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,,Lia, aber...aber das geht nicht. Also... ich habe einen Job und-", stotterte meine Mutter. Hatte sie meine Aussage von eben überrascht? ,,Lia, wenn du mir das vor drei, vier Monaten, als wir neu dort waren gesagt hättest, hätte ich es verstanden. Aber die letzte Zeit warst du einfach so glücklich. So habe ich dich noch nie erlebt. Nicht mal hier. Was ist mit Rune? Er ist dein Freund! Du kannst ihn jetzt doch nicht einfach so hängen lassen. Was ist mit Jenny, sie ist mehr als eine beste Freundin für dich. Was ist mit deinem besten Kumpel Christian? Was du mir manchmal für Geschichten erzählt hast, da konnte ich echt nur staunen. Warum willst du denn jetzt auf einmal alles wieder aufgeben?", fragte mich meine Mutter. Ihre Stimme klang mitgenommen und traurig. ,,Weil ich... ach... ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht.". Langsam kamen mir die Tränen. Ich war hin- und hergerissen. Das was meine Mutter sagte war richtig, was würde nur aus meinen Freunden dort werden. Ich habe ihnen so viel zu verdanken. Eigentlich konnte ich sie jetzt nicht einfach so hängen lassen. Andererseits habe ich hier ebenfalls Freunde, die ich auch sehr liebe. Momentan stehe ich echt zwischen zwei Stühlen. Aber ich musste in Norden zurück. Das war mir klar. Meine Mutter hatte dort eine Arbeit, eine Wohnung und vor allem ein Leben. Sie war überglücklich und ich war noch nicht volljährig. Konnte mich also nicht selber entscheiden. ,,Lia, komm mal her", meinte meine Mutter und breitete ihre Arme aus.

,,Wenn es dir in Kiel doch so gut gefällt, warum sind wir dann überhaupt hierher gekommen?", schluchzte ich. ,,Oma und Opa wollten uns mal wieder sehen. Und da wir das schon vor einigen Wochen ausgemacht haben, habe ich gedacht, dass Weihnachten ein schöner Zeitpunkt wäre und du dich sicherlich auch freuen würdest. Damals wusste ich noch nicht, wie viel Rune dir tatsächlich bedeutet.", erklärte sie. ,,Sorry, aber ich verstehe deine Logik echt nicht. Danke, für bezaubernde Weihnachten, vielen Dank", schrie ich und rannte aus dem Haus. Was sollte ich jetzt nur machen? Was wollte meine Mutter jetzt damit bezwecken, irgendwie machte das alles keinen Sinn. Ich brauchte jetzt Ablenkung, und diese würde ich sicherlich bei Jacky bekommen, sie war einfach immer für mich da und in ihrer Familie war ich auch immer willkommen. Sie wohnte nicht ganz so weit weg, sodass ich zu Fuß zu ihr laufen konnte.

,,Lia, OMG wie siehst du denn aus? Was ist mit dir los?", fragte sie fürsorglich und führte mich ins Wohnzimmer zu ihren Eltern. ,,Lia! Schön dich wiederzusehen, meine Kleine", freuten sich ihre Eltern und nahmen mich beide zur Begrüßung in den Arm. ,,Was ist los, Maus, erzähl!", bat Jacky. Also erzählte ich ihr alles, was eben vorgefallen war. ,,Wenn du wirklich hier bleiben willst, wir haben seit mein Bruder ausgezogen ist, noch ein Zimmer frei. Du kannst gerne hier wohnen wenn du willst", bat sie mir an. Das gefiel mir. Zumindest solange ich mit meiner Mutter hier war. ,,Also wenn euch das nichts ausmacht", meinte ich kleinlaut, aber Jacky winkte sofort ab. ,,Komm mit!".

,,Ich bin ratlos, unschlüssig und verwirrt. Was soll ich nur machen?", fragte ich sie in meinem "neuen" Zimmer. ,,Du musst wieder zurück. Du kannst jetzt nicht einfach hier bleiben, auch wenn du das gerne tun würdest und wir alle es auch gerne hätten, aber deine Mutter hat Recht. Außerdem lässt man einen Jungen nicht einfach so links liegen. Ich spreche da aus Erfahrung. Haha. Ne, jedenfalls würde ich vorschlagen, dass du so oft wie es geht in den Ferien kommst und wir dann gemeinsam Spaß haben. Und wenn du willst, kannst du ja deinen Rune auch mitbringen. In dieses Bett passt ihr locker zu zweit, vorausgesetzt er ist nicht so fett wie Flo", lachte sie und brachte damit auch mich zum Lächeln. ,,Nein, also er ist höchstens die Hälfte von ihm", erklärte ich. ,,Na dann ist ja gut. Und noch was: Wie wärs wenn du deinem Freund jetzt einfach mal anrufst. Danach sieht die Welt sicher schon wieder ganz anders aus. Dir wird es besser gehen und vielleicht hilft der Anruf dir ja bei deiner Entscheidung", meinte sie. Auf ihren Rat hin wählte ich also Runes Nummer:

R: Lia, wie geht's dir?

L: Hey Rune, joaa, eigentlich ganz gut!

R: So hörst du dich aber nicht an, Süße. Ist was passiert?

L: Ich...also...

Meine Tränen flossen mittlerweile wie Wasserfälle. Jacky saß neben mir auf dem Bett und tröstete mich. Es war einfach eine scheiß Situation. Runes Stimme lösten in mir so viele schöne Gefühle aus und ich dachte an gemeinsame Momente. Unsere erste Begegnung in der Sparkassenarena, unser Aufeinandertreffen im Supermarkt unser erster Kuss und ich dachte an alle schönen Dinge, die ich in der Zeit mit Rune erlebt hat. Er hat mir tatsächlich wieder das Lächeln beigebracht. Und auf der anderen Seite saß Jacky. Sie war immer für mich da, egal wie scheiße es ihr gerade selber ging. Sie schätzte mich so wie ich immer war. Wo war ich denn nun besser aufgehoben?

J: Hallo? Noch jemand dran?

In der Zwischenzeit hat Jacky mir mein Handy aus der Hand genommen und hob es sich nun selber ans Ohr. Jetzt redete sie mit Rune. Nach einem langen und ausführlichem Gespräch legte sie auf und lächelte mich an. Sie hat ihm alles so erzählt, wie ich es ihr eben gesagt hatte und ich hatte ein wenig Schiss vor Runes Reaktion. Was bedeutete dieses Lächeln jetzt nur? ,,Also Lia, komm erstmal wieder down. Dein Freund ist ja mega nett. So was darfst du doch nicht aufgeben. Er hat gesagt, dass er dich versteht, dich aber unheimlich vermisst und so gerne mit dir Weihnachten gefeiert hätte. Er liebt dich über alles und ihm tut alles Leid, was er jemals für dich falsch gemacht hat. Er möchte aber auch, dass du dich mal wieder richtig auspowern kannst und du sollst unbedingt über die Ferien hier bei uns bleiben, weil er ja eh nicht da ist. Und wenn du willst kann er irgendwie Karten für das letzte Spiel von denen besorgen und das für uns alle, dann können wir gemeinsam nach Köln und dort noch shoppen gehen. Und das würde er dir gerne noch als Weihnachtsgeschenk schenken und wenn du Bock drauf hast, sollst du ihn einfach kurz nochmal anrufen. Ja, ich glaube das war alles was er gesagt hat". ,,Ist das dein Ernst?", fragte ich mit großen Augen. ,,Also mein Ernst ist es und er hat sich auch so angehört, als sei es sein Ernst". Mein Grinsen wurde immer breiter und ich konnte nicht anders, als sie ganz fest zu umarmen. ,,Danke, danke, tack!". ,,Tack?", fragte sie. ,,Schwedisch, haha, hat mir ein guter Kumpel beigebracht", lachte ich. Dann wählte ich erneut Runes Nummer, nur diesmal mit mehr Überzeugung:

R: Lia?

L: Rune?

R: Lia!

L: Rune!

R: Das was wir hier grad machen ist sinnlos!

L: Ich weiß, aber geil!

R: Hat dir deine Freundin meine Idee überbracht?

L: Jep und ich fände es richtig geil

R: Ein paar von den Jungs würden sich auch noch dran beteiligen. Ich sollte dann nur wissen wie viele ihr seid, dann bekommen wir die Karten und die Zugfahrt zahlen wir dann für euch. Einverstanden?

L: Wenn das für euch OK-

R: Jaaaahaaaa!

L: Ich mein ja nur. Also es wären Jacky und ich, dann Theresa, Steve und Flo, sind wir bei fünf, ach ja, und noch Scarlett, also sechs! Wäre das möglich?

R: Na klar, ich sage Alfred gleich Bescheid und die Karten werde ich gleich buchen, schicke dir die  Bestellbestätigung dann später!

L: Cool danke. Love U

R: Kein Ding! Love U 2, Baby

,,Danke Jacky", lächelte ich und ging zufrieden ins Bad um mich umzuziehen. Jacky lieh mir Klamotten aus und eine viertel Stunde später lag ich in meinem Bett und schlief irgendwie doch noch glücklich ein.


Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt