Cassandra
,Wieso gab es eigentlich vor mir niemanden, der nicht mit einem Menschen verbunden war?', frage ich Via, während ich nach dem Brief krame.
Naja, du weißt ja, dass sie sehr mächtig waren und mit der Zahl des Alters steigt auch ihre Kraft. Das bedeutet, dass ein Fünfzigjähriger Depote, der körperlich nur sehr langsam altert, unzählige Male stärker ist als einer, der erst jetzt seine volle Kraft entdeckt hat.
Deshalb könnte er auch ziemlich einfach einige stürzen und sich so immer mehr Macht nehmen, bis er kaum zu stoppen wäre.
Und da kommen die Menschen ins Spiel: Bei der Verbindung überträgt sich die Hälfte der Kraft auf den Menschen und somit wird der Depote eingeschränkt.
Aber das Problem bei dir ist, dass du keine Schranke besitzt, die dich stoppt.
Ich kann noch nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist, denn bei dir ist es das genaue Gegenteil.
Da du keinen Menschen als Seelenverwandten hast, sondern ein übernatürliches Geschöpf, pusht es deine Kraft noch mehr. Wäre es aber so ein Niemand, würde es auch nicht wirklich gravierend sein. Doch du hast dir sozusagen den stärksten Mann überhaupt geschnappt, der noch zu haben war. Denn nur Dispus stand vor ihm auf der Rangliste, aber er ist schon verbunden und somit fällt er raus. Gleich dahinter glänzt Zachary Monolé und eure Macht kollabiert förmlich miteinander und wird sich mit der Zeit stets verdoppeln.
Vielleicht ist das nötig um das erste Reich aufzubauen oder aber um das dritte vor eine Katastrophe zu Beschützern, denn alles passiert aus einem Grund.
Jedoch könntet ihr auch das Verderben aller bedeuten, da die Zukunft noch nicht geschrieben ist. Deshalb kann ich es nicht einschätzen und jetzt öffne endlich den Brief, quengelt sie am Ende und ich schmunzle ungewollt.Doch ich traue mich noch nicht, den roten Stempel aus Wachs zu brechen. Darauf ist ein Siegel abgebildet und ich erkenne schemenhaft ein Schloss. Wahrscheinlich stellt das einen Ort des ersten Reiches dar und ich nehme mir vor, es nicht zu brechen.
Ich schaue mir den Brief genauer an und das hochwertige Papier hat schon begonnen sich zu verfärben.
Auf der Vorderseite ist mein Name in geschwungener, kursiver Schrift zu lesen und ich fahre mit einem Finger darüber.
Ganz leicht ist die Vertiefung, die der Stift hinterlassen hat, zu spüren und ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen.
Das hat meine Mutter geschrieben. Noella Depote.
Ich werde sie ab jetzt nur noch Noella nennen, denn so leid es mir auch tut, das Wort Mutter hört sich mit mir in Verbindung viel zu unnatürlich und künstlich an.
Klar, mir war immer bewusst gewesen, dass ich eine habe, denn irgendwie bin ich ja entstanden, aber da ich sie nie gesehen habe, existierte sie bis zu dem Gespräch mit Dad auch nicht.
Mit gemischten Gefühlen reiße ich mich zusammen und bemühe mich den Briefkuvert vorsichtig zu öffnen, ohne dass das Sigel bricht. Fast schaffe ich es auch, doch kurz, bevor ich es abreiße, bricht mir ein großes Stück ab.
Verärgert beiße ich mir auf die Unterlippe und lege das gebrochene Stück auf einen Tisch neben mir ab.
Sachte hole ich das Papier heraus, das fest in meinen Händen liegt und ich falte es behutsam auf.
Mein Mädchen, steht als erstes oben und ich schließe betroffen meine Augen.
Nein, eigentlich nur deine Tochter, verbessere ich sie in Gedanken um die Fassade aufrecht zu erhalten, die mich vor den anbahnenden Gefühlen schützen soll.
Schließlich zwinge ich mich dazu die nächsten Zeilen zu lesen, wobei meine Augen glasig werden.
Mein Mädchen,
ich hoffe so sehr, dass ich zurückkommen werde, aber ich kann es nicht versprechen. Allein schon, dass ich diesen Brief gerade tatsächlich schreibe und mich von meiner eigenen, besten Tochter der Welt verabschiede, zeigt schon wie ernst die Sache ist.
Ich werde Daniel bitten, dir diesen Brief erst zu geben, wenn der Zeitpunkt richtig ist, doch selbst das ist nicht sicher. Denn vielleicht schmeißt er die bedeutendsten Worte meines Lebens weg und ich könnte nicht einmal sauer auf ihn sein.
Entweder du, mein Engel, wirst diesen Brief niemals zu Gesicht bekommen oder ich werde dich verlassen haben. Deshalb kann ich auch getrost sagen, dass dein Vater wirklich sauer ist und obwohl er so tut, als würde er mich nie mehr sehen wollen, weiß ich ganz genau, dass ich nach dir das Einzige bin, woran er denkt.
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LobisomemNormalerweise fangen diese Bücher doch immer mit „Cassandra ist ein normales Mädchen, 17 Jahre alt und führt ein normales Leben. Bis sie ihn trifft..."an. Den Rest könnt ihr euch ja selber zusammenreimen, was passiert. Aber wer hat bitte schön gesag...