„Je...Jenny kommt?", stammelte ich fassungslos. Angelo schaute mich fragend an. „Du weißt nichts davon?". Ich schüttelte den Kopf, mir fehlten die Worte, ich freute mich aber unglaublich. Als ich die Neuigkeiten verarbeitet habe, ging ich auf seine Frage von eben ein. „Kann Rune sicherlich machen, aber meinst du nicht auch, dass es sinnvoller wäre, wenn Disse Jenny abholen würde?". Er dachte kurz nach, dann meinte er: „Ja, stimmt schon, aber ich möchte halt auch mitkommen". „Denkst du ich nicht? Ich werde ihn später fragen, sehe ihn sowieso im Training heute Abend", erklärte ich. Dann klingelte es und wir mussten wieder zurück ins Klassenzimmer. Zwei Stunden noch!
Endlich beendete unser Lehrer die Stunde. Wir bekamen noch unsere Vokabeltests zurück, in dem ich erstaunlicherweise eine 2+ hatte. Das freute mich natürlich, es geht echt wieder bergauf bei mir. Ich verließ das Schulgebäude und sah schon von weitem auf der anderen Straße Steffen stehen. Er lehnte an seinem Auto dran und trug eine Sonnenbrille und eine Cap. Der Coole. Ich ging freudig auf ihn zu und als er mich sah, kam er mir ein Stückchen entgegen und mitten auf der Straße umarmten wir uns dann zur Begrüßung... Naja, bis ein Auto uns anhupte. Wir fingen an zu lachen und gingen schnell auf die Seite. Im Auto hörte unser Kichern noch immer nicht auf. „Der soll sich mal nicht so anstellen", behauptete Steffen. „Mhhh, der kommt doch mit seinen 80 Jahren selber nicht vom Fleck". Es war insgesamt eine sehr lustige Fahrt und da heute schönes Wetter war, fuhren wir nach Laboe an den Strand. Wir hielten nur noch schnell an einem Imbissstand und kauften uns jeweils einen Hotdog, OK, Steffen hat meinen bezahlt...
„So, was gibt's? Du hast irgendwas von Rune gesagt", meinte Steffen, als wir uns in einem Strandkorb niederließen. „Jaaa, er ist in letzter Zeit so komisch. Er wird voll schnell aggressiv, schnell schnippisch und ist einfach nicht mehr so wie früher. Weißt du vielleicht, was er hat? Ist irgendwas passiert von dem ich nicht weiß, oder... ach keine Ahnung!". Er überlegte kurz. „Wenn es das ist, was ich vermute, liegt es nicht an dir". Jetzt wurde ich natürlich neugierig. „Sondern?". „Weißt du, seit der EM bekommt er im Spiel irgendwie nichts mehr auf die Reihe. Er hat deutlich weniger Spielzeiten, wie am Anfang der Saison, da Mini momentan einfach die Nummer eins auf der Position ist. Darunter leidet er schon und wenn er dann reinkommt, läuft es auch einfach nicht so, wie er es sich vorstellt. Auch im Training ist er immer wieder unkonzentriert und bekommt dann halt auch nicht selten einen Anschiss von Alfred. Ich glaube es liegt daran". Ich kann seine Leistung nicht beurteilen, aber es klang plausibel. Und wenn es von Steffen kommt, dann erst Recht. Ich hoffte einfach, dass er Recht hatte und ich wirklich nicht das Problem bin. „Mini geht doch bald. Glaubst du, dass das Rune hilft?". Nachdem nach kurzer Zeit immer noch keine Antwort kam, hakte ich nach: „Steffen?". „Naja, also es ist so: Nächste Saison bekommen wir auch einen klasse Spieler auf dieser Position und ich möchte dir gegenüber ehrlich sein: Es wird schwer werden für Rune!". Ich nickte nur und schaute dann das Meer an. Steffen erkannte meine Reaktion und versuchte mich aufzumuntern: „Aber Rune ist ebenfalls ein super Spieler, er kann genauso gut die Nummer eins werden und du weißt ja auch nicht, wie sich Raul Santos in die Mannschaft integrieren wird. Vielleicht läuft es ja bei ihm auch nicht gleich so toll, er muss erstmal in unser Spielsystem reinbringen und ist momentan auch noch verletzt, er hat also Trainingsrückstand. Rune hat gute Chancen, wirklich, und ich bin mir auch sicher, dass er diese nutzen wird, noch kein Spieler ist für immer in ein Loch gefallen". Er lächelte mir aufmunternd zu. „Danke", nuschelte ich und lehnte mich an ihn heran. Dank ihm weiß ich jetzt, was Runes Problem ist, und vielleicht auch, wie ich mich am besten verhalte. Ich muss ihn auf jeden Fall motivieren und immer für ihn da sein, wenn es ihm mal schlecht geht.
Wir blieben noch ziemlich lange und redeten über Gott und die Welt. „Oh, schon so spät, wir sollten langsam mal zurückfahren. Ich muss noch meine Trainingstasche holen und dann wollten wir uns ja wegen dem Geschenk früher treffen", stellte Steffen erschrocken fest. „Soll ich mitkommen?". Er lachte. Wieso? „Willst hierbleiben und zum Training laufen oder was?". „Nein, aber... Hä?! Egal, hab's grad nicht gerafft". „Deshalb bin ich der Raffi, der rafft alles". Daraufhin brach er in schallendes Gelächter aus. „Der Witz war so flach", stellte ich dennoch mit einem Grinsen fest. „Also ich fand den gut", behauptete er. Ich schlug ihm leicht gegen den Oberarm, der voller Muskeln war „Aua", motzte er, grinste aber gleich wieder fett weiter. „So dumm", meinte ich nur verständnislos mit einem Lächeln „aber genau dafür mag ich dich". „Ich dich auch", gab er zurück „jetzt sollten wir dann aber trotzdem mal los", erinnerte er mich. Das habe ich schon wieder völlig vergessen. Gut, dass er dabei war.
Nach etwa zwanzig Minuten waren wir bei Steffen daheim. Ich war mir nicht sicher, ob ich hier schon mal war, oder ob ich das nur geträumt habe... Jedenfalls war es eine schöne Wohnung, die gar nicht mal so unordentlich war. Ich beobachtete Steffen, während er alles liebevoll (dass ich nicht lache...) in seine Tasche „legte", ach komm, er ist auch immer ehrlich, also schmiss! „Was denn?", fragte er unschuldig. „Nicht, nichts", meinte mich und grinste in mich herein. „Willst du eigentlich irgendwas trinken?", wollte er wissen. „Jetzt brauch ich auch nichts mehr", gab ich ihm zu verstehen. Natürlich brauchte ich nichts, aber das machte mir heut irgendwie Spaß. Kann man verstehen, muss man nicht, ich finde es witzig.
Wir schafften es mit exakt einer Minute Verspätung an der Trainingshalle zu sein. Zum Glück war es noch nicht das richtige Training, sonst hätte es für Steffen teuer werden können. Rune, Disse, Marko, Dule, Joan, Niklas, Igor und Dener waren schon da, der Rest fehlte noch. Würden überhaupt alle kommen? „Also Erlend, Rene, Niclas, Sprengi und Mini wollten noch kommen, die Anderen können jetzt noch nicht, machen aber mit", sagte Rune und beantwortete somit meine Frage, ohne dass ich sie erst stellen musste. Wir gehörten einfach zusammen. Ich setzte mich zu ihm und küsste ihn zur Begrüßung. Er hat seinen Laptop mitgebracht und fuhr ihn gerade hoch.
„Also Lia und ich haben uns überlegt den Beiden ein Wellness-Wochenende irgendwo zu schenken. Da Silke vom Allgäu kommt, haben wir uns überlegt, in Österreich oder so zu schauen, von Marco weiß ich leider nicht so viel, wir dachten...". Marco? Jenny. Jenny! Disse! Ich musste ihm noch von den Neuigkeiten erzählen. Ich hörte Rune gar nicht mehr richtig zu, das war aber nicht so schlimm, da ich eh schon wusste, was er den Jungs jetzt erzählen wird. „Disse?". Er drehte sich zu mir. „Hmm?". „Ehmm, also, wusstest du, dass Jenny kommt?", fragte ich unsicher. „Jenny? Wie jetzt? Wann kommt sie?", wollte er erstaunt wissen. „Vielleicht zur Hochzeit!", machte ich ihm klar. „Wirklich? Das wusste ich gar nicht! OMG, ich freue mich ja so", grinste er. „Ich habe es auch nur von Angelo gehört, anscheinend kommt sie morgen an. Können wir sie vielleicht in Hamburg am Flughafen abholen? Angelo wollte auch mitkommen". Er war nicht mehr bei der eigentlichen Sache, er dachte nur noch an Jenny. „Na klar, wann kommt sie? Wann sehe ich sie endlich wieder?". „Gute Frage. Ich rede heute Abend nochmal mit Angelo, dann melde ich mich bei dir, OK?". Er nickte eifrig und zappelte auf seinem Stuhl herum. Aber ich freute mich ja genauso...
„Bist du auch einverstanden, Disse?", fragte Rune, doch er bekam keine Antwort. „Ja, ist er, er lebt gerade in einer anderen Welt", erklärte ich Rune und ohne weiter nachzufragen, fuhr er fort. Er dachte sich hundertprozentig jetzt genau das, was ich jetzt auch denken würde. „Alles klar. Dann hätten wir jetzt eine Woche in den Sommerferien in einem Fünf-Sterne-Wellnesshotel in Kärnten in Österreich an einem See. All-inclusive für zwei Personen. Dazu haben Lia und ihre Band einen Song komponiert...". Bei diesen Worten musste ich breit grinsen. Die Tatsache machte mich einfach stolz. „...Niclas kümmert sich um zwei THW-Trikots mit der Nummer 2016 und der Aufschrift „Silke + Marco♥", das wird von uns signiert. Was haben wir noch? Ah, genau, zwei VIP-Karten für unser letztes Spiel in dieser Saison und Niklas war so freundlich und hat sich bereiterklärt alles zu verpacken und zusammen zu stellen", erzählte uns Rune. Ich freute mich jetzt wirklich schon auf die Hochzeit, da ich mir sicher war, dass das ein tolles Geschenk werden würde. Ich bedankte mich natürlich erstmal bei Rune, dass er das alles organisiert hat und dann noch bei der gesamten Mannschaft. Als später auch noch der Rest eintrudelte, erzählte ich von unseren Plänen und auch dieser Teil der Mannschaft war begeistert. Irgendwann kam dann Alfred und die Jungs mussten anfangen zu trainieren. Ich setzte mich derweil an Rand und schaute zu. Ich achtete mal besonders auf Rune.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker mal wieder um sechs Uhr und ich erledigte meinen typischen Tagesablauf. Marco nahm mich wieder mit und in der Schule angekommen, suchte ich erstmal Angelo, denn ich musste Disse noch Bescheid geben. Als ich ihn dann schließlich mal fand, meinte er, dass Jenny um 17.34 Uhr landen würde. Ich sagte ihm, dass Disse bereit wäre sie abzuholen und er auch mitkommen könne. Das freute ihn natürlich und ich schrieb gleich Disse. In der Pause las ich, dass er sich das irgendwie einrichten könne und er uns um 16.15 Uhr bei mir daheim abholen kommen würde. Genau so gab ich die Nachricht weiter und ich glaube Angelo freute sich schon wahnsinnig darauf, zu mir zu kommen, doch das schwächte ich gleich mal ab: „Es reicht dann, wenn du so um 16.10 Uhr bei mir bist, ich komme dann raus".
Den Blick hättet ihr sehen sollen, als ich ihm das sagte... Lachflash pur für mich!
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Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!
FanfictionIch bin Lia und wohne erst seit ein paar Wochen in Kiel. Ich hasse hier alles. Doch als ich bei einem THW Kiel Spiel Rune Dahmke kennenlernte gefiel mir Kiel auf einmal. Ich wollte hier nicht mehr weg und hatte plötzlich wieder Spaß am Leben, auch w...