf mich zu und sprang in meine Arme. ,,Lia... es... es tut mir so Leid. Ich... ich wollte das nicht!", wisperte sie. ,,Ach Jacky, mir tut es so Leid. Ich war echt nicht OK heute Mittag, weißt du, ich habe meine Tage und bin einfach nicht so gut drauf", offenbarte ich ihr. Daraufhin lächelte sie leicht. ,,Irgendwie habe ich es mir gedacht".  Wir drückten uns nochmal kurz und gingen dann zu den anderen zurück. Die bekamen auch alle eine Umarmung von mir. Danach machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück nach Oberstdorf und ich war einfach nur wieder glücklich.

Runes Sicht

Ich war auf der Suche nach Niclas. Niklas sagte mir, dass er noch in der Dusche sei. Also setzte ich mich in die Kabine und wartete. Als Dule raus kam fragte ich, ob Niclas noch lange brauche. ,,Der ist auch gleich soweit", antwortete mir und zog sich um. Kurz drauf kam Niclas dann tatsächlich. ,,Rune?", wunderte er sich. Er zog sich um, nebenbei erzählte er mir von dem Gespräch mit Lia. ,,Weißt du, ich glaube, es ist ihr extrem peinlich. Am Ende ist sie dann einfach weggerannt", beendete er seine Erzählung. ,,Die rennt immer gleich weg wenn es nicht nach ihrem Kopf geht", ärgerte ich mich. Das war mir jetzt nämlich schon öfters aufgefallen. ,,Glaubst du, sie ist sauer auf mich?", fragte ich Niclas am Ende noch. ,,Sauer ist sie glaub auf niemand. Wenn dann auf sich selbst. Ich kenne sie mittlerweile", meinte er.

Irgendwann klopfte es an der Türe und Alfred meinte, wir sollten uns mal beeilen wenn wir noch mit dem Mannschaftsbus nach Kiel fahren wollten. Niclas schmiss schnell seine Sachen in die Tasche und fünf Minuten später saßen wir im Bus und fuhren los. Da ich ziemlich müde war, schlief ich die ganze Zeit. Spät in der Nacht kamen wir dann schließlich in Kiel an.

Lias Sicht

Wir kamen erst in den frühen Morgenstunden wieder in Oberstdorf an, da ein Zug Verspätung hatte und wir somit den Anschlusszug verpasst haben. Auf der Fahrt konnte eigentlich niemand ein Auge zudrücken. Daher waren wir sehr müde und beschlossen erstmal richtig auszuschlafen. Um halb fünf waren Jacky und ich dann auch endlich daheim und wir fielen sofort totmüde ins Bett. Einen Wecker stellten wir uns nicht.

Durch die Sonne, die in mein Gesicht prallte wurde ich wach. Ich zog mein Handy aus der Steckdose und stellte fest, dass es kurz vor drei nachmittags war. Habe ich wirklich so lange geschlafen? Jetzt war ich dafür hellwach. Als ich mein Handy entsperrte, sah ich zehn entgangene Anrufe. Was war denn da los? Sieben waren von meiner Mutter und drei von Rune. Rune konnte warten, dachte ich mir. Ich wollte irgendwie nicht mit ihm reden. Also rief ich meine Mutter an.

M: Lia, wo bist du?

L: Bei Jacky, seit wann interessiert dich wo ich bin?

M: Vielleicht weil ich immer noch deine Mutter bin. Gestern war ich kurz bei Jacky und ihre Eltern wussten auch nicht wo ihr wart. Ihr seid abgehauen, ohne uns auch nur das geringste Wort zu sagen! Wo warst du?

L: Beim THW!

M: Du bist aber nicht ernsthaft nach Kiel geflogen. Bitte sag, dass das nicht wahr ist