Kapitel 65

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Cassandra

Via hat ihn gefunden und versucht in sein Bewusstsein hindurch zu dringen.

Zach.

Zachary.

Zach!

Meine Wangen sind mittlerweile nass und mein Kleid ebenso. Frank hat mir sein Jackett auf meinen Körper gelegt, um mich irgendwie zu wärmen, aber es wird nur schlimmer.

Er antwortet nicht, ruft Via verzweifelt aus und ihre Angst überträgt sich auch auf mich.

„Was soll ich nur tun?", schluchze ich und keuche wieder auf, da es sich anfühlt, als würde ich ertrinken, verbrennen und zerquetscht werden zugleich.

Via versucht es wieder, aber wir bekommen keine Antwort, was eigentlich nicht sein kann.

Fuck, schreit sie in meinem Kopf und am liebsten würde ich auflachen, weil sie noch nie Kraftausdrücke benutzt hat, aber stattdessen verlässt nur noch mehr Flüssigkeit meine Augen.

Wir müssen sie anrufen ist ihr nächster Einfall und ich teile das irgendwie Frank per Mindlink mit.

„Was soll uns das helfen?", höre ich ihn zweifelnd fragen und ich könnte explodieren. Vor Schmerz und vor Wut.

„Ruf ihn einfach an", fauche ich atemlos und meine Stimme bricht ab.

Ich muss mich noch mehr krümmen. Wann hört das nur auf?

Frank neben mir bewegt sich und kramt hoffentlich sein Handy raus, weil wenn nicht, dann-

Das altbekannte Tuten tritt ein und ich habe endlich einen winzigen Grund mich zu freuen.

Aber auf einmal geht die Mailbox ran und ich versuche mich hitzig aufzusetzen.

Doch ich breche zusammen und mein Kopf landet hart auf Franks Oberschenkel.

Ich ächze laut und halte eine Hand an meinem Kopf, weil es sich grässlich dreht und ich kurz vorm kotzen bin. Bitte nicht.

„Er hat uns weggedrückt", stellt Frank fest und ich merke, wie er es wegstecken möchte.

„Versuch es nochmal", befehle ich ihm augenblicklich und zum ersten Mal kann ich nicht einmal meine Macht benutzen, so geschwächt bin ich.

Das Tuten ertönt wieder und die Mailbox geht sofort ran.

„Versuch es so lange, bis sie rangehen", keuche ich und Frank traut sich zum Glück, nicht zu widersprechen. Ansonsten würde es wirkliche Konsequenzen für ihn haben.

Mindestens zehn Mal geht nur die Mailbox ran und ich würde mich am liebsten darüber aufregen, aber diese Seelenschmerzen lassen mich kaum denken.

Die Hoffnung längst aufgegeben, entfährt mir wieder ein Schrei und plötzlich ist es nicht mehr das Einzige, was man in diesem Auto hört.

„Was?", ertönt Jonas genervte Stimme und ich sammle meine letzte Kraft, um Frank das Handy aus der Hand zu reißen.

Sobald ich es habe, falle ich zurück, aber dieses gottverdammte Handy klatscht mir aufs Gesicht, da ich zu schwach bin, um es zu halten und ich stöhne auf.

Deshalb greift Frank danach und hält es für mich. Immerhin kann er das.

„Hallo? Ich habe keine zehn Jahre", beschwert sich Jonas und er hört sich gestresst an.

„Wo ist Zach?", will ich wissen, doch ich kriege nur ein gebrochenes Flüstern raus.

„Ist da überhaupt jemand?", fragt er wieder und Frank unterbricht ihn.

„Wo ist Zachary?", fragt er für mich und ich halte mir die Hand vor dem Mund, um meinen nächsten Schrei zu dämmen.

„Kann ich dir das nicht später sagen? Ich habe hier gerade keine Zeit", ist das Einzige, was Jonas von sich gibt und wenn es mir besser gehen würde, wäre ich bereits in dieses Telefon gesprungen und hätte Jonas eins übergehaut.

„Wo ist er?", brülle ich vor Schmerzen, obwohl ich nicht einmal schreien wollte und meine Stimme bricht ab, bevor die nächste Flut in Höchstgeschwindigkeit antanzt und mich aufspießt.

„Cas, bist du das?", er hört sich verwirrt an.

Offenbar reißt Frank der Geduldsfaden und seine Wut von vorhin kommt zurück, da ich sie nicht mehr halten kann.

„Jetzt hör mir mal zu. Wo ist Zachary verdammt nochmal? Cassandra ist neben mir am abkratzen und keiner weiß, was sie hat oder wie man ihr helfen kann", kocht er über und hält sich offenbar zurück, da er den Respekt nicht verlieren darf.

Als würde ich Franks Worte unterstreichen wollen, wird die Tortur noch heftiger und ich muss noch schlimmer aufschreien, was in ein Schluchzen übergeht.

„Scheiße, nicht sie auch noch", ruft Jonas panisch aus und ich merke mir, ihm eine zu klatschen, wenn wir uns das nächste Mal sehen werden. Kann er nicht Klartext reden? Was ist nur los mit diesen Männern?

„Was ist denn?", harkt Frank aufgewühlt nach und ich bebe noch heftiger.

„Zach geht es seit heut früh katastrophal. So schlimm war es noch nie und vor drei Stunden hat er wieder sein Bewusstsein verloren. Aber seit einer halben Stunde tut sich gar nichts mehr bei ihm."

„Ist er tot?", frage ich unter den lautesten Schluchzern der Welt und mein Herz zerspringt zum wiederholten Male in sieben Billionen Einzelteile. Mein Verstand verabschiedet sich nun offiziell von mir.

„Nein, du hättest das gespürt. Er lebt noch, aber seine Atmung funktioniert kaum. Das Einzige, was noch geht und in einem viel zu hohen Tempo schlägt, ist sein Herz."

Ich möchte etwas darauf antworten, aber in meinem Inneren beginnt es zu brennen und ich schwöre euch, ich weiß jetzt, wie sich Lava anfühlen muss.

„Nein", wimmere ich atmungslos und krümme mich noch mehr. Ich weine um mein Leben und kriege kein Wort mehr raus.

Jonas und Frank besprechen etwas und mein Name fällt genauso oft wie Zacharys, aber ich kann mich nicht darauf konzentrieren.

Es fühlt sich an, als würde mir man von innen meine Haut abreißen und es anzünden. Gott, Via, hilf mir! Lass es aufhören!

Ich kann nichts machen, glaub mir. Sonst hätte ich schon längst etwas unternommen.

Ich muss erneut zusammenzucken und greife nach Franks Arm, um mich irgendwo festzuhalten.

Aber vielleicht weiß ich wenigstens, wieso du solche Höllenschmerzen hast. Doch das werde ich dir später erzählen, wenn es dir besser geht.

„Falls es mir besser geht", stöhne ich zischend auf und verbessere sie.

Am liebsten soll Via mir gleich alles erzählen, jedoch könnte ich es mir nicht merken, weshalb es – argh, fuck – hinfällig- wäre.

Zum hundertsten Male setzt eine Welle der Nadelstiche, wie bei einem unaufhörlichen Sturm, ein und mir wird kurzzeitig schwarz vor Augen.

„Halt durch, wir sind bald da", Franks Stimme erklingt viel zu laut neben mir und ich schrecke auf.

Die Fahrt dauert noch gefühlte Stunden und immer öfter bin ich für einige Sekunden oder Minuten weg. Mein Zeitgefühl ist am Arsch.

Vier Blitze treffen im Abstand von zwei Sekunden auf mich ein und geben mir wohl den Rest, denn mir wird endgültig schwarz vor Augen und ich weiß noch, dass ich so schnell nicht mehr aufwachen kann.

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Oh, oh, Drama ist da, honey

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