Kapitel 1

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„Eilmeldung!"

Ich schrecke auf.

„Weiterhin verwehrt Cassandra Caloras Management ein Statement zu ihrer Entführung. Die Polizei hat noch keine genaueren Informationen, doch für alle offensichtlich ist, ist die Tatsache, dass Cassandra vor mehr als neun Stunden entführt worden ist und keine Spur des gewalttätigen Kidnappers zu finden ist."

Ich öffne ruckartig meine Augen und grelles Licht versucht mich zu erblinden. Oh Mann. Ich muss mir ein Stöhnen unterdrücken. Mein Kopf pocht stark und ich bin ganz neben der Spur.

Neben mir ist ein Schnauben zu hören. „Gewalttätig? Von wegen. Ich rette nur mein Zuhause", erwidert eine tiefe Stimme und die Geräusche werden stumm gestellt.

Was?

Nach ein paar Sekunden klärt sich mein Blick wieder und das erste, was ich bemerke, sind die vielen Autos. Ich befinde mich auf einer Autobahn. Einen Herzschlag später bemerke ich den jungen Mann, der neben mir das Auto steuert.

Überrascht blicken mich seine grauen Augen an. „Du bist früher wach als erwartet." Er murmelt leise noch etwas, was sich so anhört wie „hätte ich ihr bloß mehr gegeben". Genervt beißt er auf seine volle Unterlippe und mein Blick wandert etwas nach unten zu seinem markanten Kiefer und seiner scharfen Jawline.

Wer zur Hölle ist er? Verwirrt blinzele ich und die Worte der Nachrichtensprecherin hallen laut in meinem Kopf nach. Cassandra Calora. Entführung. Gewalttätiger Kidnap- Mein Mund klappt auf und erst jetzt beginne ich zu realisieren, was gerade passiert.

Mein Blick fällt auf die Uhranzeige am Display und ich lese 8 Uhr 47. Also bin ich seit... neun oder zehn Stunden in seiner Gefangenschaft. Oh mein Gott. Mein Kopf läuft auf Hochtouren, aber es fühlt sich an, als würde ich durch ein Wattebäuschchen hören, sehen, fühlen und denken.

„Willst du etwas trinken? Die KO-Tropfen wirken noch nach. Es kann sein, dass du dich schläfrig fühlst." Aufmerksam beobachtet er mich und ich drehe mein Kopf in seine Richtung.

Ich mustere ihn und seine dunklen, fast schwarzen Haare und das markantes Gesicht. Sein muskulöser Körper entgeht mir nicht und automatisch frage ich mich, ob er nicht jeden Tag zwölf Stunden lang Gewichte hebt.

Sobald er bemerkt, dass ich nicht antworten werde, konzentriert er sich wieder auf die Straße und holt dabei aus dem Seitenfach eine Wasserflasche. Auf einmal ist mein Hals ganz trocken und dankbar nehme ich es und trinke es gierig aus.

„Was hast du mit mir vor?", frage ich ihn dann ruhig und bin selbst verwundert über meine Entspanntheit. Eigentlich müsste ich ausflippen - zumindest tobt mein Herz. Diese Tropfen müssen echt gut sein.

Er überlegt und wählt die nächsten Auge mit Bedacht. „Ich bringe dich zu der Liebe deines Lebens."

„Hä?", entfährt mir nicht sonderlich schlau und Panik kriecht meinen Nacken hoch. Was für ein Psychopath.

„Mein bester Freund. Ich bringe dich zu meinem besten Freund und kann versprechen, dass es dir dort sehr gut gehen wird." Sein rechter Mundwinkel zuckt und ein kleines Lächeln schleicht sich in sein Gesicht.

Ach du Scheiße! Wie soll ich nur aus dieser Situation herauskommen? Nun erfasst mich die Panik und die Angst mit groben, großen Klauen und hält mich eisern fest.

Ohne weiter nachzudenken, versuche ich mehrmals die Beifahrertür des fahrenden Autos zu öffnen und meine Angst schürt mir mit jedem weiteren Versuch die Kehle zu. Doch die Kindersicherung erfüllt ihren Zweck mit unnachgiebiger Widerstandsfähigkeit,

„Hey, beruhig dich mal!", ruft mir mein Entführer zu und ich beiße meine Zähne zusammen. Was soll ich jetzt nur machen?

Als dann auch noch seine Hand mich an dem Oberarm berührt, entweicht mir ein spitzer Schrei und ich zucke stark zusammen. Ich werde niemals heil von hier fliehen können. Tränen treten in meine Augen und mit verschleierter Sicht schlage ich seine Hand weg. Er gibt ein Zischen von sich und in den nächsten Sekunden sind nur meine laute, unregelmäßige Atmung und das Öffnen eines Reißverschlusses zu hören.

„Eigentlich wollte ich es nie soweit kommen lassen, aber mir bleibt keine andere Wahl, Cas." Noch während ich mich zu ihm drehe, spüre ich einen schmerzhaften Stich an meinem Oberarm und gleich darauf tauchen immer mehr schwarze Punkte in mein Sichtfeld auf. Ein Wimpernschlag später kippt mein Kopf zur Seite und ich schlafe ein.


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