Kapitel 60

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Cassandra

„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mir zuzuhören", beginne ich, da auf einmal jeder Text, den ich auswendig gelernt habe, verschwunden ist. Ich spüre nur Vias Anwesenheit, die mich beruhigt.

Es ist totenstill und keiner wagt, sich auch nur zu bewegen. Zu sehr sind sie gespannt, was jetzt kommen wird.

Ich blicke ganz kurz zu Frank, der mir aufbauend zunickt und ich gebe mir selbst einen Ruck, um weiterzumachen.

„Es ist jetzt genau 39 Tage her, dass ich auf meinem Konzert in München entführt worden bin. Da weder die Polizei, noch die FBI oder sonst einer fähig war, den Namen dieses", ich mache eine bedeutende Pause und tue so, als ob es mich vor Grauen schüttelt, „dieses, dieses Mannes herauszufinden, werde ich es ihnen als Erste sagen."

Zur Schau legt Frank eine Hand auf meinen Oberarm. Du machst das sehr gut, teilt er mir mit und ich nicke kaum merklich.

„Ronald Culina war sein Deckname, unter dem er sich mit mir durch die Grenzen Europas geschmuggelt hat, doch in Wirklichkeit heißt er Bern Snavjal."

Augenblicklich notieren sich alle die beiden Namen auf und ich sehe nur gesenkte, konzentrierte Köpfe. Wie Geier heben sie wieder ihre Köpfe und beobachten mich aus ihren gierigen Augen, um den höchstmöglichen Profit aus meiner Story, aus meinem Leben zu machen.

„Was alle aber mitbekommen haben, ist, dass er mich betäubt und entführt hat. Wie es sich herausstellt, hat er mich in meinem hilflosen Zustand quer durch ganz Deutschland über die dänische Grenze entführt. Dort hat er mich mit einem weiteren gefälschten Pass als seine schlafende Freundin kurz vorgestellt, da es bei dem Zeitpunkt schon nachts war. An der Küste Dänemarks im Norden wartete ein Boot auf uns, dass uns rüber nach Norwegen gefahren hat, wo ich mich bis vor wenigen Tagen noch befand."

Wieder höre ich auf zu sprechen und lege mir meine nächsten Worte zusammen, denn ich habe wirklich vergessen, was ich eigentlich sagen wollte.

„Dort habe ich in einem Häuschen gelebt, das mit sechs Zimmern ausgestattet war. Ich hatte mein eigenes und habe die ersten fünf Tage nichts außer die vier Wände gesehen. Es gab Fenster, doch die waren viel zu hoch gelegen und nur einen Spalt groß, sodass ich nur erahnen konnte, ob es Tag oder Nacht war. Bern hat mir in dieser Zeit das Essen durch einen zusätzlichen Spalt an der Tür gegeben und in diesem Zimmer gab es nur eine Toilette. Aber ich kann mich nicht mehr viel an die ersten Tage erinnern, da ich anscheinend drei Tage lang bewusstlos war. Dieses Monster hat mir erst nach zwei Wochen davon erzählt, als er dachte, ich würde ihm vertrauen. Als sein Vertrauens- und Liebesbeweis zeigte er mir die ganzen Videoaufnahmen, die ununterbrochen in diesem Zimmer von mir gemacht wurden-"

„Und in diesen Tagen hat er die ganze Zeit neben mir im Bett gelegen und konnte nicht aufhören, mich anzustarren." Zum Ende hin werde ich leiser und schließe schmerzlich meine Augen.

„In den ersten Stunden, in denen ich wirklich mein Bewusstsein zurückhatte, lag ich in einem anderen Zimmer, dass genau wie ein Krankenzimmer eingerichtet war. Dieser Psycho hat sich wie ein Arzthelfer verkleidet und mir versucht, eine ganz andere Story zu verkaufen. Aber da ich meinen Vater nicht sehen durfte, wusste ich, dass etwas faul sein musste. Er würde alles dafür tun, um in so einem Moment bei mir zu sein.
Doch ich musste mitspielen und habe zuerst weitere Gegenwehr aufgegeben, denn er war offenbar im Vorteil und sein-
Er hatte so einen Ausdruck in den Augen, bei dem einen ein Schauer über den Rücken läuft und man betet, dass er nicht eines Nachts neben deinem Bett auftaucht."

Ich stelle mir alles zu genau vor, sodass es mich nun wirklich schüttelt und ich senke meinen Kopf.

„Danach wurde ich wieder betäubt, aber dieses Mal mit einer viel geringeren Dosis, die nur für wenige Stunden andauerte. Als ich ihn das nächste Mal sah, hat er sich als ein Polizist verkleidet und wollte mich zum Protokoll ausfragen, um zu erfahren, was ich denn noch alles wüsste. Zu dem Zeitpunkt habe ich angefangen, sein Spiel mitzuspielen, da es offensichtlich wurde, dass ich nicht aus normalen Gründen bei ihm war und er nur böse sein konnte. In ihm steckt der tiefste Wahnsinn.
Beim dritten Wiedersehen, nach insgesamt fast neun Tagen oder so, sicher bin ich mir nicht, sah er ganz normal aus und er hat sich als Ronald vorgestellt. Die meiste Zeit stand ich unter Einfluss von Drogen, sodass ich relativ gefügig war und einiges tun musste, bei dem sich mein Magen überschlägt."

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